03.11.2023

(Frau Herzbruch wischt sich erst einmal die Brille ab und seufzt. Wenn man ihre rechte Shift-Taste verwendet, schließt sich das Bild. Das war ihr noch nie aufgefallen. Kann sie nicht 10-Finger-Schreiben?!)

Heute muss leider Frau N für mich schreiben. Ich bin nämlich malade. Ich kann das nicht diktieren, das kommt ja sonst aus meinem Kopf in meine Finger! Machen wir das jetzt die ganze Zeit so, dass ich etwas zu Dir sage und Du es einfach schreibst? (Ja, das machen wir so). Ich könnte jetzt böse Sachen über Dich sagen. (Habe ich schon auf Tröt antizipiert). Zurück zum Text. Gestern waren wir abends Gansl essen, und das Gansl wurde in „Natursaft“ serviert, in der Stadt der Josefine Mutzenbacher fand ich das nur folgerichtig, jedenfalls schmeckte das Gansl zwar ganz hervorragend, danach war mir allerdings sehr schlecht, Natursaft ist nichts anderes als heißes Fett. Gansl-Fett! Darauf war mein Magen nicht vorbereitet. Nottransport zurück nach Hause, heute neuer Versuch.

Erst Wiener Hofreitschule, das war sehr schön, dann Mittagessen, das war auch schön (beachten Sie die subtilen Abstufungen, die sie macht), dann Stadtrundfahrt, auch schön, dann Omma-Café mit Mehlspeisen, sehr schön, dann in einer kleinen Parfümerie, die nur ausgefallenes Zeug hat, sehr sehr schön, dann Kir Royal in der Bar des Hotel Bristol, das war besonders schön (sie kennt noch mehr Adjektive, ich schwöre) und dann liefen wir, wohlgemerkt noch absolut nüchtern, Richtung Plachutta, wo wir Schnitzel essen wollten und dabei übersah ich einen Bordstein und vom Rest der Geschichte wünsche ich mir jetzt, dass Frau N. ihn erzählt, ich hätte diesen Teil der Geschichte lieber gesehen als ihn erlebt, am meisten ärgert mich tatsächlich, dass niemand das gefilmt hat, ich fiel nämlich vorneüber und habe dann etwa 20 Sekunden lang geschafft, nicht hinzufallen indem ich mich mit großen Sprüngen wie beim olympischen Dreisprung immer wieder versuchte, auszutarieren, aber irgendwann musste ich aufgeben und stürzte. Dabei flog das iPhone, das ich zum Navigieren in der Hand hielt, in einer spektakulären Kurve bis auf die andere Straßenseite, und dort flogen dann Teile, das sah ich noch während des Sturzes. Ich fing mich mit beiden Händen ab und fiel auf die linke Seite, merkte aber sofort, dass nichts maßgeblich kaputt ist und an dieser Stelle sah ich wieder einmal, warum ich Frau N so gerne mag (hat sie wirklich diktiert) entsetzt kam sie zu mir gesprungen und ich signalisierte, dass alles ok sei und dann verstand sie, dass sie als nächstes das Telefon holen muss. Wie so eine echte Freundin.

Langer Rede kurzer Sinn (hat sie von mir gelernt, dass das so heißt) – kann ja auch nicht immer alles nur in eine Richtung gehen – Hülle vom Handy kaputt, Handy heil, Kleidung heil bis auf Schuh sehr mitgenommen vorne, beide Handballen etwas berührungsempfindlich, scheinbar mehrere Blutgefäße in den Händen kaputt, ich habe nämlich jetzt so dicke Beulen auf den Handrücken und an anderen Stellen des Unterarms. Und an der linken Hüfte ist eine Beule, ungefähr vom Format einer Cantaloupe-Melone. Das neue Parfüm ist heile geblieben und Frau N serviert mir kühle Drinks. (Ich habe ihr auch mein Schnitzel gegeben!) – es ist nicht so, dass du dann nicht auch meins dafür bekommen hättest, das genau gleich war (aber es hat Aufsehen am Tisch und beim Personal erregt) – ich wollte nur sehen, wie groß mein Handlungsspielraum ist. Insgesamt für mich also eigentlich alles von Vorteil. Das war wahrscheinlich der lamste Blogeintrag meines ganzen Lebens, aber ich kann das nicht gut diktieren, ich kann das besser schreiben. Außerdem funktioniert mein Filter zwischen Denken und Aufschreiben besser als bei dir. (Sie meint damit, dass sie Dinge denkt, aber nicht aufschreibt und ich schreibe die einfach auf, weil sie sie ausspricht. Eine von uns hat das Prinzip Bloggen nicht verstanden, ich schreibe immer genau das, was ich denke. Die Schilderung oben ist ansonsten absolut zutreffend, ich habe nichts zu ergänzen, außer, dass der Dreisprung von Frau H gleichsam elegant war und beeindruckend lang anhielt, ich hatte Zeit, mir mehrfach immer neu zu überlegen, wie ich eingreifen könnte, kam aber leider zu keinem tragfähigen Ergebnis außer, dass ich mich in einem Hechtsprung hätte vor sie werfen können, damit sie weich fällt aber dazu war ich nicht bereit. Dementsprechend ist ihr Handlungsspielraum heute unbegrenzt. Heute!)

7 Gedanken zu „03.11.2023“

  1. Und ich kann die Malaisen so gut verstehen: ich bin im Sommer auch hingeknallt, aber nur eine Hand betroffen, dafür aber zusätzlich mit dem Kopf gegen einen Gartenzaun geknallt (Beule, blutig). An meiner Seite meine Enkeltochter, die meinte „jetzt rufen wir Papi an!“. Papi ist Viszeralchirurg…..ich hab mich dann sortiert und wir sind nach Hause gefahren. Never give up!

  2. gute Besserung! Trotzdem noch einen schönen Urlaub Ihnen beiden!
    Ihre detailreiche Schilderung löst echt Mitgefühl aus!

  3. Handy heil, Parfüm heil – alles andere wird wieder!

    Wenn ich immer genau das schreiben und veröffentlichen würde, was ich denke, hätte ich zu viele Klagen am Hals …

  4. Auch hier natürlich gute Besserung, aber bei dieser sagenhaften Betreuung von Frau N (ich hoffe sie schreibt nicht nur hier sondern liest auch) sollte das gut klappen. Wünsche trotzdem weiter viel Spass und lechze nach den nächsten Blogeinträgen…..

  5. Auweia, gute Besserung und schnelle Heilung!

    Dieser kooperative Schreibstil ist aber auf einem ganz neuen Level grossartig, gern mehr davon 🙂

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