Ich finde mich besonders klug, dass ich die Urlaubsdokumentation nicht Tag 1 , 2, 3… nenne, sondern Teil, das entbindet mich von der Überlegung, einen besonders langen Text zu schreiben einmal am Tag. Jetzt zum Beispiel fönt Frau N die Haare und ich habe Leerlauf, also kann ich mich ja schon mal sinnvoll einbringen.
Heute schliefen wir bis 10 Uhr, das war ganz hervorragend, als ich aufstand, war Frau N bereits in der Dusche, ich machte mir einen Kaffee, und als sie aus der Dusche rauskam, rissen wir beide die Arme hoch und brüllten „WIR SIND IN PRAAAAAAG“. Dieses Ritual dient der Abfrage der situativen Motivation, je freudiger man schreit, desto motivierter ist man, sich fertig zu machen und Touristendinge zu tun.
Frau N hatte das Badezimmer komplett geflutet, also musste sie putzen und mir erklären, wie das passiert war, dann duschte ich und flutete das Badezimmer komplett, weil ich aus eigenen Fehlern am besten lerne. Dann fönte ich meine Haare und identifizierte ein großes Problem mit dem Fön, das Ding vorne fällt immer ab, dann erklärte ich Frau N das große Problem, und jetzt fällt bei ihr immer das Ding vorne ab. Auch Frau N lernt am besten aus eigenen Fehlern.
Dann wollten wir eigentlich schnell los und Urlaub machen, landeten aber mit Kaffee auf dem Sofa und besprachen Unternehmenspolitik. In diesem Gespräch zeigte Frau N eine Seite, die sie nur sehr selten mit anderen teilt: Sharing ist caring. Sie teilte eine Information mit mir, die sie neulich in einem Workshop gelernt hatte, und sie denke, ich sollte diese Option kennen, wenngleich es nicht sehr wahrscheinlich wäre, dass ich sie jemals anwenden würde (wir sind uns da sehr ähnlich). Allerdings würde sie sich wünschen, dass für den Fall, dass sie selbst einmal in Lebensgefahr ist, ich diese Option kenne und zumindest kurz darüber nachdenke, sie zu ziehen. Ich finde natürlich, dass Frau N, wenn sie einmal in Lebensgefahr ist, in allerbesten Händen ist, wenn ich einfach das mache, was ich gerne mache: straight Prozess durchmanagen, es sei ja nicht zu erwarten, dass eine Situation einträte, wo die neue Option besser funktionieren würde als dies. Oh, ich hatte die Option noch nicht erklärt: Sie lautet: Frag die andere Person doch, worüber sie gerade nachdenkt, höre dann zu, und dann kannst du wieder durchmanagen. Die dazu passende Situation sah in ihrem Kopf so aus:
Mein Mann schließt sie aus Versehen in einem Kühlhaus ein und vergisst, wo er den Schlüssel hat. Ich muss dann das Leben von Frau N retten und den Schlüssel finden, aber mein Mann ist in Gedanken gerade mit anderen Dingen beschäftigt. Ich frage dann, wo der Schlüssel sein könnte, er kann sich nicht erinnern, ich frage also, was ihn denn gerade sonst so beschäftigt, dann reden wir über den Klimawandel, dann hat er das Thema für sich abgehakt und weiß wieder, wo der Schlüssel ist, und dann habe ich Frau Ns Leben durch Zuhören gerettet. Mein Einwand, dass es ja total unrealistisch sei, dass mein Mann sie in einem Kühlhaus einsperrt, wurde natürlich kompetent weggeredet, denn ja, das könnte ohne Weiteres exakt so passieren.
So. Jetzt hat sie fertig gefönt und leider bloggt sie jetzt auch, also kommen wir nicht aus dem Haus. Naja. Die Wohnung ist ja wundeschön.