14.10.2024

Ich schulde Ihnen – nein, ich schulde Ihnen natürlich gar nichts, richtig, ich fange noch mal an – ich möchte gerne erzählen, wie die Sache mit der großen Renovierung ausgegangen ist. Vorher – sehen Sie diese Ankündigung als Clickbait – möchte ich Sie aber bitten, meinem Kind auf Instagram zu folgen, wenn Sie dort einen Account haben. Meinetwegen stellen Sie ihn auch stumm, das ist fein, aber er hätte gerne eine etwas größere Audience, weil er an einem Wettbewerb teilnehmen möchte, und dafür wäre es sicherlich schick, ein paar Follies mehr zu haben. Es ist sein Aquarien-Account, Sie erinnern sich, dass letztes Jahr Weihnachten sein großer Wunsch erfüllt wurde, ein Aquarium zu besitzen, und seitdem ist viel passiert, inzwischen sind es drei Aquarien (Sie erinnern sich sicherlich auch, dass ich ja die Person war, die noch nicht mal eines wollte, nun gut, eins oder drei, egal, Herr H. wollte ja auch nie Katzen, fand dann aber Katzen züchten auch gut, eine oder 8, das ist dann ja auch egal). Jedenfalls ist er jetzt Teil einer erstaunlich großen rheinischen Fischnerdcommunity, was eigentlich sehr toll ist, und mit denen war er am Wochenende natürlich auf der Aquaexpo, und dort stellte Fischnerd D. ihn einem anderen Fischnerd vor, der zufällig gerade einen Wettbewerb ausgeschrieben hat, man kann sich bewerben, 10 Leute bekommen ein Nano-Aquarium und Zeugs und müssen das einrichten und drei Monate dokumentieren, und da möchte Ona halt teilnehmen, und dafür hätte er gerne noch ein paar Menschen, die ihm folgen. So, das war der Werbeblock, folgen Sie bitte Plantbased auf Instagram für Pflanzen- und Fischnerdcontent. Bis Mitte November, wir würden uns sehr, sehr freuen. Danke!

So, und dann die Heizung. Ich spule kurz zurück: Januar 2024 war unsere Heizung kaputt, wir sind Grüne und haben keine Angst vor dem Heizungsgesetz, machten uns schlau, planten und überlegten und suchten uns Unterstützung in Form eine Architektin, die auf Altbauten spezialisiert sind. Dann machten wir lange Termine bei Vaillant, irgendwelchen Vereinen, bestellten einen unfassbar schlechten Energieberater (Pro-Tipp: Wir sollten alle Energieberater:innen werden, man muss nichts tun und nichts können und darf Rechnungen schreiben, wie toll ist das denn? Und ja, es gibt sicherlich auch sehr gute, der, den wir aus früherer Zusammenarbeit schon kannten, war aber keiner davon, egal.), dann machte ich für alle Bereiche und Gewerke Pläne und Skizzen und schrieb ein Dossier, an der Stelle habe ich als Architektenkind einen gewissen Vorteil, ich kann mir Sachen selber überlegen, dann rechnete die Architektin alles und holte von allen Gewerken die Angebote ein, und dann, naja, dann war halt Game Over. Aus eigentlich in erster Linie einem Grund: Es gibt keine Handwerker. Beispiel: Wir müssen zwei Flachdächer neu machen, das ist zwingend notwendig, weil die beide komplett ungedämmt sind, Küche/Wintergarten und Gartenhaus. Die Architektin hat 11 Dachdecker:innen angefragt, 10 Absagen, ein Angebot für Juli 2025. Ohne die Dächer ist die Wärmepumpe undenkbar, da quasi alles an Wärme durch die offene Küche wieder rausgeht. Und wie das so ist, wenn es keinen Wettbewerb mehr gibt, weil es einfach keine Wettbewerber mehr gibt, kann man dann halt Preise aufrufen, wie man lustig ist. In unserem Fall waren das zum Beispiel 14.000 Euro für die Demontage eines ungedämmten Flachdaches von 35 Quadratmetern, und dann geht das in jeder Position so weiter, und dann kostet die Sanierung – und ich rede hier ja nicht über Geld, aber die Zahl fand in lustig – 570.000 Euro. Ja, richtig. Wenn wir also einfach unsaniert verkaufen und 570.000 Euro drauflegen, dann können wir uns einen großen Bauernhof kaufen, oder irgendwas anderes, was auch schön ist.

Es gab in dem ganzen Prozess übrigens auch mehrere Voranfragen beim Bauaufsichtsamt, und das wird die SPD jetzt nicht gerne hören, aber: Ich sehe überhaupt nichts davon, dass jetzt die große Wohnungsoffensive kommt und es Bürger:innen leicht gemacht wird, neuen Wohnraum zu schaffen. Wir hätten gerne eine zweite, separate Wohneinheit geschaffen, hatten aber irgendwann keine Lust mehr auf das Amt, das offensichtlich keine Lust hat, irgendetwas zu machen oder irgendeine Frage zu beantworten. Ist mir im Prinzip egal, wird von meinem Kind bewohnt, kann auch Teil meiner Wohnung sein, und wenn der da auszieht, stell ich mir da halt mein neues Aquarellhobby rein oder so. Aber ich sag’s mal so: So wird das nix mit den 400.000 neuen Wohnungen. Im Leben nicht.

Die große Sanierung stand also aus allen Gründen nicht zur Debatte, nicht nur, dass wir das Geld nicht ausgeben werden, um dann immer noch hier zu wohnen, wir wohnen jetzt ja auch hier und finden es fast toll, zudem war auch sehr schnell klar, dass die Dächer ja VOR der Heizung kommen müssen, und da es keine Heizung gab, und das schon seit Ende Februar final nicht mehr, war auch klar, dass wir entweder jetzt im Winter nicht hier wohnen, ich erinnere mich an 14 Grad innen im März, oder wir brauchen eine Alternative. Naja, und deshalb gibt es jetzt eine Gasheizung. Unser Plan ist, dass wir jetzt Schritt für Schritt sanieren, und in fünf Jahren dann vielleicht fertig sind und doch gegen eine Wärmepumpe tauschen können. Fünf Jahre klingt natürlich lang, aber ob bis dahin jemand das Dach macht, ist fraglich. Und ob ich jetzt Bock auf fünf Jahre Baustelle habe, weiß ich auch nicht. Wir gucken mal. Wenn das Kind groß ist, wird neu evaluiert. Und das ist erschreckenderweise ja schon gleich.

Heute kam jedenfalls ein Handwerker, der im Bad im Gartenhaus den letzten Rohrbruch wieder wegfliesen musste, und weil ich auf Zack bin, habe ich ihn gefragt, ob er zufällig auch Fenster tauschen könne, ich suchen nämlich seit zwei Wochen einen Handwerker, der wenigstens die alten Fenster im Gartenhaus gegen neue austauscht. Und zack, macht er, er hat sogar einen Kumpel, der die Fenster schnell liefern kann.

Jetzt ist alles möglich. Ich war mental schon an dem Ort, wo wir verkaufen und irgendwo einen Neubau beziehen, einfach nur, weil es in Düsseldorf niemanden mehr gibt, der irgendeinen Kleinauftrag (und darunter laufen wir ja, machen wir uns nix vor) annimmt. Aber vielleicht können wir ja doch hier bleiben. Immerhin hat das Kind dann neue Fenster.

13 Gedanken zu „14.10.2024“

  1. Hi, meine Frau hat mich auf Ihren Blog aufmerksam gemacht und die Renovierungswirren geschildert. Wenn nicht schon bekannt, empfehle ich dringend, den „ Energiesparkommissar“ anzusehen. Das ist ein Fachmann aus (leider) Süddeutschland, der kompetent und leicht verständlich die nun dringenden Lösung hinsichtlich Dämmung, Eigenleistungen und Sanierungsfahrplänen erläutert. Viel Spass und Einsicht vor dem TV!

    LG. Bernd

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  2. Was für ein Mist!
    Immerhin hat Jonathan jetzt eine Followerin mehr (und ich finde das auch wirklich schön, als ehemalige Gärtnerin verstehe ich auch ein bisschen davon 😊)

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  3. wir haben eine wärmepumpe in ein älteres haus mit 2 wohnungen eingebaut, ohne weitere umbauten. das dach ist gut isoliert, die fenster dicht, wir brauchen vorerst ca. 230 euro stromkosten monatlich für 150 qm(ökostrom). wenn wieder geld angespart ist wird PV aufs dach kommen, evtl. mit speicher. wir haben keine fußbodenheizung, sondern holz bzw. fliesen. weil uns alle angst machten haben wir fürs bad eine infrarotheizplatte zugekauft, die braucht niemand. alles mit beratung vom örtlichen handwerker, ohne architekt und ausschreibung. aber das geht vielleicht nur im dorf.

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  4. Hui, jetzt bin ich gespannt, wie viel Fisch-Content Instagram mir ab sofort anzeigt, bis der Algorithmus merkt, dass mich das nicht interessiert. Aber egal – viele Grüße an Jonathan und viel Erfolg beim Wettbewerb!

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  5. In der Großstadt ist eine solche Sanierung nochmal ein ganz anderes Problem als auf dem Dorf oder in der Kleinstadt. Ich wünsche weiterhin starke Nerven.
    Auch hier eine weitere Followerin. Den panaschierten Ahorn fand ich schon mal spannend.

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  6. Was für eine Posse … Auf einen Dachdecker kann man in Hamburg auch ein Jahr warten. Bekannte haben ihr Reetdach in Minden von Handwerkern aus Littauen neu decken lassen, die hatten zeitnah noch genau einen Slot frei vorm Herbst. Der Handwerkerimport ist einen Schwung weiter nach Osten gezogen.

    Bei anderen Handwerkern können wir uns bisher zum Glück nicht beklagen, sie kommen. Es ist mehr die Preisexplosion, die den Spaß dabei verdirbt. Der Gärtner berechnet für die gleiche Arbeit 1/3 mehr als vor 2 Jahren bei gleichem Stundensatz. Es werden viel mehr Stunden für die Erledigung der Dinge angesetzt.

    Wie gut, dass es immerhin mit der Gasheizung geklappt hat. Drücke die Daumen für den Rest oder einen brauchbaren Verkauf und Umzug, falls das doch irgendwann angestrebt wird.

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  7. Danke für das Update, Ona hat mit mir eine neue Followerin bekommen. Ich verstehe weniger als nicht von Aquarien, bin aber höchst beeindruckt von den tollen Fotos. Und ich drücke Daumen für alle weiteren Handwerksarbeiten.

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  8. Wie sich die Bilder gleichen. Wir haben ein halbes Jahr gebraucht, bis sich überhaupt mal ein Heizungsbauer bereit erklärt hat, sich unsere Situation anzuschauen und einen Kostenvoranschlag für eine Wärmepumpe zu machen. Letztlich wären die Kosten alles in allem so hoch, dass selbst der Handwerker meinte: „Ich an Ihrer Stelle würde wieder eine Gasheizung einbauen.“ Und so machen wir es. Die Pflege will ja eines Tages auch noch bezahlt werden.

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  9. Ich hatte kurz „befürchtet“, Ihnen wäre es gelungen, eine nachhaltige Heizungslösung zu etablieren, an der wir gescheitert sind. Aber es geht Ihnen wie uns, auch wir jetzt mit moderner Gasbrennwerttherme, die wir eigentlich nicht wollten.
    Man fragt sich, wie die Energiewende klappen soll, wenn sogar tatkräftige, ökologisch denkende Menschen, die willens sind etwas (viel) Geld in die Hand zu nehmen, für ihr Haus keine Lösung hinbekommen.
    Parallel warten wir weiter auf die städtische Wärmeplanung, die ggf. jetzt für Frühjahr 2025 angekündigt ist. Wie soll dann die ganze Stadt bis 2035 klimaneutral heizen? Es ist ja nicht so, als würde die Klimakrise nicht drängen.

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  10. Ich würde gern wieder als Handwerker arbeiten, würde aber nur max die hälfte meines jetzigen Jahreseinkommen verdienen. Also bleibe ich IT Projektleiter.

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