20.12.22

Die Entschleunigung zwingt mich schon wieder, Plätzchen zu essen, es ist schrecklich. Heute gab es noch zwei echte Dinge zu arbeiten, aber die waren recht fix erledigt, also stellte sich direkt wieder Langeweile ein. Designated Survivor nebenher am Schreibtisch zuende geguckt, aber ja, die hier laut gewordenen Stimmen hatten Recht, die dritte Staffel war schon etwas abstrus, da reichen die etwa 10% der Handlung, die ich mitgekriegt habe, vollkommen aus. Obstsalat gemacht, Plätzchen gegessen, Wäsche gewaschen und aufgehängt, sogar für andere Menschen im Haushalt T-Shirts gefaltet, das mache ich seit langer Zeit schon nicht mehr, haben alle selber Hände und im Normalfall viel mehr Zeit, also lautet der Deal: Jeder faltet selbst und ich gucke nicht hin, ob es ordentlich ist, aber wenn ich eigentlich nichts Wichtigeres zu tun habe, gibt es auch keinen guten Grund, nicht zu falten.

Herr H ist noch im Büro, Kind H ist Oma besuchen, obwohl es viel lieber im Bett Switch gespielt hätte, aber so ist es halt, man hätte auch Latein lernen können für die Arbeit morgen, und wenn die Optionen sich dann um Latein verdichten, dann ist Oma natürlich wieder eine hervorragende Alternative.

Wangerooge ist freundlicherweise insgesamt sehr geschlossen, ich wollte einen Rat umsetzen, der uns gegeben wurde, nämlich Tische im Vorfeld reservieren, das Ding ist nur so: Es gibt ja kaum Restaurants, und von den wenigen Restaurants sind quasi alle derzeit geschlossen, und ja, die Idee dieses Urlaubs war natürlich, einfach mal drei Tage wirklich gar nichts zu machen, ohne Leute, ohne Arbeit, ohne andere Familienleute, ohne Wäsche, ohne Spülmaschine, also ohne irgendwelche Verpflichtungen oder äußere Reize, aber wenn ich das richtig einordne, steht jetzt ja Einkaufen und Kochen auf dem Programm, und dann ist schon wieder die Frage, ob wir nicht vielleicht einfach auf dem Sofa geblieben wären, da ist es auch schön, und wir kennen die guten Lieferdienste. Aber man muss ja den Hund auch mitdenken, und die wird das natürlich alles ganz hervorragend finden, und sie hat ja sonst nichts schönes im Leben, das arme Ding.

Morgen muss ich das, was ich heute produziert habe, wegschicken, das ist der einzige berufliche Tagesordnungspunkt, mal gucken, ob ich das auf 12 Stunden ausdehnen kann, um Langeweile zu verhindern. Irgendwann machen wir noch Thing, da hat sich leider noch immer keine Routine eingestellt, am 21.12. müssen wir uns allerdings auch nicht mehr um Routinen kümmern. Ist ja schon fast geschafft, und ich muss sagen, und an der Stelle kann ich für Frau N mitsprechen: Das war wirklich sehr viel angenehmer für uns, als das Gerödel der letzten Jahre. Mir scheint, unsere Berufe eignen sich nicht gut für so ein zeitraubendes Hobby im Dezember. Ein bisschen Leid tat mir mindestens eine Leserin. Vor längerer Zeit bekam ich mal eine sehr nette Email von einer Leserin aus den USA, die Deutsch lernt und in dem Rahmen hier immer schön liest. Mal abgesehen davon, dass es vermutlich sprachlich geschliffenere Erzeugnisse gibt, hier ist ja die Maßgabe immer nur, dass das alles exakt so schnell geschrieben wie gedacht sein muss, sonst ist es ja kein Hobby mehr, aber gut, seit ich mich nicht mehr auf Twitter über doofe Leute aufregen muss und zudem eine gewisse Politikverdrossenheit sich eingestellt hat (ist das nicht eigentlich sehr schön? Ich habe endlich diesen Punkt erreicht, an dem ich die echte Welt so viel schlimmer als die politische Welt finde, dass ich mich über nichts mehr aufregen muss. Gut, es wird auch durch nichts mehr befeuert, da ich ja nicht mehr verfolge, wie irgendwelche anderen Leute sich auch aufregen, aber insgesamt halte ich die Gesamtheit an großen Dramen in der Welt für so überwältigend, dass es ja wirklich komplett müßig ist, dann noch über Olaf Scholz nachzudenken. Oder Friedrich Merz. Wozu? Klar können jetzt einzelne Handlungen einzelne Dinge schlimmer machen, also so ganz hypothetisch wäre es ja unklug, wenn man mitten in so einem europäischen Rechtsruck jetzt auch noch in Deutschland anfinge, die tumbe Bevölkerung auf irgendwelche Geflüchtete zu hetzen, aber gut, dann wäre die Welt halt einfach noch ein My schlechter, gemessen an dem Grad der allgemeinen Schlechtigkeit der Situation bewegt mich das aber nicht mehr zu irgendwelchen Tiraden mit Schimpfwörtern. Womit mir wieder einfällt, worum es ging: Menschen lernen mit diesem Blog Deutsch, immerhin gibt es momentan weniger Schimpfwörter, aber so gesehen tut mir das natürlich leid, dass das Adventskalender Thing so wenig lehrreich ist. Und irgendwie käme ich jetzt gerne zu so einem schönen Ende mit Pointe, wo die Deutschlehrerin morgen fragt: „Und, worum ging es in dem Text von gestern“ und die Schülerin antwortet: „Ich habe wirklich keine Ahnung“, aber wie ich da wieder hinkommen soll, ist mir auch nicht klar gerade.

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