Adventsinflation

Es ist ja Inflation derzeit, Sie alle haben es bemerkt. Butter kostet irgendwelche Phantasiepreise, im Supermarkt sind ganze Regalmeter leer, weil einzelne Lieferanten boykottiert werden, neulich stand ich vorm Regal und wunderte mich, es gab nichts von Melitta. Stattdessen hing ein Zettel da, dass es dem Markt wirklich leid täte, aber die Preisverhandlungen mit dem Lieferanten wären so absurd, dass man sich entschieden hätte, das erst einmal auszusetzen, Inflation sei ja schlimm, aber dass dann plötzlich einzelne Marken 30% Aufschlag einforderten, fänd man nicht in Ordnung, dann müssen die Leute halt was anderes kaufen. So weit, so richtig.

Heute war ich dann im Gartencenter, und zwar in dem, der alljährlich diese vollkommen absurd große Adventsabteilung hat, dort gibt es vom schwarzen Glitzerelch bis zum, ach egal, es gibt wirklich alles. In den letzten Jahren hatte ich die Tradition des Adventskranzes wie folgt bedient: Ich bin dorthin gefahren, habe einen fertig gebundenen Rohling der Sorte „Premium“ gekauft, der wirklich immer sehr schön war, nicht nur doofe Tanne, sondern verschiedene Dinge ganz hübsch und frisch gesteckt, dann Kerzen, Schleife, Deko habe ich nach all den Jahren genug, ein kleiner Minirohling für die Haustüre, Deko dafür habe ich auch, fertig. Der große Kranz kostete als Rohling in den letzten Jahren immer 35 Euro, der Minirohling 10 Euro. Da mir dieses Jahr die Zeit fehlt, mich einen halben Tag hinzusetzen, zudem ich auch noch meine Mutter mit versorgen musste, hatte ich beschlossen, das Problem der mangelnden Zeit mit Geld zu lösen und dort einfach einen fertig dekorierten Kranz zu kaufen. Besser gesagt 3: einen für uns, der uns gut gefällt, einen für meine Mutter in Rosa, weil mein Vater ja tot ist und meine Mutter sich jetzt komplett ausleben kann, mein Vater wäre eskaliert, wenn es einen rosa Adventskranz gegeben hätte, und einen kleinen für die Tür. Herr H wartete im Auto, Ona und ich gingen aussuchen. Dann folgende Beobachtung: Es gab keine schönen Kränze, und ja, vielleicht ist 15 Uhr am 1. Advent nicht mehr der Moment, wo man viel aussuchen kann, aber hey, wir waren vom 1. Advent überrascht worden, und dann gab es keinen einzigen Kranz unter – festhalten – 89 Euro.

Wir liefen dreimal durch die ganze Abteilung, das Ergebnis änderte sich nicht. Ich rief Herrn H an, ich brauchte eine Zweitdiagnose. Es blieb jedoch dabei. Kein einziger schöner Kranz, dafür dann aber 230 Euro für die drei Dinge, die wir brauchten. Plan B. Selber stecken. Also ging ich zu den Rohlingen und lernte, dass „unser“ Rohling, der sonst 35 Euro kostete seit ich denken kann, auf 56 Euro inflationiert worden war. Und nun ist es so. Ich scheue mich nicht, für schöne Dinge, die unsere Leben netter machen, auch Geld auszugeben. 56 Euro für einen Adventskranzrohling ist allerdings für mich keine sinnvolle Verwendung von Ressourcen. Dieses Jahr gibt es Nordmann, oder was immer diese einfachen Kränze sind. Schade nur, dass ich gestern Abend in großer Runde sagte, dass ich nach all den Jahren das nicht mehr selber machen wolle, ich sei ja auch keine Floristin, und dann wäre der Kranz ja auch nie so schön. Das hatte ich mir schön eingeredet, alle haben mich bei dem Ansatz unterstützt. Tja.

6 Gedanken zu „Adventsinflation“

  1. Bäääh!
    Das geht aber auch nur in Ddorf?
    Der Centershop wollte für den gemischten Rohling 15 €, für den kleinen Türkranz 10€. Das geht gerade noch, finde ich.
    Dass Mars der Inhaber von Bounty und meinem Lieblingskaugummi ist, weiß ich auch jetzt.
    Ich musste zwei Packungen aus Irland importieren. Unmöglich ist das.
    Bei uns ist übrigens nur noch das Ja! Toilettenpapier zu kaufen.
    Da scheint sich auch was anzubahnen. Muss ich auch da einen Importweg finden?

  2. Adventablett, länglich, vier Kerzenhalter, Blech. Grünzeug aus dem Garten oder am Baumarkt die aus den Bündeln gefallenen Einzelzweige klauen. Feddich. Manko: Lässt sich nicht aufhängen.

  3. für den Tisch gibts noch die schnelle Variante: Tablett, Weihnachtskugeln und sonstigen Schnickschnack draufschütten, vier Gläser mit Kerzen dazwischen. Eventuell noch ein paar Zweige dazwischen, muss aber gar nicht. Für die Tür ist das nicht ganz so optimal.

  4. Wow, das ist ja wirklich mal eine satte Preissteigerung! Also dass viele Dinge nun ein paar Euro mehr kosten, okay … aber das ist ja schon Wucher. Wir haben seit ein paar Jahren einen aus vertrockneten Ästen. Eigentlich sehr schön, aber dieses Jahr wird wohl auch das letzte Jahr sein, denn er fällt zusehens auseinander.

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