23.01.2024

Zack, so schnell kann es gehen, bereits heute morgen um 9 Uhr einigten Frau N und ich uns darauf, dass wir unseren Threads-Test beenden. Wir wurden beide wach und nahmen Kontakt auf, es wurden kurz Argumente abgewägt, Frau N kam mit einem halbwarmen Kompromiss, wir könnten ja eine Woche lang Threads machen, ich kam mit einem knallharten Argument, nämlich Digital Detox im Urlaub ist ja das Dümmste, was man machen kann, und dann war es entschieden.

Nix gegen Threads, Sie können das alle gerne machen, sagen Sie uns einfach Bescheid, wenn da etwas mehr los ist, ich habe das Gefühl, dass dies der Kanal ist, der nach Twitter als dritter angelegt wurde und jetzt halt auch da ist, so wie bei mir BlueSky. Ich stelle mir das ungefähr so vor: Erste Fluchtbewegung weg von Twitter, alle strömen zu Trööt, dann sind manche da unzufrieden, enter BlueSky, dann Wechsel dorthin, da sind dann wieder manche unzufrieden, und die machen dann jetzt Threads. Vielleicht ist das falsch, aber für uns war es dort etwas zu besinnlich, wir (und jetzt spreche ich mal ungefragt für Frau N mit) gucken nicht (ich: mehr) den ganzen Tag auf das Handy, aber wenn wir dann mal gucken, soll da auch ein bisschen was los sein, hier eine Katze, da ein Antifa-Schild. Frau N musste aus purer Verzweiflung ein eigenes Meme-Schild basteln, welches ich höchst amüsant fand, nämlich „Dickes Konto, trotzdem da – Kapitalismus Antifa“. Es gab unsererseits die Erwartung, dass Hinweise eingehen würden, dass die Antifa auch Kapitalismus schlecht findet, kam aber nix. Enttäuschend.

Morgen jedenfalls bin ich erstmals Richterin Gnadenlos, und ich bin unerwartet angespannt, weil ich ja überhaupt nicht weiß, was mich erwartet, wie das alles geht, ob ich angemessen gekleidet sein werde, ob das Parfum unaufdringlich genug ist, etc., wie so ein junger Mensch beim Vorstellungsgespräch. Genauer drüber nachgedacht, habe ich in meinem Leben nur ein einziges Vorstellungsgespräch gehabt, als ich nach der Geburt dachte, ich könnte ja vielleicht aus Verzweiflung auch irgendein Arbeitsamt leiten. Assessment Center, pipapo, am Ende dann die Einsicht, dass ich lieber beim Uni-Verwaltungsscheiß bleibe, wenn ich schon Verwaltungsscheiß machen muss, und dann zum nächsten Termin nicht mehr hingegangen. Ob ich da ebenso angespannt war, weiß ich gar nicht mehr, es war mir nicht wichtig.

Noch viel stressiger macht den morgigen Tag, dass ich um 9.45 Uhr bei Gericht sein soll, und eigentlich um 15 Uhr in der Handballhalle in Köln. Ob das klappen wird, weiß ich nicht, ich weiß ja überhaupt nichts, ich habe nicht die geringste Ahnung, um was es geht (abgeleitet aus den Fakten, nämlich Landgericht, kleine Strafkammer, Hauptverhandlung habe ich jetzt mal hergeleitet, dass es eventuell ein Berufungsverfahren sein könnte), und da ich nicht weiß, wie lange solche Dinge dauern, kann ich leider auch gar nichts im Vorfeld im Kopf durchgehen, für mich eine sehr anstrengende Situation. Die Regelung sieht jetzt also so aus: Sollte ich nicht bis 13 Uhr aus dem Gericht rausgehen können, werden Herr und Kind H., sowie die beiden Freunde von Kind H., von der Mutter eines der Freunde mit dem Auto nach Köln gefahren werden, weil ja Bahnstreik ist, hurra. Ich komme dann sobald wie möglich mit dem Auto hinterher, und ich vertraue fest darauf, dass im Öffentlichen Dienst so zeitig Feierabend gemacht wird, dass ich um 20.30 Uhr auf meinem Platz in der Lanxess Arena sitze oder stehe, dann möchte ich nämlich das deutsche Team ins Halbfinale klatschen, bis die Klatschpappe glüht. Noch viel schöner wäre es natürlich, wenn ich die anderen beiden Spiele des Tages auch noch sehen könnte, aber gut, wer sich auf so ein Amt bewirbt, muss dann eben so ein Amt machen. Und morgen oder übermorgen schreibe ich was zu dem Bahnstreik.

2 Gedanken zu „23.01.2024“

  1. Sie haben erstmal korrekt geschlossen, dass kleine Strafkammer Berufungsverfahren bedeutet. Sie könnten auf der Landgerichtshomepage gucken, ob noch weitere Termine der Kammer anberaumt sind um sich den Zeithorizont ein bisschen zu erschließen. In der Regel dauern die Sitzungen nicht bis in den Nachmittag, aber das kommt natürlich immer auf den Einzelfall an.

    Nach meiner Erfahrung kommen die meisten Schöff:innen so gekleidet, wie sie (mutmaßlich) zur Arbeit gehen.
    Da sollten Sie sich also keine Sorgen machen. Sie werden vereidigt werden, weil es Ihre erste Sitzung ist.
    Erwarten Sie keine vorstellungsgesprächsähnliche Situation, dann werden Sie total unterwältigt sein.
    Ich wünsche Ihnen aber eine spannende Sitzung und eine:n gute:n Vorsitzende:n.

    • Vielen Dank, das entspannt mich etwas. Und nein, ich erwarte auch gar keine Vorstellungsgespräch-Situation, aber da ich halt gar keinen einzigen Punkt aus dem gesamten Programm kenne und mir vorstellen kann, stresst mich das etwas, das liegt in meinem Naturell, ich antizipiere gerne. Wenn ich morgen dann alles einmal gemacht habe und weiß, wo Parkschein/Gerichtssaal/ Taschenkontrolle für Schöff:innen sind, bin ich so entspannt, dass ich im Schlafanzug hingehe 😉

      Und das mit dem meistens Nicht-bis-in-den-Nachmittag gibt mir ein Fünkchen Hoffnung, dass ich doch alle Spiele sehen kann, Hurra.

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