15.03.2024

Hannover stößt mich ab, ich denke, wir können das als gesetzt ansehen. Hier musste ich heute hinfahren, um morgen hier zu arbeiten, worauf ich – ich formuliere milde – mittelviel Lust habe, ja, das ist milder, als man mir zutrauen würde, aber gut, ich dachte ja, ich könnte das ganze Erlebnis für mich weniger schlecht gestalten, wenn ich einfach darauf setze, dass nicht *für mich* ein Hotelzimmer gebucht wird – Sie erinnern sich vielleicht an die wirklich schlechte Trucker-Bumsbude mitten im Wald auf einem Autobahnkreuz, das muss man erst mal hinkriegen, also das Hotel, aus dem ich dann morgens erst mal ganz hektisch mit dem Auto (weil: mitten im Wald, Dirt Road, also Zug ausgeschlossen, das hatte man für mich wohl so entschieden) an den Arbeitsort fahren musste, und zwar viel früher, als ich da sein muss, weil ich Angst habe, dass ich keinen Parkplatz finde, an einem Ort, an dem ich mich nicht auskenne – jedenfalls, ich kriege den Satz zuende gedacht, hatte ich einfach ausgenutzt, dass man mir nicht mitgeteilt hatte, ob man ein Hotelzimmer gebucht hatte, also buchte ich selber eins, und zwar direkt neben dem Arbeitsort. Also wirklich direkt. Nebenan. Dass man entscheidet, Leute, die einem einen Gefallen tun (das ist so, tatsächlich, pro bono quasi) in eine Bumsbude am Arsch der Heide einzuquartieren, weil das Hotel DIREKT NEBEN dem Arbeitsort 10 Euro mehr pro Nacht kostet, sagt nicht mehr über mich (hoffe ich) als über die Finanzen unseres Landes. Was ich bei meinem letzten Einsatz hier im Oktober am schlimmsten fand, war vermutlich das Hotel, also buchte ich das normale, ganz uneklige Hotel ohne irgendwelche Logistikprobleme morgens, und saß dann dennoch heute bis 17.30 Uhr in Düsseldorf in meinem Sessel und war traurig, dass ich jetzt auf die Autobahn muss, wo der Sessel und die Wohnung und Düsseldorf doch so super sind. Aber gut. Nun bin ich hier, ich machte einen kleinen Ladestopp an einer Autobahnraststätte mit Klo in einem Außencontainer (nein danke) und einer 50 kW Ladesäule (wer braucht denn sowas? Ich möchte lösen: Niemand), dann war ich nach Geschäftsschluss in der Metropole Niedersachsen irgendwann da, musste noch in den Supermarkt und hatte vor allem Hunger, und dann fand ich mit etwas Glück einen großen Edeka, der nach 21.30 Uhr noch geöffnet war. Ich entschied, mich jetzt nicht mehr sehr zu bemühen und zu gucken, was an der Backtheke noch da ist, und naja, da war nur Mist. Von den ausschließlich wirklich schlimmen Sachen, die in Niedersachsen um 21.30 Uhr noch in einer Backtheke liegen, sah mir am überzeugendsten so Teigstangen mit Fetafüllung aus. Es gab derer vier, und da sie Mittag- und Abendessen auffangen mussten, kaufte ich sie. Um dem Ganzen noch etwas Sinnvolles entgegenzusetzen, kaufte ich auch noch eine Schale Himbeeren, die übrigens eigentlich sehr gut waren, das kenne ich um 21.30 Uhr in Düsseldorf auch schon mal schlechter. Ich war im Supermarkt mit meinem Korb aus dem Kofferraum, doch dann fiel mir ein, dass es gleich doof wäre, wenn ich mit Weekender, Roll-Aktenkoffer und Einkaufskorb ins Hotel laufe, so viele Hände habe ich auch nicht, also kaufte ich einen Jutebeutel und packte alles da rein.

Ich kaufe ja bei Dienstreisen, zumindest dann, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, immer Süßigkeiten. Und dann – so wie jetzt – gehe ich in das Hotelzimmer, ziehe den Schlafanzug an und gucke – so wie jetzt – Markus Lanz oder so einen Mist. Dabei esse ich Süßigkeiten, das mache ich zuhause nämlich nicht, und man möchte ja auch eine Art Event, wenn man schon reisen muss. Ich wollte übrigens M&Ms kaufen, die gab es in dem vielleicht größten Edeka, den ich je gesehen habe, nicht, wahrscheinlich wieder ein Preisverhandlungsproblem. Also kaufte ich Treets.

Ich ging zurück ins Auto, welches, und das möchte ich lobend erwähnen, in der Zeit an einer Ladesäule stand, das war sehr gut von Hannover geregelt, und dann fuhr ich los, 5 Kilometer waren es noch. Dank meines Hungers biss ich beherzt schon mal in eine Fetastange, um dann, moment, ich muss mich sammeln, zu merken, dass sie mit Feta und SENF gefüllt war. Ich war auf einer Schnellstraße und hatte kein Taschentuch zur Hand, mit anderen Worten: Ich habe jetzt Senf in meinem Körper. Ich bin absolut fertig mit Hannover.

Mein Abendessen war somit also gestorben, blieben die Treets und die Himbeeren. Ich checkte in das Hotel ein, auch eine traurige Geschichte, mein Arbeitsort ist nämlich neben der ZAG-Arena, und als ich im Oktober hier war, kaufte ich eine Karte für ein Heimspiel von Hannover-Burgdorf, also guckte ich letzte Woche kurz, ob ich wohl Glück hätte, aber nein, natürlich kein Heimspiel, ist ja Länderspielpause. Weiter habe ich nicht recherchiert, und somit beschloss ich, nur Samstag zu arbeiten und Freitag anzureisen, ich hätte noch den Freitag optional gehabt, plus Samstag, hatte mich aber dagegen entschieden.

Als ich gestern abend das Spiel der deutschen Nationalmannschaft für die Olympia-Qualifikation guckte, war ich gelinge gesagt SEHR ANGESTRENGT, als ich sah, dass es in der ZAG Arena ist. Und Surprise. Heute hätte ich ja früher anreisen können, in das Hotel 10 Meter neben der ZAG Arena, um noch ein Spiel zu gucken, aber nein, heute war natürlich keins, Spiel ist morgen, 14.30 Uhr, da arbeite ich traurig weitere 10 Meter neben der Halle, oder Sonntag, da bin ich wieder in Düsseldorf, der Stadt, in der kein Senf in Fetastangen ist.

Ja. So ist das mit mir und Hannover, ich dachte ja, nur Berlin sei die Wurzel allen Übels, ich habe noch nie irgendetwas Gutes in Berlin erlebt, aber Hannover ist Berlin auf den Fersen. In dem neuen Jutebeutel ging übrigens die Schale Himbeeren auf, was ich erst merkte, nachdem ich sie auf das weiß bezogene Bett gestellt hatte, und dann sah das so aus.

Ich bin froh, wenn ich morgen Abend wieder nach Hause fahren kann. Vielleicht sehe ich Juri Knorr ja noch aus dem Hotelzimmer und kann winken, drücken Sie mal die Daumen.