16.02.2023

Ich möchte vorwegnehmen: Heute ist nichts passiert. Also nichts, was Bloggen rechtfertigen würde. Ich habe mir mit einem Messer in den Daumen geschnitten, als ich eine Süßkartoffel schälte (ich hasse Schälen, ich kann und will auch nix schälen, ich könnte ausschließlich von Him- und Blaubeeren leben), dann brauchte ich die Schale einer Limette und verletzte mir an der Reibe den anderen Daumen, und dann war’s das auch schon. Langweilig war mir glücklicherweise nicht, vielleicht gibt es ja im Universum einen Zusammenhang zwischen meiner Langeweile und Drama, und damit war es das auch schon.

Im Kleinen gab es noch einige Dinge, die den Tag schön gemacht haben, man soll sich ja immer mal fragen, was im Leben so richtig schön ist, damit man zufrieden ist. Eigentlich ganz einfach. Seit den letzten Renovierungen und Möbelkäufen kann ich sagen, dass in meiner Wohnung in meinen Augen wirklich alles schön ist, das fügt insgesamt schon sehr viel Lebensqualität zu. Dann kam das neue Kleid, das komplett knallfarben ist, Rot, Pink und Orange, aus wunderschönem Stoff, ich bin begeistert. Das vermutete Problem – es ist ein Wickelkleid, da passt manchmal oben nicht alles da rein, wo es rein soll – war erfreulich nonexistent, dafür war es zu lang. Also deutlich zu lang. Es ist für halbe Länge Wade geschneidert, aber das ist eine Länge, die mich sofort 20 Jahre älter macht. Also bat ich den Modedesigner meines Vertrauens, der kurz in Sachen Kokosmilch-Eigenproduktion vorbeikam, einmal kurz zu gucken, ob man das gut ändern kann, und ja, man kann es gut ändern. Also kommen jetzt 20 cm ab, und dann ist alles schön. Und weil man sich ja auch immer an den kleinen Dingen erfreuen soll: Das Kleid ist quasi halb rot, halb pink, wenn man es aufwickelt, ist die eine Seite rot, die andere Seite pink, und das erfahrene Designerauge nahm direkt wohlwollend zur Kenntnis, dass die Marke meines Vertrauens nicht nur immer noch echte Wickelkleider macht, wo doch alle anderen Wickel faken, sondern auch an der Stelle, wo die beiden Farben aufeinandertreffen, die Garnfarbe für den Saum ändert. Als Hausfrauen-Näherin fand ich das normal, in der Massenwarenproduktion ist das anscheinend nicht normal. Nicht auszuschließen, dass ich bei der Konfirmation in der Kirche sitze, irgendwann nach vorne gehe und dann sage: „Wenn Sie bitte einmal gucken wollen: Der Saum ist mit zwei verschiedenen Garnfarben genäht, das ist ein wirklich schönes Detail an diesem echten Wickelkleid.“

Und dann saß ich heute am Schreibtisch, entsperrte mit dem rechten Zeigefinger den Laptop, der links vom Bildschirm steht, und stöhnte ein weiteres Mal, wie dumm das ist, der Sensor ist oben rechts, also käme man beim Einrichten niemals auf die Idee, einen linken Finger zu nehmen, aber seitdem muss ich 30 Mal am Tag eine Verrenkung machen, um ein Passwort freizugeben oder irgendwas zu entsperren. Heute aber hatte ich eine Eingebung. Ich guckte, ob man einen weiteren Finger hinzufügen kann, und ja, kann man natürlich, und jetzt kann ich auf dem Schoß mit dem rechten Zeigefinger und am Schreibtisch mit dem linken Zeigefinger entsperren, und so langsam habe ich wirklich keine Ahnung mehr, was in meinem Leben noch unpraktisch sein sollte.

Und dann saß das Kind noch in der U-Bahn, auf dem Weg zu Beebie Arthur, und dann hatte Herr H., der auch gerade im Zug saß, ein bisschen Sorge, Karneval, so ein kleines Kind ganz alleine im Chaos unterwegs, und dann entbrannte eine Diskussion auf WhatsApp, die mein Kind so parierte:

Und dann wurde mir klar, wie viel einfacher das Leben von Jungs so ist.

7 Gedanken zu „16.02.2023“

  1. Oh, jetzt würde ich ja wirklich gerne kommen und der Konfirmation beiwohnen. Das fände ich interessant. Wo würde dieser Beitrag denn in der Liturgie untergebracht werden? 🙂
    Liebe Grüße,
    Eva

  2. Würden Sie die Marke des Kleides verraten? Schöne und gute verarbeitete Kleidung versteckt sich irgendwie immer vor mir. Viele Grüße Tine

  3. Ich als HandballerIN habe mich auch immer stark gefühlt und hatte das Gefühl, dass ich mich zumindest wehren kann, und gefühlt damit ja eher keiner rechnet. Aber als Handballer*in ist man ja etwas im Nahkampf ausgebildet…
    Und wenn das vielleicht auch Schwachsinn ist, für mich war das gut, ich hab tatsächlich weniger Angst als viele andere Frauen, die ich so kenne.

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