15.02.2023

Für einen sehr kurzen Moment war mir eben langweilig in meinem Leben, ein Gefühl, das ich über Jahre nicht erdulden musste und das daher mit offenen Armen willkommen geheißen wird. Ich saß an meinem Schreibtisch, um mich herum war alles aufgeräumt und schön, die Arbeit war leicht langweilig aber gar nicht dringend, es gab aber nichts, was dringender gewesen wäre, also programmierte ich eine Exceltabelle, von der ich in zwei Wochen jubelnd sagen werde: „Oh, wie gut, dass ich die so gebaut habe, das erleichtert mir ja die Arbeit kolossal!“, dann diskutierte ich kurz mit Mann und Kind und Hund, wer jetzt wie und wann in den Wald gehen könnte, alle wollten, aber ich hatte gerade so viele verschiedene Formeln im Kopf, dass ich daran zwei Stunden später schlecht wieder hätte anknüpfen können, und wer will schon zweimal über etwas nachdenken, also entschieden wir, dass nur Mann und Kind und Hund in den Wald gehen würden und ich noch ein bisschen weiterarbeite, und dann machte ich mir einen kleinen Snack, zwei riesige Orangen und eine Schale Himbeeren, nahm dazu ein kaltes koffeinhaltiges Getränk, verabschiedete mich von Mann und Kind und Hund und setzte mich wieder an den Schreibtisch, um dort abwechselnd eine Excel-Zelle zu verformeln und ein Stück Obst zu essen.

Und dann gab es einen wirklich unglaublichen Knall und die Nachbarin fuhr volles Rohr mit dem Auto rückwärts unter meinem Schreibtischfenster ins Haus.

Jo, so habe ich auch geguckt, und dann fiel mir ein, dass exakt in dem Moment Mann und Kind und Hund das Haus verlassen sollten, und dann musste ich sehr sehr laut schreien und rannte raus, da standen Mann und Kind und Hund, die waren nämlich wie immer vertrödelt und standen noch im Flur, als der Einschlag kam, und bargen die Nachbarin aus dem Auto. Ich holte Wasser, wir riefen Polizei und Krankenwagen, und dann irgendwann gingen alle, die reingehen konnten, wieder rein, aber jetzt bin ich wach.

Sie ist übrigens etwa 50, hat vor 2 Jahren ihren Führerschein gemacht, und wenn wir nach Hause kommen und sehen, dass sie versucht, ihr Auto zu parken, fahren wir lieber noch mal ein halbes Stündchen um den Block, bei den Fahrstunden, in denen das gelernt wurde, war sie nicht so aufmerksam. Und auch, wenn man zufällig mal hinter ihr fährt, ist es – naja – interessant.

Vielleicht kommt sie zu dem Entschluss, dass sie entweder gar nicht mehr fährt, oder dass sie zumindest noch etwa 50 weitere Fahrstunden nimmt. Wenn wir aus dem Haus gehen, werden wir jedenfalls jetzt immer gut rechts und links gucken.

Frau N reagiert auf die Szenerie.

1 Gedanke zu „15.02.2023“

  1. Oh je, das klingt nach einem sehr großen Schreck und nach gerade noch mal einigermaßen gutgegangen, was auch richtig hätte schiefgehen können. Ich wünsche alles Gute und Ihnen eine neue Gelegenheit zu erfreuter Langeweile (ich hoffe, die Excel-Tabelle konnte auch noch zuende geführt werden? Wäre ja schade drum).

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