10.01.2024

Oh, dauerte wohl doch noch einen Tag. Gestern abend erreichte mich die Botschaft einer Kundin, ich bot an, heute um 8.30 Uhr dazu zu sprechen, und dann versuchte ich, mich zwischen 8 und 8.30 Uhr soweit zu entschleimen, dass ich auch tatsächlich sprechen kann, und anschließend musste ich wieder schlafen gehen. Gut, dann ist das so, Ona hinkt mir im Verlauf ja zwei Tage hinterher und hatte heute einen sehr schlechten Tag, also lagen wir um 10 Uhr schon wieder mit 6 Decken auf dem Sofa und sahen fern. Dank meiner Kollegin, die alles vor und hinter mir wegräumt, war das sogar gar nicht so schlimm, theoretisch könnte ich morgen auch wieder liegen, da hab ich um 9 den Beratungstermin bei Vaillant, da muss ich hin, aber wenn mir anschließend danach ist, dann gehe ich dann halt wieder ins Bett. Oder aufs Sofa. Dass da noch jemand liegt, ist für mich sehr angenehm, zumal es uns beiden ja nicht so wahnsinnig schlecht geht, nur leider auch noch nicht gut genug, als dass sich jetzt jemand anziehen würde und bei meiner Mutter den großen Topf Möhren untereinander holen wollen würde, den sie für uns gekocht hat, der aber leider zu schwer ist, als könnte sie den alleine irgendwo hin transportieren, aber um 19.30 Uhr kommt Herr H. aus dem Büro, alles wird gut.

A propos gut. Was übrigens nicht gut war, war die Pressekonferenz von Sahra Wagenknecht und Gesell:innen, die ich etwas zeitverzögert vorhin guckte. Meine Güte. Gut, blablabla, nur wir können Deutschland jetzt noch retten, alles gut, traurig stimmte mich aber die Anwesenheit von Fabio De Masi auf dem Podium, ich mag den Mann und hätte gehofft, dass er klüger ist, bei so einer Bumsbude mitzumachen. Wen ich ja nicht mag, ist Thomas Geisel, der einzige Düsseldorfer OB, der es jemals geschafft hat, gegen einen Kölner nicht wiedergewählt zu werden, das muss man hier in der Hood auch erst mal schaffen. (Ob er der einzige ist, der das je geschafft hat, entsprang jetzt meiner Phantasie, aber auch wenn er der zweite gewesen sein sollte, macht mir das den Mann nicht sympathischer.)

Ich fand Geisel immer absolut schrecklich, und zwar aus völlig unpolitischen Gründen, ich fand halt immer, dass der Mann ein Idiot ist. Tja, so kann man sich halt auch mal nicht täuschen. Nach seiner huldvollen Beteuerung neulich zu 40 Jahren SPD, dass er der Partei immer erhalten bliebe, wechselt er also jetzt zu der ganz unironisch nach Sahra Wagenknecht benannten Partei – das natürlich nur, damit man sie auf dem Wahlzettel findet, meine Güte, will die mich eigentlich verarschen – und möchte jetzt für das BSW ins Europaparlament einziehen, damit wir in Deutschland dann endlich weniger Migration haben. Ich kann momentan sowieso nicht so viel essen, aber zum Kotzen würde es fast reichen. Gerade schickte ich ein Kotzemoji verbunden mit der Frage, wie die Genoss:innen das denn so sehen an einen befreundeten Düsseldorfer SPD-Granden, ich denke, ich kriege ein Kotzemoji zurück.

Jetzt habe ich mir gar nicht gemerkt, wo ich das gelesen habe, aber irgendein lustiges Medium zeigte Geisels Bild neben dem von HG Maaßen mit der Überschrift „Endlich wieder wichtig sein“, ich hab’s kurz nachgesehen, es war die Rheinische Post, natürlich, wer kennt Geisel schon sonst noch, und ja, da kann schon was dran sein. Im Hause Geisel war Midlife Crisis anscheinend insgesamt Thema, erst letztes Jahr tingelte Dr. Vera Geisel, seine Frau, durch die lokalen Medien mit der Neuigkeit, dass sie mit 52 ihren Job als Rechtsanwältin an den Nagel hängt, um Model zu werden, sie suche jetzt eine Agentur, um ihrer Karriere auf die Sprünge zu helfen. Keine Frage, sehr schöne Frau, die Frau Geisel, ich habe sie in den letzten Jahren ein paar Mal gesehen und ordnete sie optisch immer ein bei „Öko mit Geld“, ich war also sehr erstaunt von der Nachricht, aber gut, wir wissen alle noch nicht, was ich mir mit 52 überlege, einen Teil der Midlife Crisis hatte ich bereits vorgezogen und hoffentlich abgeschlossen, aber ich würde nicht schwören, dass das final erledigt ist. Ich bin ja immer noch ein bisschen traurig, dass ich nicht Medizin studiert habe, we will see. Darf ja auch jede machen, was sie will. No judgement.

Egal, Frau Geisel wird vielleicht Model, Herr Geisel geht vielleicht ins Europaparlament, Fabio De Masi ist offensichtlich doch nicht so toll und klug, wie ich immer dachte, oder ich habe Sahra Wagenknecht einfach nicht gut verstanden, kann natürlich auch sein. An einer Stelle der Pressekonferenz musste ich übrigens sehr laut lachen, aber so ein böses Lachen von einer Person, die im Düsseldorfer Stadtgebiet lebt und jetzt eine sehr teure Wärmepumpe einbauen lässt. Das war der Punkt, an dem Wagenknecht sich über das Gebäudeenergiegesetz aufregte, wie absurd das doch sei, dass jetzt Leute in Altbauten in der Stadt sich Wärmepumpen einbauen lassen sollten, das ginge alles viel einfacher, Fernwärme für alle und zack. UND WER WAR HIER SECHS JAHRE LANG OB UND HAT DAS NICHT GEMACHT? HÄ? WER?

Die RP kommt jedenfalls zu dem Schluss, dass es zur Stärke einer Demokratie gehöre, solche Ausfälle (wie Geisel und Maaßen) auszuhalten. „Charakterschwäche und Selbstverliebtheit entlarven sich selbst“ lautet der letzte Satz, und damit ist auch alles gesagt über das Verhältnis des großen Düsseldorfer Mediums zum alten OB. Ich selbst weiß momentan insgesamt nicht mehr gut, was die Demokratie alles aushält, ich beobachte eher abwartend. Es wäre natürlich schön, wenn sich jetzt alle Irren und Undemokraten auf mehrere Parteien aufteilen und dann die demokratischen Parteien wieder zu relevanteren Mehrheiten kommen, so gesehen ist es ja gut, dass es eine weitere Anlaufstelle für Idioten gibt. Aber das mit Fabio De Masi, das hab ich ein bisschen übel genommen.

2 Gedanken zu „10.01.2024“

  1. „meine Güte, will die mich eigentlich verarschen“

    Ja, absolut, uns alle. Das einzig Positive an der Sache ist, dass dieser seltsame Verein zumindest im Osten der noch unsäglicheren AfD Konkurrenz machen wird — die Idee „mehr Sozialstaat durch weniger Ausländer“ in Kombination mit „im Osten war nicht alles schlecht“ dürfte bei recht vielen Leuten ziehen.

    Ihre Enttäuschung über Herrn De Masi teile ich, von Herrn Geisel hatte ich noch nie zuvor gehört.

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