I’m a woman

Mein Kind packt seinen Koffer. Ganz alleine. Und ganz richtig. Ich habe alles erreicht. Ich liege derweil in meinem Bett und suche Ruhe, das neue Öl. Gerade musste ich einmal kurz aufstehen, jubeln über den wirklich gut gepackten Koffer, jetzt blogge ich kurz, und dann gibt es wieder das mit der Ruhe.

Morgen früh habe ich einen Arzttermin, der vermutlich unspektakulär sein wird, Blutbild und Überweisungen, dann muss ich sehr viel arbeiten, und abends fahren Ona und ich zu Frau N. Dort werden wir uns dann aufteilen: Ona wird sich in mein Bett legen (oder auf die neue Luftmatratze, von der ich nicht mehr genau weiß, ob sie jetzt gekauft wurde oder nicht) und bis zur Abreise irgendwas daddeln, weil das ist, was er dort macht, und es gibt keinerlei Ablenkungen („häng mal bitte deine Wäsche auf, der Hund muss noch raus, könntest du vielleicht die Spülmaschine ausräumen, etc.), all dies entfällt, wodurch es keinen Grund mehr gibt, das Bett zuverlassen, und das ist für diesen Lebensabschnitt scheinbar nur angemessen.

Frau N und ich sind ja eher umtriebig und werden wieder in die Karaokebar fahren, dieses Mal mit Menschen aus dem Internet, und dann werden wir ein phänomenales Duett singen, wenn sie geübt hat. Und dann singe ich vielleicht noch zwei Titel, und dann muss ich eigentlich gar nichts mehr singen, ich kann mich dann auch auf die Couch setzen und ausruhen. Sollen doch mal andere Menschen singen, ich habe in meinem Leben mehr als genug gesungen. Ist gut jetzt. (Spätestens wenn ich das goldene Mikro sehe, bin ich allerdings wahrscheinlich direkt wieder auf den Beinen. Wir warten mal ab.)

Sonntag werde ich mich dann von Frau N durch die Haarsituation coachen lassen. Die ist nämlich verhältnismäßig unerfreulich, wie sich herausstellt. Ich weiß jetzt ja alles über Haarverlust und komme nach wie vor zu dem Ergebnis, dass Stress, eventuell auch punktuell sehr große Belastung, der Auslöser war. Nun möchte ich ja gar nicht im Brustton der Überzeugung sagen, dass mein Leben jetzt voll unstressig sei, dennoch war mein Gefühl, dass es durchaus schon schlimmer war in letzter Zeit, wenn man dann aber lernt, dass bis zu 3 Monate zwischen Auslöser und Effekt liegen können, dann erklärt sich einiges, zum Beispiel, warum ich dann jetzt nicht entscheiden kann, dass ich jetzt total locker bin, und zack, hört es auf. Es hört nicht auf, und nachdem ich ja vor einer Woche kurz erschrocken war, den Raumgriff dessen aber nicht gut verstanden hatte, kam ja dann der Superplan mit Fashion Vicky, den ich ja vollkommen unterstützt habe, und dann kam Verdrängen, und dann kam gestern am Schreibtisch, nach einem reflexartigen Griff ins Haar, Touchdown in der Realität, dann kam die Konfrontation mit dem Status Quo und jetzt ist nur noch Panik. Und Ärger über mich selbst. Ich bin sehr wütend auf mich selbst, dass mich das so trifft, dass ich so eitel bin, dass ich, die ja scheinbar sowieso schon emotional nicht gut altert, seit 24 Stunden hier sitze und Optik hinterherheule, wo ich ja auch eigentlich lieber ein bisschen entspannt und lässig sein könnte, sind nur Haare, beim Gehör hab ich mich ja auch nicht so angestellt.

Egal. Fakt ist: Nichts in den letzten Jahren hat mich so sauer gemacht, wie verlorenes Haar, und am Sonntag muss Frau N mir diverse Wege aufzeigen und eventuell schon exekutieren. Aus der Fashion Vicky Episode habe ich zwar gelernt, dass ich gerne kokettiere, nicht aber wirklich bereit bin, dann auch zu liefern. Wir werden sehen. Ich nadele zwar noch stets, aber ich nehme an, dass ich am Sonntag noch nicht das Stadium erreicht haben werde, wo ich vorne Afghanischer Windhund, hinten Kojak bin, und bis es soweit ist, wird einfach verdrängt. In der Zwischenzeit bin ich noch immer sehr gerührt von dem Zuspruch und vor allem den Zuschriften auf Twitter. Female baldness. Ein unterschätztes Thema. So viel habe ich jetzt verstanden.

Long story short. Es wird kein Foto mehr geben, wobei man ja so noch nichts sieht, da ich ja so riesige Dachshaare habe. Wenn der Kippunkt überschritten ist, kommt das ab, und dann werde ich sehr leiden, und dann möchte ich im Brustton der Überzeugung von Ihnen hören: „Das sieht doch super aus. Du kannst das tragen.“ Und dann wächst alles wieder nach und gut ist. In die Situation werfen. Nächster Versuch.

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