09.09.2022

Normalerweise schreibe ich ja Texte ins Internet, von denen ich glaube, zu wissen, womit sie sich befassen werden, und dann schreibe ich einen halben Satz, dann kommt mir ein Gedankeneinschub in den Kopf, den schreibe ich dann auf, oft werde ich dann wütend auf Politiker oder so, dann kommt irgendwann ein böses Wort so wie „Scheiße“, und dann hab ich irgendwann keine Lust mehr und höre auf zu schreiben. Sie lesen das dann, und denken, das sei alles so ausgedacht.

Heute mache ich es anders, und ich fühle tief innen drin, dass das nicht funktionieren wird. Ich habe keine Ahnung, womit der Text sich befassen wird, ich habe eine Idee, was der erste Satz ist, und ich bin so erleichtert, dass jetzt Wochenende ist und ich die nächsten zwei Tage nicht arbeiten muss, dass ich gerne etwas Nettes machen möchte, zum Beispiel Bloggen, und dann gehe ich ins Bett, ganz erschöpft, um morgen dann fit zu sein und zwei Tage Freizeit (i.e. Supermarkt, Drogeriemarkt, Altglas, etc.) auch vollumfänglich genießen zu können. Ich habe in den letzten Wochen eine Aufgabe, die mir anvertraut wurde, nicht mehr durchgeführt (Lawine, wuchtig, Sie verstehen), aber heute bin ich so fertig mit Aufgaben, wie ich es seit langem nicht mehr war, daher: Herr Buddenbohm, nehmen Sie sich bitte ein Beispiel, hier ist jetzt Wochenende.

Die Queen ist tot, da sollte es drum gehen. Ich glaube, dass ich theoretisch ein Mensch bin, der so denkt, dass man besser keine Monarchien haben sollte. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist die, dass ich in einem Haus aufgewachsen bin, in dem es echte Zeitungen gab, aber auch Illustrierte, vornehmlich die aktuelle und die Frau im Spiegel. Meine komplette europäische Königshausbildung fand zwischen 1990 und 1995 statt, das war der Lebensabschnitt, in dem ich so pubertär war, dass ich gerne alleine zu Mittag gegessen habe, und damit ich mit niemandem reden musste, las ich eine Illustrierte. Dann zog ich aus, aber hin und wieder war ich zuhause zu Besuch und las halt hin und wieder eine Illustrierte. Was ich weiß über Königshäuser:

  • Der spanische Thronfolger ist hot.
  • Der norwegische auch.
  • Die schwedische Thronfolgerin ist mein Jahrgang und hatte mal eine Essstörung.
  • Über das niederländische Königshaus weiß ich ein wenig mehr, sogar ein kleines bisschen aus der Innenperpektive, das fand ich aber immer ganz unspektakulär, da waren ja alle nett. Neulich stellte ich fest, dass die Koningin jetzt nur noch die Prinses ist, naja, gut, ich verstehe das gut, ich selber bin ja so gestrickt, dass ich in jungen Jahren wie eine Irre arbeite, weil ich mir eine fantastische Rentenzeit erhoffe, da verstehe ich auch, dass man irgendwann fertig ist mit Koningin, wo man doch die Schäfchen alle im Trockenen hat.
  • Lady Di ist immer traurig und wird in zunehmendem Alter immer attraktiver, diese Leidensnummer geht mir allerdings wahnsinnig auf die Eier, meine Güte, man hätte Charles mit den Ohren ja auch nicht heiraten können, dann müsste man jetzt auch nicht so leiden.
  • Lilibeth ist ganz böse, sie ist eigentlich der Hauptgrund, warum alle Schwiegertöchter so irre sind, bis auf die eine von dem Jüngsten, die ist vielleicht irre, aber so, dass es niemand merkt.
  • Ups, dann Diana tot, eigentlich auch alles Lillibeths Schuld.

Mehr weiß ich nicht. Ich wurde im Rahmen eines Podcasts ja mal gefragt, was ich von Paris Hilton halte, und da musste ich zugeben, dass ich nicht wusste, wer Paris Hilton ist, und ja. I am that nerd. Ich wusste bis neulich auch nicht wirklich, wer Meghan Markle ist und wieso Harry jetzt kein Prinz mehr ist, naja gut, das kann man jetzt natürlich alles kurz nacharbeiten. Jedenfalls: Für ein paar Jahre fand ich Monarchie sehr spannend, und wenngleich diese Phase mehr als 20 Jahre her ist, muss ich sagen: Lilibeth war spätestens seit The Crown jemand, den ich für bestimmte Züge sehr respektiert habe. Diese vollkommene Unterordnung, diese aggressive Priorisierung von Aufgaben, in Verbindung mit kompletter Contenance nach außen… Ich fühle das alles sehr. Und nicht zu vergessen: 70 Jahre. Aber ich will jetzt nicht den Job von Rolf Seelmann-Eggebert machen. Das wäre ja auch nicht fair.

5 Gedanken zu „09.09.2022“

  1. Der Bedeutungswandel der Königin von der bösen Schwiegermutter zur Fastheiligen ist schon spektakulär. Ist wie bei Helmut Schmidt, den habe ich auch ganz ganz anders erlebt.
    Man muss einfach nur alt genug werden, denke ich manchmal.
    Aber es ist müßig, jetzt mit all dem zu kommen. War ein schwerer Job, den sie hatte.
    Den will eigentlich keine.

  2. Ich habe mal in einer Quizzshow mit dem Wissen über europäische Königshäuser ein Fernsehgerät gewonnen. Das habe ich dann verkauft oder verschenkt, so genau weiß ich das nicht mehr. Das andere Wissen kam von meiner Oma, mit der ich viel Zeit in Arztpraxen wartend verbrachte. Auch keine so schöner Erinnerung.

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