Herzregen im Urlaub – Teil 4

Heute war ein Fehler in der Matrix, der Tag war seltsam. Schön, aber seltsam.

Es fing damit an, dass ich um 8 Uhr morgens wach wurde und mein Zimmer sich in ein Gruselzimmer verwandelt hatte. Da der Hund in der Nacht davor sehr wachsam war, es waren mehrmals Menschen am Strand, das war ihr nicht geheuer, schlief ich felsenfest durch, merkte also auch nicht, dass es scheinbar stark geregnet hatte nachts. Das Fenster – mein Zimmer ist vorne raus, also guckt Richtung Straße, nicht Richtung Meer – war wie immer geöffnet, und sämtliche Insekten hatten sich scheinbar zu mir hereingerettet. Die Zimmerdecke war schwarz und voller kleiner Minifliegen, mehrere große Schneider saßen in den Ecken, neben mir auf dem Bett saß ein großer Falter, ich stand also auf und ging ins Wohnzimmer. Hier war soweit alles in Ordnung, irgendwann standen alle auf, und Herr H erklärte sich dankenswerterweise bereit, das Gruselzimmer von Tieren zu befreien.

Um 13 Uhr brachen wir dann im strömenden Regen auf. Es ging nach Bayeux, ein Ort etwa 80 km entfernt, von dem ich mir erhoffte, dass er ein viel heißerer Kandidat für das Lieblingsdorf der Franzosen sein könnte. War auch so, leider regnete es die ganze Zeit, mehrmals wurden wir sehr nass, dennoch war alles hübsch und beschaulich, dann mussten wir schon wieder in den Supermarkt, Frau N und ich wollen nie mehr in einen französischen Supermarkt, aber Herr H wollte Duct Tape und Holzkleber kaufen, hatte er doch so viel kaputte Dinge gesichtet, da wollte er wie McGyver einmal durchs Haus und alles reparieren.

Ich habe da eine sehr andere Einstellung, die Diskussion haben wir auch in Spanien bereits geführt. Dieses Jahr haben wir für beide Urlaube Häuser direkt am Meer gebucht, für eine recht große Menge an Geld. Meine Theorie ist: Wenn ich pro Woche so viel Geld mit der Vermietung meines Hauses einnehme, dann muss ich alle 20 Jahre eine neue Fliegenklatsche kaufen, die alte ist dann nämlich kaputt. In Spanien kaufte Herr H eine neue Fliegenklatsche, sowie vier Kaffeebecher und sechs Wassergläser. Messer hatten wir selber mitgebracht, und damn, das war auch gut so. Hier in Frankreich habe ich nun verboten, Hausinventar neu zu kaufen, das kann die Besitzerin gerne selber machen, und wir werden auch nicht davon profitieren – anders als in das spanische Haus kommen wir hierher ja nicht zurück. Egal, Holzleim und Duct Tape, wir fuhren weiter nach Hause, durch einen kleinen Nachbarort, durch den wir auch am ersten Tag gefahren waren. Damals spielte sich folgende Situation ab:

Irgendjemand: „Das ist aber ein schönes Dorf.“ – Ich: „Ja, aber guck mal das unglaublich hässliche Haus hier, das steht hier falsch.“ – Herr H.: „GUCK MAL EINE ENTE!“ (hellblaue 2CV kommt uns auf der Höhe des hässlichen Hauses entgegen) – Ich: „Oh, eine Ente!“

Heute spielte sich folgende Situation ab:

Frau N: „Das ist aber ein schönes Dorf.“ – Ich: „Ja, aber guck mal das unglaublich hässliche Haus hier, das steht hier falsch.“ – Herr H.: „GUCK MAL EINE ENTE!“ (hellblaue 2CV kommt uns auf der Höhe des hässlichen Hauses entgegen) – Ich: „Oh, eine Ente!“ – kurze Pause – Ich: „Das haben wir schon einmal exakt so erlebt!“ – Frau N: „Ja, hab ich auch gesehen. Exakt so.“

Und dann hielten wir noch an der Boulangerie an, in der wir die bislang besten Baguettes gegessen hatten, und Herr H stieg aus, fragte, wie viele er mitbringen solle, ich antwortete „drei“, dann schrie er mit entsetztem Gesicht „DREI???“ und dann diskutierten wir es aus und am Ende brachte er drei Baguettes und für sich eine Tüte Kekse. Das ist jetzt auch bereits viermal so passiert, aber das ist eher kein Fehler in der Matrix, das ist in den Personen begründet.

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