16.03.2022

Meine Güte, die Zeit rennt. Eventuell ist man mit Pandemie und Krieg einfach schon so eingebunden, dass man nicht mehr mitkriegt, was passiert in der Welt, aber wenn das Wort „Fukushima“ plötzlich in Überschriften erscheint, ist man ja doch wieder ganz alert.

Fukushima ist ja ein Grund, warum in diesem Haushalt der Konsum von Fisch sehr schwierig geworden ist. Herr H hat sehr strikte Regeln, was gekauft werden darf und was nicht, und nun höre ich ja schlecht und kaufe üblicherweise einfach, was ich möchte, ich sehe mich aber mit dem Problem konfrontiert, dass ich manche Erläuterungen verinnerliche und dann auch im Konsumverhalten umsetze. Fisch ist schwierig, ich kann mir immer gar nicht merken, welchen man aus welchen Gründen nicht kaufen kann, aber die Gesamtgemengelage besteht quasi aus „manche haben viel Antibiotika“, „manche sind überfischt“ und „manche leben in der Nähe von Fukushima“, und so blieb für mich irgendwann nur noch, keinen Fisch mehr zu kaufen. Herr H kauft noch Fisch, und wenn es gut läuft, darf ich hin und wieder welchen mitessen.

Viel schwieriger ist das Thema Fisch ja mit Kind H gelagert, das in der eventuell pubertätsangemessenen Sprunghaftigkeit gestern doch wieder ein Aquarium haben wollte, dann aber nur mit Pflanzen, das fand ich eine akzeptable Idee, also fuhren wir in eine Nachbarstadt zu einem Aquaristik-Nerdladen. Ich kürze ab. Das Aquarium, das Ona sich dort aussuchte (nicht kaufte, nur hypothetisch) fasste dann also bereits 125 Liter, ich erinnere mich dunkel, dass ich in irgendeinem Stadium post „Nein, es gibt kein Aquarium“ seufzend auf 60 ohne Fische eingeschlagen hatte, der Spass sollte dann nackt bereits 300 Euro kosten (es ist sein Geld, das er in einen Gaming PC investieren wollte, der aber von mir nicht gewünscht ist, also liegt es rum), plus Kies, plus Pflanzen, plusplusplus, ich war dann irgendwann im Kopf bei 500 Euro und unerfreut. Und dann gingen wir in den Keller des Grauens. Viele, wirklich viele nackte Aquarien und darin Fische, die man kaufen kann. Innerhalb von Sekunden war mein Gemüt so somber, dass ich meine schlechte Laune nicht mehr verstecken konnte. Ja. Ich weiß, es gibt viele Menschen, die finden Aquarien super, und ich weiß wiederum überhaupt nicht, ob Fische darin glücklich oder unglücklich sind, ich weiß nur: Für mich tut das nichts. Ich möchte so einen wedelnden, hechelnden Labrador um mich rum haben, der zu jedem Zeitpunkt des Tages entweder GANZ glücklich oder GANZ unglücklich ist, und ich möchte verstehen, warum das Tier GANZ unglücklich ist, und wenn es zum Beispiel ist, weil es als einziges Lebewesen auf der ganzen Welt nicht auf der Couch fernsehen darf, tja, dann möchte ich das ignorieren können, wohlwissend, dass dieser Hund das für ihn beste denkbare Leben führt, bis auf die Couch, und irgendwas ist ja immer. Die Fische haben mich angeguckt und alles, was ich in meinem Kopf ergänzte, war „Hilfe“, und ich wüsste ja noch nicht mal, wie man ihnen helfen könnte, in den Rhein werfen ist vermutlich auch nicht der Weg, aber so ein Aquarium im Kinderzimmer, aus dem mich jeden Tag irgendwelche Tiere angucken und rufen „Hilfe“, das sehe ich für mich nicht.

Und eigentlich wollte ich was über Andrij Melnyk schreiben. Aber ich schreibe ja nicht über den Krieg.

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