Chasing Cars

So. 13. Januar, und ich denke, ich habe für dieses Jahr bereits erlebt, was es zu erleben gibt. Die komplexeste Operation des Jahres sollte ich soeben absolviert haben: Ich habe auf dem Straßenverkehrsamt ein Auto zugelassen, und das gehört zu den Tätigkeiten, die ich a) bis dato noch nie selber machen musste, es waren schon mehrere Autos auf meinen Namen zugelassen, ich habe jedoch keine Ahnung, wie das passieren konnte und b) uninteressant finde. Ja, der Anschluss passt, oben stand „ich“.

Nun war das ja der dritte Termin, den ich anlässlich der Zulassung gemacht hatte, und wie erhofft sind aller guten Dinge drei, also war er erfolgreich. Beim ersten Termin stimmte die EVB nicht, whatever that may be, beim zweiten Termin war ich mit Sorgen beschäftigt und saß an einem Krankenbett, der dritte Termin hätte für mich eigentlich schon gar nicht mehr stattfinden müssen, allerdings verspürte ich gestern abend sehr spät im Bett einen kurzen Impetus, vielleicht doch noch mal zu schauen, ob es heute einen Termin gäbe, und da ich mir sicher war, dass der nächste Tag immer ausgebucht ist, wähnte ich mich in Sicherheit, aber nein, es gab exakt einen einzigen, 9.30 Uhr, für meinen Lebenswandel also sehr früh, und dann war ich einmal spontan in meinem Leben und wählte ihn aus. Beim Aufwachen heute morgen war ich allerdings sehr müde, überlegte kurz, ob ich vielleicht einfach nach dem morgigen Arzttermin anschließen könnte, da gab es dann aber keinen zeitlich gut passenden freien Slot, also ging ich duschen.

Wie Sie wissen, ist Effizienz mein größter Motor, und etwa die Hälfte meiner gesamten Rechenkapazität geht dafür drauf, zu überlegen, wie ein anstehender Ablauf am stringentesten, ressourcenschonendsten und für mich unaufwändigsten zu gestalten sei. Dabei verlaufe ich mich sehr gerne in die allerkleinsten Detailsackgassen, Laufwege zum Beispiel, und denke so lange darüber nach, bis alles sitzt, und dann mache ich roboterartig einfach das, was ich im Kopf vorher geplant hatte. Natürlich nur, wenn die Zeit es erlaubt, im Notfall mache ich auch einfach so was. Diese Methode habe ich schon in früher Kindheit angewendet, ich erinnere mich zum Beispiel gut daran, auf dem Bett zu liegen und im Kopf zigfach mein Zimmer aufzuräumen, da diese Aufgabe mir aufgetragen war. Ich lag einfach nur da und räumte im Kopf alle Sachen an einen Ort, und wenn man ganz tief drinnen ein sehr unordentlicher Mensch ist, dann ist das ein größeres Projekt. Alles muss zudem sowohl im Prozess effizient sein, als auch im Ergebnis. Wenn man also Sachen, die man ganz häufig benutzt, hinten in den Schrank stellt und Sachen, die man sehr selten benutzt, davor, dann muss man immer erst die vorderen Sachen rausräumen, um an die hinteren zu kommen. Das ist in der Folge also ungünstig, es gilt, die Sachen also erst nach ihrer Benutzungshäufigkeit zu sortieren, um sie dann in der richtigen Reihenfolge wegzuräumen. Dabei gilt es darüberhinaus, die Laufwege zu optimieren, man möchte ja keine Strecke unnötig oft laufen, und dann hat man nur zwei Hände, wobei man zum Beispiel Micky Maus Hefte auch unter den Arm klemmen kann, aber nicht zu viele, sonst rutschen die in der Mitte raus und am Ende fällt alles runter und man muss sich bücken, Sie sehen das Problem. Bis man den perfekten Prozess, also für die Parameter Benutzungshäufigkeit, Handverfügbarkeit und Laufwege, im Kopf so oft durchgetestet hat, dass er dann in der Umsetzung auch sitzt, können Stunden vergehen, aber: Dann sitzt er auch. Und ja, ich war mir an jeder Stelle in meinem Leben darüber im Klaren, dass es viel schneller gehen würde, einfach eben aufzuräumen, aber das Ding ist: Ich liege halt viel lieber rum, als dass ich aufräume, so gesehen macht dieses Vorgehen in meinem Fall erstaunlich viel Sinn.

Wenn man so einen ganz neuen Prozess, zum Beispiel in einer Pandemie ein Auto Zulassen beim Straßenverkehrsamt, gleich zweimal hintereinander machen darf, hat man beim zweiten Mal ja den großen Vorteil, dass es keine Unbekannten mehr gibt, entsprechend perfekt war ich heute vorbereitet. Ich hatte letzte Woche bereits gelernt, dass neben dem Straßenverkehrsamt ein Parkhaus ist, dass man für so einen Termin einen Euro Parkgebühr bezahlt, dass man nicht traurig sein muss, wenn unten alles belegt ist, am besten sind sowieso die Parkplätze im 4. Stock, da ist niemand, man parkt also direkt neben einer Tür die direkt zu einer Treppe rausführt die direkt neben dem Straßenverkehrsamt endet. Heute fuhr ich also direkt, ohne auf der Straße zu gucken, ob es einen Parkplatz gibt, in das Parkhaus, fuhr hoch in den 4. Stock, obwohl es im 3. Plätze gegeben hätte, da falle ich nicht drauf rein, parkte, hatte den einzelnen Euro bereits in der Manteltasche, ich war ja vorbereitet, nahm die Nummernschilder, steckte Kopfhörer gut sichtbar in die Ohren, da ich wusste, dass ich auf dem Weg ins Gebäude 10 mal angesprochen werden würde, ob ich irgendein, echt egal welches, Auto zu verkaufen hätte, dann ging ich durch zu Impfkontrolle, zeigte meinen Personalausweis (andere Manteltasche, zusammen mit der EC Karte, ich hatte nämlich letzte Woche beobachtet, dass ein Kartenlesegerät an dem Platz stand), zeigte noch die Email mit der Terminnummer vor, wurde durchgelassen, nahm Platz, währenddessen lud ich die Email mit der Fahrgestellnummer vom Autohaus, das konnte ich ja nicht vorher vorbereiten, ich musste ja erst die andere Email vorzeigen (da übrigens eine Prozessempfehlung: Bei der Buchung des Termins muss die Fahrgestellnummer angegeben werden, entsprechend überrumpelt war ich in der ersten Runde, dass ich die noch einmal nennen musste, damit dann in einer sehr länglichen Aktion der vom Autohaus geschickte Fahrzeugbrief gesucht werden kann. Das geht besser. Wenn um 9.30h der Termin mit der Nummer 199 kommt, braucht man den Brief, das kann man gut vorbereiten!) und in der Bildergalerie den Screenshot von der EVB Nummer, und dann kriegte ich einen Schweißausbruch. Das war prozessoral alles total ineffizient, durch die Komplikation mit den zwei Emails wäre es viel klüger gewesen, nur die eine Email mit der Terminbestätigung vorzuzeigen und die Information zu Fahrgestellnummer und EVB Nummer zuhause auf einem Zettel zu notieren und diesen in die linke Manteltasche zu dem Euro und dem Parkausweis zu stecken, aber das war jetzt zu spät, ich kämpfte gegen den Drang, hier abzubrechen und am Montag mit dem jetzt aber wirklich perfekten Prozess noch einmal wiederzukommen, dann wurde ich aufgerufen, gab der Dame ganz ohne Aufforderung in der richtigen Reihenfolge die benötigten Informationen, was sich fast wie Paartanz anfühlte, da ich alles immer sofort geordnet griffbereit hatte, mehrmals sagte ich ganz unbeeindruckt „ja, das habe ich vorbereitet“, am Ende bezahlte ich mit dem von mir beim Platznehmen schon griffbereit gestellten Kartenlesegerät 65,80 Euro, und dann klebte die Dame mir TÜV Plaketten auf die Schilder und ich durfte gehen, steckte mir natürlich schnell die Stöpsel wieder in die Ohren, ich habe ja kein Auto mehr zu verkaufen, ging zum Parkscheinautomaten, zahlte das Ticket (linke Tasche) mit dem vorbereiteten Euro (auch linke Tasche), lief die Treppen hoch, landete exakt vor meinem Auto und fuhr nach Hause.

Das Einzige, was jetzt wirklich schade ist, ist, dass ich jetzt in Hamburg ein zugelassenes Auto stehen habe und leider gefühlt erst im März wieder einen Prozess planen kann, wie das wohl nach Düsseldorf kommt.

Consent Management Platform von Real Cookie Banner