Nächster Tag um. Und es gab eine entscheidende Wendung: Wie angekündigt habe ich mich in die Situation geworfen und das Leiden eingestellt. Das steht Leuten ja immer deutlich besser. Den Morgen habe ich mit dem Laptop poolside an einem Bistrotisch verbracht, irgendwann wechselte ich mit der Luma in den fast leeren Pool, bin erst ein bisschen mit Jonathan hin und her geschwommen, habe mich dann auf die Luma gelegt und habe mich treiben lassen. Ich will nicht zu euphorisch wirken, aber das war sehr gut. Außer, dass mir kalt war, weil die 30 Grad mit steifer Brise gekontert wurden.
Irgendwann wechselten wir von Bistrotisch auf eine Liege, dann kam Gershwin-Stunde aus der Boombox des Rettungsschwimmers, das war dann auch gut. Dann kaufte das Kind einen Hundeball, also original so ein Hartgummiding, das wir Fiene rumwerfen, dann warfen wir uns eine Stunde lang den Ball hin und her im Wasser, was lustig war, da wir nicht stehen konnten, der Pool aber mit Meerwasser gespeist wird, hatten wir viel Auftrieb, das machte es unanstrengend, andererseits sind wir beides Menschen, die auch ohne zu stehen über die gesamte Poollänge werfen können, daher war es gut, dass insgesamt nicht viel los war, sonst hätten wir vielleicht den Schwierigkeitsgrad erhöhen müssen, mit links werfen zum Beispiel.
Dann wurde der Pool geschlossen, das Kind ging in unser Domizil und ‚chillte‘, ich überredete den Rettungsschwimmer, dass er mir zutraut, dass er mich einfach liegen lassen kann, weil ich bestimmt auch nicht mehr schwimmen gehe, sondern nur trocknen und alleine dösen möchte, so war es dann, dann weiß ich gar nicht mehr, was ich gemacht habe, was eventuell ein gutes Zeichen ist, um 20 Uhr gingen wir sehr langweilig essen, dann flüchtete ich vor der Kinderdisco, die zum Glück nur 30 Minuten dauerte, und jetzt warte ich auf mein zweites Erwachsenengetränk heute und blogge, mir gegenüber sitzt das Kind mit einem elektronischen Endgerät, und am Pool tanzen drei Animateurinnen auf Stühlen zu Big Spender, und das ist eventuell das Albernste, was ich je gesehen habe, aber ich kann ja schnell in den Meta Modus wechseln.
Morgen möchte Jonathan noch einen Pooltag machen, ich kann sicher noch einen Tag nichts machen, merke aber, dass ich Hummeln im Hintern kriege. An den Strand möchte ich keinesfalls, Ona zum Glück auch nicht wirklich, aber Meer wär schon auch gut. Übermorgen wollen wir schnorcheln, dazu müsste ich aber noch klären, wie ich die Sachen, die wir benötigen würden, noch besorgen kann. Wir brauchen für den Plan beide Flossen, ich brauche Brille und Schnorchel, und wir brauchen einen Drybag, der neue Plan ist nämlich, kein Auto zu mieten, sondern einfach so lange an der Küste rumzuschnorcheln, bis wir einen guten Strand gefunden haben, und ich habe zwar wasserdichte Handyhüllen, wir brauchen aber auch Sonnencreme und Wasser. Aber das kriege ich alles gelöst. Sonst rufe ich Margerita an, unsere Reiseleiterin. Ich hatte noch nie eine Reiseleiterin, aber heute morgen war ein Termin anberaumt, die Reiseleiterin kommt in das Hotel, um sich nach meinem werten Befinden zu erkundigen. Das fand ich total verrückt, interessiert sich doch sonst nie jemand für mein Befinden. Ich erzählte von dem angefragten Upgrade, und schwupps, rannte sie zur Rezeption, um zu fragen, wie der Stand der Dinge sei. Mittelgut, heute ginge das nicht, eventuell ab Samstag, ich solle dann noch einmal fragen. Lustige Situation, ich hatte mich wieder voll in die Situation geworfen und sie einfach loslaufen lassen, obwohl ich sonst ja eher so veranlagt bin, dass ich meine Dinge selber regele, und dann hörte ich sie (sie sprach Englisch mit der Rezeption) leise sagen „She is a little tense, it’s all a bit much for her, too many people, too much noise, so the more private room would be brilliant“, und statt reinzugrätschen und zu sagen „Geht schon, ich bin ja kein Nutjob, wir kommen klar“ habe ich ein bisschen leidend geguckt und meine Hände gewrungen, das ist ja immer so ein Standardzeichen für „a little tense“. Und jetzt drücken Sie mal die Daumen, vielleicht können wir noch umziehen, aber wenn ich ehrlich bin: Schlimmer als die drei Animateurinnen, die gerade in goldenen Lamettakostümen zu Best of Dirty Dancing tanzen, kann das alles nicht mehr werden, und das stehe ich ja offensichtlich auch durch. Und es ist auch schon wieder echt kühl, ich denke nicht, dass ich jetzt schwimmen wollen würde. (Zwischenruf: Die Tänzerinnen sind wirklich unterirdisch.)
Morgen ist schon wieder so ein neuer Tag. Fazit Tag 2: Ich amüsiere mich noch immer ganz okay, teils echt, teils meta, aber ich merke Entspannung eintreten, und während ich diese Zeilen schreibe, bringt mein Kind mir einen Crepe. Insgesamt kann ich sagen, dass ich mein Ultra All Inclusive nicht gut nutze, ich denke, ich habe heute etwa für 5 Euro gegessen, plus zwei Cocktails und viel Wasser. Das holt Jonathan aber alles wieder rein. Ich habe mir bis 12 Uhr die Mühe gemacht, nachzuvollziehen, wie oft er sich etwas zu Essen geholt hat, aber das kann sich ja niemand merken.