16.03.2024

Hurrahurrahurra, ich bin zuhause, wie schön ist das denn? Es ist immer wieder faszinierend, wie viel Endorphine ich ausschütten kann, wenn ich etwas, auf das ich lange hingehadert hatte, hinter mich gebracht habe. Viele Leute sagen, dass Frauen die meisten Endorphine ausschütten, wenn sie ihr neugeborenes Baby im Arm halten. Ich erinnere mich ganz gut an diese Situation, und ja, ich hatte Endorphine, keine Frage, ich weiß aber nicht, ob das wirklich mehr waren als jedes einzelne Mal, wenn ich irgendwo hin muss, um da Sachen zu arbeiten, die ich mir nicht selber ausgesucht habe – ja, bevor Frau N jetzt korrigiert: die ich mir selber ausgesucht habe, wohl in einem Zustand geistiger Umnachtung, einfach nur, weil es manchmal einfacher ist, Ja zu sagen und dann zu leiden, als Nein – aber gut, jetzt bin ich zuhause, liege mit dem schlafenden Kind und dem passiv-aggressiven Kater, der niemals bei irgendjemandem liegt, außer mir, oder halt außer in der Situation, dass er beleidigt ist, weil irgendjemand mal einen Tag weg war, und das mitteilen möchte, jedenfalls liegt neben mir das schlafende Kind, auf dem schlafenden Kind liegt der mich triumphierend anstarrende Kater, der vermutlich wirklich denkt, dass ich traurig bin, dass er nicht auf mir liegt, damit ich mich dann stundenlang nicht bewegen kann, weil er dann beleidigt ist, und gucke das Handballspiel, das ich heute verpasst habe.

Um 14.30 Uhr war Anpfiff, ich stand gerade im Nebengebäude, die Fenster waren geöffnet, dann war vermutlich Anpfiff und man hörte Trommeln und Pfiffe und Schreie, und ich bat um eine Schweigeminute, um trauern zu können.

Fun fact: Ich wäre theoretisch zur Siegparty eingeladen gewesen, aber es gab dann ja keine, soviel weiß ich schon mal, ich muss aber noch gucken, woran es lag (in Minute 5 habe ich eigentlich schon genug gesehen, denke ich). Und das kam so:

Um 8 Uhr ging ich heute zum Frühstück, in dem Hotel direkt neben der Handballarena. Es war nicht ganz überraschend, aber der Frühstücksraum war gefüllt mit Menschen in DHB Anzügen. Spiele sah ich nicht, vielleicht waren die entweder separat oder woanders untergebracht, aber die Funktionäre saßen gutgelaunt beim Frühstück. Der Raum war durch das Buffet zweigeteilt, auf der einen Seite saßen die deutschen Funktionäre, auf der anderen die kroatischen. Da kann ich folgende Beobachtung teilen: Kroatische Handballfunktionäre tragen beim Hotelfrühstück allesamt Adiletten mit nackten Füßen. Ich kann das gut nachvollziehen. Üblicherweise frühstücke ich, bevor ich mich zum Arbeiten fertigmache. Ich bin also beim Hotelfrühstück geduscht, habe nasse Haare und eventuell – so auch heute – noch nicht das Oberteil an, das ich nach dem Frühstück tragen werde. Heute hat es sich nicht ergeben, aber ich war sicherlich auch schon in Birkenstocks mit Socken beim Frühstück, das ist an der Stelle folgerichtig.

Für mich, die ja genau NICHT das Spiel um 14.30 Uhr gucken konnte, weil sie arbeiten musste, war das Frühstück schwierig, ich hätte mich auch gerne für einen spannenden Handballtag gestärkt, aber gut, ich bin halt was anderes von Beruf, also ging ich irgendwann beleidigt auf mein Zimmer, machte mich fertig, packte die Sachen und ging zum Empfang. Neben dem Empfang stand ein Tisch vom DHB, darauf waren Fänchen, Obst und irgendwelche Devotionalien und Infomaterial, drumrum standen fünf Männer in DHB-Anzügen, wir kannten uns zum Frühstück. Ich rollerte mit meinem Gepäck vorbei, hielt inne, drehte mich um und ging zu ihnen, um dann vermutlich etwas zu lang und zu peinlich zu erklären, dass ich ja großer Fan sei und sehr traurig, ich müsste nämlich arbeiten, letztes Mal sei ich wenigstens bei den Recken gewesen, dieses Mal hätte ich aber nicht aufgepasst und nur gecheckt, ob die Recken ein Heimspiel hätten, dann saß ich Donnerstag auf dem Sofa und guckte das erste Spiel gegen Algerien, und dann dämmerte mir, dass das ja hier ist, Sie kennen die ganze Geschichte, die Herren hörten aufmerksam und höflich zu, stellten sogar qualifizierte Fragen zu meinem Tätigkeitsfeld, als wäre das irgendwie wichtig, wenn gleich ein Spiel ist, was so eine irre Frau in der Lobby beruflich macht, und dann wünschte ich viel Glück, nicht, ohne anzukündigen, dass ich um 14.30 Uhr sehr traurig sein würde, und dann sagte einer der Herren: „Kommen Sie doch nachher zur Siegfeier, das ist auch schön.“ Ich machte ein kleines Späßchen zurück, toitoitoi, los geht’s.

Bis zum Gebäude, in dem ich die nächsten Stunden verbringen würde, überlegte ich, ob ich mich jetzt den ganzen Tag auf die Siegfeier freuen sollte, oder ob ich davon ausgehen müsste, dass ich dann am Eingang ausgelacht werden würde, weil natürlich niemand gesagt bekommen hat, dass da noch die Irre aus der Lobby kommen würde, beschloss, dass ich einfach irgendwann, wenn das Tagwerk vollbracht ist, nach Hause fahren würde, und so machte ich es auch. Gab auch keinen Sieg, entsprechend keine Siegfeier. Alles richtig gemacht.

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