Ich bin ja emotional schon länger raus aus der, ähm Fußball also WM. Ich probierte hier einen lustigen stilistischen Kniff, und am Ende klang es leider wie Karl Lauterbach. Aber was will man machen.
Der Teenager und ich haben uns ein gewisses Gemütlichkeitslevel erarbeitet während der Grippe neulich, und so liegen wir schon wieder auf dem Sofa unter 10 Decken, und wenn man da schon liegt, kann man auch Fußball gucken, ich schwöre allerdings, wenn ich noch einmal das Wort „One Love Binde“ höre, schmeiße ich den Kater in den Fernseher, der liegt uns eh im Weg. Ich kann das nicht mehr hören, und auch, wenn die meisten Kommentatoren sich zu schade sind, eine Kausalität zwischen „dem schlimmen politischen Druck“ und dem Ausscheiden der „Mannschaft“ explizit herzustellen, schwingt doch ständig überall mit, dass es ja alles emotional auch ganz belastend für die Spieler gewesen sei, und ja, wenn man emotional ganz belastet ist, dann kann man nicht gut so einen Ball schießen, das verstehe ich natürlich sofort. Meine Güte.
Also liegen Ona und ich auf dem Sofa, Herr H. hat den Zug verpasst und wird von uns auf dem Laufenden gehalten (eine echte Debatte um Spielstände und was die bedeuten, führen wir seit 2014 eher nicht mehr, als er nach dem 5:0 gegen Brasilien zu Bedenken gab, dass so Spiele ja doch sehr schnell kippen können, da sei noch gar nix in trockenen Tüchern, man müsse jetzt doch erst mal Daumen drücken und abwarten), und so liegen wir halt und philosophieren darüber, wie es überhaupt passieren konnte, dass Fußball sich so durchgesetzt hat, ich nannte ihn Nationalsport, Ona korrigierte Internationalsport. Ich begreife es nicht. Es passiert sehr wenig, Ballkontrolle ist wirklich leider nur so, wie man sich das vorstellt, wenn das kontrollierende Körperteil der Fuß ist, und dann ist es alles total langweilig, aber das wissen Sie natürlich, und oft auch ein bisschen random. Wenn so ein Torwart einen Ball, wie heißt das denn im Fußball, auch Tor ab? über das ganze Feld nach vorne schießt und dann halt irgendjemanden trifft. Also wirklich irgendjemanden. Häufig sogar den gegenüberliegenden Torwart. Kann man das nicht zuhause üben? Dass man einen Pass so spielt, dass der dann bei einem mit der eigenen Trikotfarbe ankommt? Das würde das Spiel wirklich deutlich attraktiver machen .
So, jetzt wurde abgepfiffen, endlich, das war ja nicht mehr auszuhalten. 3:0 für Argentinien, und ich war ja eigentlich für Kroatien, ich mag die Küche, und Onas Handballtrainer hat in der kroatischen Bundesliga gespielt, mehr kann ein Land mir nicht bieten. Und wo wir gerade beim Handball sind, dem Spiel, von dem es so unglaublich ist, dass es sich nicht als Internationalsport gegen diesen lahmen Fußball durchsetzen konnte, muss ich an die 15 Handballweisheiten von Frau Giese denken, die eine richtiger als die andere ist, und da hätte man den Kroaten mal die erste, spielentscheidende Weisheit noch mal erklären müssen: Um ein Tor zu erzielen, musst du aufs Tor werfen.
Noch zwei Spiele, dann ist endlich Handball WM!