11.08.2023

Schule. Heute war kein Entfall, dafür drei Stunden Sport, das ist ja quasi wie Entfall. Alle paar Jahre diskutieren wir ja im Internet Sinn und Unsinn von Sportunterricht, ich fasse zusammen, wie ich das sehe: Finde ich gut und wichtig, sollte nicht benotet werden. (Sport ist Jonathans schlechteste Note, er spielt Handball in der Oberliga, aber die Noten Reli, Sport und Kunst gehen in die familieninterne Gesamtbewertung nicht ein, interessanterweise sind das die einzigen drei nicht sehr guten Noten.)

Also fragte ich, was man denn in drei Unterrichtsstunden Sport so macht, und die Antwort lautete: „Zwei Stunden Orga und eine Stunde Parteiball.“ Da war ich natürlich direkt interessiert. Parteiball geht so: Es gibt zwei Lager (eventuell sagte Jonathan „Mannschaften“ statt „Lager“), gespielt wird auf einem recht kleinen Feld mit wenig Handlungsspielraum, und dann kriegt eine Mannschaft den Ball und muss diesen mannschaftsintern hin und herwerfen, die andere Mannschaft muss so lange stören, bis die eine Mannschaft den Ball verliert, und dann muss sich die andere Mannschaft den Ball mannschaftsintern hin und herwerfen, bis sie den Ball verliert, und dann kommt wieder die eine Mannschaft. Die Mannschaft, die als erste 10 Pässe gespielt hat, hat gewonnen. Nun sind Sie ja ein kluges Publikum, daher werden auch Sie beim Zuhören gedacht haben, dass der Name „Parteiball“ total lustig ist, wer sich den ausgedacht hat, hat bestimmt auch häufig politische Berichterstattung verfolgt.

Und dann erfand die Handballmannschaft gestern einen neuen Spielzug, quasi aus Versehen, der funktionierte aber so gut, auch mehrmals, dass er einen Namen bekam, damit der Spielmacher ihn zukünftig in der passenden Gesamtsituation ansagen kann und alle wissen, was sie jetzt machen müssen. Der Spielzug heißt „Boxen“. Und er geht so: Im Angriff stellt der Kreisläufer eine Sperre für die Mitte der Abwehr und hat somit den Spieler schon mal festgesetzt. Üblicherweise werfen die Halben dann irgendwann, die stellen jedoch jeweils eine weitere Sperre für die halben Abwehrspieler, und am Ende wirft der Mittelmann einfach aufs Tor, weil ja keiner mehr decken kann. Ich gebe zu, dass in meinem Kopf eben Folgendes passierte: Wir saßen im Auto, Jonathan erklärte Parteiball, dann fand ich mich selber witzig, weil ich diesen Konnex zwischen Ballsport und Politik herstellte, dann erklärte er mir den Spielzug Boxen, ich hörte aber gar nicht mehr zu und stellte mir vor, wie Söder und Merz die Sperren stellen für Halblinks (Habeck) und Halbrechts (Lindner), Sahra Wagenknecht setzt den Mittelmann fest, und dann läuft Höcke einfach durch und keiner hat was gemacht.

Und als ich dann zuhause den Laptop nahm und das pointiert aufschreiben wollte, fiel mir auf, dass ich leider gar nicht gut genug zugehört hatte, um wirklich zu verstehen, wie der Spielzug funktioniert, warum Sahra Wagenknecht als Kreisläuferin die Mitte festsetzt, passte dann auch gar nicht mehr so schön in die Analogie, und es ist ja auch gar nicht geklärt, wer im Tor steht. Wenn unser Torwart zum Beispiel da steht und wach ist, ist der Fisch noch nicht gegessen.

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