02.04.2022

Man muss ja auch mal spontan sein, und da bin ich quasi Vorreiterin. Langes Zaudern und Hadern und Nachdenken und Sorgenwälzen ist mir zuwider, und somit ist es nur folgerichtig, dass ich gestern auf einen Probeball ging, nachdem Frau N mich um 15.30 Uhr bei Ikea an der Kasse (fragen Sie nicht, das Kind macht jetzt Kunst in Einmachgläsern, und ich wollte doch nie mehr zu Ikea fahren, ach) telefonisch erreichte mit der Frage, ob ich nicht bitte um 19.30 Uhr 250 Kilometer entfernt auf einen Ball mitgehen könne. Kurzer Blick an mir runter: Nein, eigentlich nicht, aber das machte das Ganze natürlich nur umso interessanter. Als sie dann noch erwähnte, es gebe ein großes Buffet, war ich komplett überzeugt, fegte alle mit mir an der Kasse stehenden Menschen zusammen, rannte zum Auto und verlud die Sachen, wartete dann noch 15 Minuten, bis endlich alle Hotdogs aufgegessen waren und die anderen Menschen auch kamen, fuhr zum Barfladen und inventarisierte derweil im Kopf, was zu tun sein. Während des Telefonats war mir nur „Nägel lackieren“ eingefallen.

Im weiteren Verlauf fielen mir noch diverse andere Dinge auf. So war ich zum Beispiel, obwohl ich seit zwei Wochen sehr intensiv mit Ballausstattung beschäftigt bin, nicht gut vorbereitet. Morgens wollte ich meine Haare färben – verschoben. Immerhin den Sichtbereich enthaart, je nach Kleid. Ups. Die große Garderobe für demnächst erfährt ihren ersten großen Auftritt, genau, demnächst, und zudem ist mein Schlafzimmer ja abgebaut und alles, was ich nicht im normalen täglichen Leben benötige, in Kisten verpackt. Feinstrumpfhose? Keine Ahnung wo. Kleid? Keine Ahnung wo. Kneifunit? Keine Ahnung wo. Nun gut, zum Glück hatte ich nicht wie geplant vor dem Ikeabesuch die Pakete zur Packstation gebracht, also war ich noch im Besitz von drei Strampelanzügen, die ich als Backup bestellt hatte, für den Fall, dass der echte nicht so gut gewesen wäre, wie ich ihn mir erhofft hatte. Und die Schlafsituation. Durch einen gewissen Teilbefall wollte ich ungern übernachten, also müsste ich mit dem Auto hin und zurück fahren, oder ins Hotel, aber dann hätte ich gleich den Sonntag noch mit verloren, und das Kind spielt ja Handball und ich muss ein wenig arbeiten, alles sehr kompliziert. Ich spule vor.

Ich zog einen Strampler und den Verlobungsring meiner Mutter an, rief Frau N an, ob sie ihr Hochzeitsjäckchen mitbringen könnte, zog meine Hochzeitsschuhe an, einen dicken Wollpulli für die Fahrt drüber, packte zur Sicherheit die Zahnbürste ein und fuhr los. Lange Rede, kurzer Sinn. Sehr schöne Veranstaltung. Ein ganzer Raum voller demnächst junger Erwachsener, die sich und das ganze Leben, das vor ihnen liegt, feierten, und ich wusste noch exakt, wie sie sich gerade fühlen. So insgesamt. Sehr schön. Dazu Eltern, die sich freuen, dass ihre Kinder schon so groß sind, oder dass mein Strampler ein etwas undezentes Dekollete mit sich brachte, welches mir vorm Spiegel nicht unangenehm aufgefallen war. Buffet gab es übrigens nicht. Ich wäre ja nie hingefahren, wenn ich nicht ein Buffet erwartet hätte. Also nachts um 1 zu McDonalds, was will man machen, aber es zeichnet sich ab, dass auch in diesem fortgeschrittenen Alter jedes unserer Events so endet, und dann zurück nach Hause. Ins Bett. Das war etwas anstrengend, aber gut. Man hat ja auch zwei Jahre aufzuholen.

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