10.08.2022

Wissen Sie noch? Afghanistan damals? Ich höre gerade einen Podcast rückwärts, und wir befinden uns jetzt in der Zeit, in der die Truppen aus Afghanistan abgezogen wurden und die ganzen Ortshelfer zum Verrotten zurückgeblieben sind, und ich erinnerte mich kurz daran, dass Frau N und ich das damals recherchierten, um zu verstehen, was passiert, dann waren wir ergriffen, dann waren wir empört, und ja, dann haben wir es vergessen. Corona kann ich nicht vergessen, das muss ich mir nach wie vor täglich ansehen, ich kann aber mit vollster Informiertheit sagen: Haben inzwischen auch alle vergessen. Die Medienberichterstattung zur Pandemie ist quasi eingeschlafen, die Zeitungen versuchen noch hin und wieder, vielleicht doch eine Impfung vor der Herbstwelle schmackhaft zu machen, aber eigentlich scheint es, als hätten alle aufgegeben. Während zur Zulassung von Novavax noch alle jubelten, dass sich endlich auch die Linke jetzt impfen lassen kann, interessierte Valneva eigentlich schon nicht mehr, es ist nämlich vermutlich amtlich: Wer jetzt nicht geimpft ist, ist halt nicht geimpft. Auch schade, eigentlich. Ich war ja sehr für die Impfpflicht, aber da Herr Merz einen so kleinen Penis hat, dass selbst das Privatflugzeug den nicht kompensieren kann, ist die ja leider nicht durchgegangen, und das ist natürlich schade, und nein, jetzt nicht die Diskussion „aber von Infektion blabla“, egal, ich hätte mich sehr über eine Impfpflicht gefreut.

Krieg in der Ukraine ist emotional auch schon wieder verarbeitet, und auch dafür schäme ich mich ein bisschen. Ich muss von Berufs wegen sehr viel Zeitung lesen, Krieg gehört nicht zu den Themen, die ich kennen muss, das war bislang privates Interesse, aber ja. So. Jetzt hab ich es gesagt: Ich habe nach 12 Jahren Pandemie und allem Gedöns kaum mehr Ressourcen für noch mehr Drama, und das geht wahrscheinlich Vielen so. Dürren, Hitzewellen, Waldbrände, dazu Krieg und Inflation, Handwerker gibt es keine mehr, Gas kann man auch nicht mehr verheizen, immerhin habe ich den Bombenschutzkeller nicht gebraucht und bin inzwischen auch wieder davon ab, dass man den jemals brauchen könnte. Immerhin habe ich das Thema im Februar ja schon mal durchgedacht, lässt sich alles regeln im Bedarfsfall.

Wenn man so durch die Straßen geht, sieht man ja meist ganz viele Menschen, zumindest hier in der gefragten Großstadt. Ganz viele von denen versuchen ja nicht, sich für alle Probleme Lösungen zu überlegen, sondern leben einfach ganz normal so vor sich hin. Ich verhalte mich derzeit wie so ein Mensch. Ich lebe einfach so vor mich hin, beschäftige mich mit Pandemie und anverwandten Themen, und halte mir regelmäßig vor Augen, dass es ja wirklich gar nichts ändert, wenn ich mich jetzt aufrege, mir eine Lösung für ein Problem, das ich ja gar nicht in Gänze durchdringen kann, überlege und vielleicht sogar ins Internet schreibe, dann stimmen Leute zu und liken den Tweet dazu, und dann ist anschließend alles exakt genau so wie vorher. Das hilft also schon mal nicht. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal ein unpolitischer Mensch werden könnte, aber vielleicht ist das viel einfacher. Hilft nämlich alles nix. Aber eine Bitte hätte ich, so für den Hinterkopf: In der nächsten Regierung sollte nicht die FDP den Finanzminister stellen, ich denke, dann wären wir insgesamt einen Schritt weiter.

4 Gedanken zu „10.08.2022“

  1. es ist wie in dem bild, wo der schwanz mit dem hund wedelt: fdp und restregierung. mir geht es ähnlich, und die machtlosigkeit eigener gedanken lässt mich mit allen anderen in kommende schwierigkeiten stolpern. ich war nie so wenig engagiert wie jetzt, meine kapazität ist erschöpft, verantwortlich bin ich für mein tun. so sorge ich in meinem umkreis und für mich und hoffe, im „notfall“ genug gute ideen zu haben.

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