03.01.2024

Seit 9 Uhr heute Morgen habe ich mich mit dem Thema Heizen beschäftigt, es ist wie ein Rausch, aber so ein ganz schlechter, wenn man Mehl statt Koks geschnupft hat, wobei das Bild wahrscheinlich gar nicht stimmt, ich habe noch nie Koks geschnupft, Mehl sicherlich unfreiwillig mal beim Backen, man muss halt niesen, aber das ist ja nicht so schlimm.

Sie können alle abrüsten, das Thema Pelletheizung ist nach weiteren 12 Stunden Recherche, Beratung und Beschäftigung auch wieder in den Hintergrund getreten, denn eigentlich wollen wir ja auch gar nichts verbrennen, stimmt schon, und keine Säcke Pellets tragen, und nichts saubermachen, und schön ist das Gerät (in meinen speziellen Augen) auch nicht, und naja, dann muss man noch mal weiterdenken nach einmal Drüberschlafen. Derzeit sind wir da, dass wir morgen um 9 ins Vaillant Kundenforum gehen und uns dort beraten lassen über Hybridheizungen, Wärmepumpe für die Grundlast, Gas-Brennwert für die Spitzlast. Ist auch nicht super, aber in Bad, Arbeitszimmer, Schlafzimmer und Gartenhaus (im sanierten Zustand) kämen wir vielleicht auch ohne aus, in Wohnzimmer und Küche vielleicht eher nicht, mal gucken, was der Anbieter morgen sagt. Zusätzlich wurde Kontakt zu einem geeigneten Anwalt aufgenommen, der Fachanwalt für Wohnrecht, der ein Verwandter ersten Grades ist, berät keine Familie, und ich sag’s mal so, verstehe ich, ich berate ja auch keine Familie, dann halt nicht. Brauchen tun wir den dennoch, da wir mögliche Szenarien mit den anderen Eigentümer:innen zumindest verstanden haben müssen, wenn wir die für alle beste Lösung finden wollen, die uns jedoch davor schützt, dass wir jetzt eine Wärmepumpe einbauen und 2028 dann irgendeine neue Zentrallösung gewünscht wird, die 2024 noch nicht gewünscht war, das wäre ungünstig, also erst mal informieren.

Für Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, möchte ich übrigens unbedingt und ganz interessenfrei die Vaillant-Website empfehlen, die unter anderem einen Rechner zur Energieprognose anbietet, der sehr anschaulich ist.

Hier also unser Szenario mit unseren echten Verbräuchen und momentanen Preisen für die Kilowattstunde. Ob das am Ende alles stimmt, weiß ich nicht, aber der Gedanke, dass der Einbau einer neuen Gasheizung vor dem Hintergrund der neuen, seit gestern deutlich gestiegenen Fördersummen für eine Wärmepumpe, noch eine gute Idee sei, war bei uns dann doch final gestorben. Auf 15 Jahre gerechnet sieht das so aus:

Mithilfe dieses Rechners konnten wir übrigens zudem rausrechnen, was das marode Gartenhaus uns an Energie kostet. Nun gut, das war nicht der Rechner, viel mehr zwang der Rechner mich, einmal die Verbrauchsdaten für Gas und Strom der letzten Jahre rauszusuchen, und dabei sah ich – das war mir vorher nicht so bewusst – dass wir etwa 32.000 kWh Gas im Jahr verbrauchen, im ersten Winter des Russlandkrieges ging der Verbrauch auf 19.000 kWh runter. In dem Winter haben wir mit Ausnahme der Weihnachtstage nur im Gartenhaus geheizt, plus punktuell im Arbeitszimmer, damit ich nicht am Schreibtisch festfriere, und vor allem, damit wir in irgendeiner Form Wäsche trocknen können. Im Gartenhaus mussten wir normal heizen, sonst wäre das Kind dort erfroren. Ich bin jedenfalls nachhaltig beeindruckt von dem Einsparpotenzial, wenn man jetzt mal überlegt, das Gartenhaus wäre auf irgendeinen Niedrigenergiestandard saniert, dann ist vielleicht doch nicht alles ganz ganz schlimm. Nur alles noch machen. Das wird schlimm.

4 Gedanken zu „03.01.2024“

  1. Ich weiß nicht, ob da jetzt Erklärungen fehlen, aber das Ergebnis des Vaillant-Rechners halte ich auf den ersten Blick für völlig unrealistisch – zumal die absehbar steigende CO2-Steuer unter den zusätzlichen Kosten verbucht ist. Die Energiekosten für die Wärmepumpe sollen halb so hoch sein wie bei der Brennwerttherme (Gas-Neuanlage)? Wie soll das gehen? Wie die Strom- und Gaskosten in 10 oder 20 Jahren sind, kann niemand sicher vorhersagen. Disruptive Ereignisse schrotten regelmäßig auch die beste Projektion. Aber Stand heute kostet die kWh Gas 7-8 Cent und die kWh Strom 30 Cent. Um Kostenparität bei den Energiekosten zu erreichen, muss die Wärmepumpe also mit einer Jahresarbeitszahl von 4 laufen. Damit die Energiekosten halb so hoch wie bei Gas sind, muss die Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl von 8 laufen, was völliger Quatsch ist. Im mit Heizkörpern beheizten Altbau sind Jahresarbeitszahlen von 2-3 realistisch.

    Ohne Kenntnis der Details verbieten sich ja eigentlich Tipps, aber haben Sie mal kalkuliert, wie die Rechnung mit Elektroheizkörpern für die Spitzenlast aussieht? Die Dinger sind bei allen Heizungsbauern verpönt, weil man da null dran verdient, aber sie kosten fast nichts, sind simpelste Technologie, die sich auch in Form großformatiger Bildern, Spiege etc. einfachst integrieren, steuern und austauschen lässt. Sie sparen zudem die laufenden Kosten für Gasanschluss, Schornsteinfeger und CO2.

    Ich heize seit 21 Jahren per Wärmepumpe (kein Ausfall, keine Wartung in der Zeit). Das Teil hat damals 2.600 Euro gekostet. Die kumulierte Inflation über die Zeit liegt bei 50%, womit so etwas heute eigentlich ca. 3.900 Euro kosten sollte. Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass die Dinger vor 21 Jahren handgefertigt waren und es heute erhebliche Skaleneffekte gibt, dann sollte der Preis bei 3.000-3.500 Euro liegen. Heute würde der günstigste Ersatz vom selben Hersteller aber 8.500 Euro kosten… Insofern habe ich auch mal Alternativen durchgerechnet, wenn die WP mal kaputt geht. Mit Stand vor 3 Jahren die günstigste Heizlösung für mein Haus: Heizen mit Teelichtern 😉 Null Investitionskosten und die kWh Wärme lag beim 100-Stück-Pack zum IKEA-Family-Preis bei 16 Cent.
    (sehr gut gedämmtes Haus mit zentraler Lüftungsanlage).

  2. Ich verstehe, was Sie meinen, gebe aber zu bedenken: Ich zahle bei meinem Anbieter 14 ct für eine kWh Gas und 39 ct für eine kWh Strom, und das sind die tatsächlichen Werte, die der Rechnung zugrunde liegen. Und auch die Prognose für die Entwicklung ist meinem Kenntnisstand nach absoluter Mainstream: Gas wird deutlich teurer und Strom wird deutlich billiger in der Zukunft. Ich habe wirklich sehr viel gelesen in den letzten Wochen, und niemand, Politik nicht und Wissenschaft nicht, geht von einem anderen Szenario aus. Natürlich bedeutet das nicht, dass disruptive Ereignisse das nicht ändern könnten. Wenn ich allerdings so argumentiere, kann ich nie eine vernünftig informierte Annahme treffen, denn irgendein disruptives Ereignis kann immer passieren.

  3. Naja, Sie werden nicht auf Dauer bei Anbietern bleiben, wo Sie doppelt so viel wie nötig für Gas zahlen? Auch für Düsseldorf gibt es etablierte, grundsolide Anbieter wie Maingau, die 7,5 Cent/kWh Gas berechnen.

    Der Strompreis wird meines Erachtens nicht sinken. PV- und Windstrom sind zwar günstig, aber die Zeiten mit wenig Ertrag bei Wind und Sonne durch Batterien, Gas-/Wasserstoffkraftwerke und Importe zu kompensieren, wird zunehmend teurer. Gaskraftwerke werden zum Glück immer seltener laufen, aber wenn sie dann laufen, wird der Strom exorbitant teuer sein, weil Kapitalkosten und fixe Betriebskosten auf immer weniger kWh umgelegt werden müssen. Und wenn Sie von steigenden Gaspreisen ausgehen, treibt das durch das Uniform Pricing an der EEX auch zwingend den Strompreis hoch. Bei PV- und Wind werden die Auslastungsraten runtergehen (u.a. wollen wir 2030 in D allein 242 GW an PV-Kapazität haben, während die Durchschnittslast bei 80-85 GW liegen wird), was letztlich den Strompreis erhöhen wird. Laut allen Prognosen werden auch die Netzentgelte steigen. Auch Habecks Wirtschaftsministerium prognostiziert bis 2042 steigende Strompreise (siehe Begleitstudie des BMWK zum GEG). Sämtliche Langfrist-Prognosen z.B. für grünen Wasserstoff in Ländern mit besten Bedingungen wie Namibia liegen bei 1,4-2,4 Euro/kg, was sich in 4-7 Cent je kWh übersetzt (ohne Transportkosten). Gas liegt im Einkauf aktuell bei 3-4 Cent/kWh. Wie soll da Strom günstiger werden? Im besten Szenario steigt der Strompreis nicht.

    Beim Gas laufen wir wie beim Öl grundsätzlich in ein Szenario, dass viel mehr Gas und Öl gefördert werden kann, als es Nachfrage geben wird. Allein Saudi-Arabien könnte auf dem aktuellen Level noch 70 Jahre fördern, aber die Nachfrage dafür wird nicht mehr da sein. In normalen Märkten führt das nach dem „Gesetz“ von Angebot und Nachfrage zu sinkenden Preisen. Die Energiemärkte sind aber keine normalen Märkte und dazu kommen regelmäßig disruptive Ereignisse. Wer hat 2020 den Ukraine-Krieg voraus gesehen und dass der Gaspreis 2022 dann auf bis zu 35 Cent/kWh im Einkauf steigt? Wer hat 2022 voraus gesehen, das maßgeblich Habeck(s Ministerium) das in einem halben Jahr löst und der Gaspreis im Einkauf Ende 2023 wieder bei 3-4 Cent/kWh liegt? Als der Ölpreis 2008 bei knapp 150 USD lag, haben viele Experten wie die auch heute medial immer noch omnipräsente Claudia Kemfert Ölpreise von 200-300 USD prognostiziert, weil weiter steigender Bedarf in China usw. Klang plausibel. 2009 fiel der Preis dann auf 30 USD. 2020 fiel der Ölpreis wieder auf 25 USD, weil der saudische Kronprinz zur Unzeit (Coronabeginn) meinte, mit 1-2 Jahren Niedrigpreisen die US-Frackingbranche erledigen zu wollen. Die Förderkosten bei den Saudis sind so gering, dass die auch bei 15 USD/Barrel noch Gewinn machen, was sich in 0,8 Eurocent/kWh übersetzt. Das ist die untere Grenze. Ja, ich weiß: Das ist alles nicht hilfreich, wenn man eine Großinvestition durchrechnen will. Eine schlaue Prognose habe ich da auch nicht anzubieten. Die einzige Konstante ist da, dass alle Langzeitprognosen zuverlässig daneben liegen. Letztlich sind die einzigen harten Fakten die aktuellen Preise und für mich selbst würde ich davon ausgehen, dass die Preise für Strom und Gas (bzw. später Wasserstoff) ungefähr proportional steigen.

    Bevor das falsch verstanden wird: Die Energiewende finde ich im Grundsatz völlig richtig und ich heize ja selbst seit 21 Jahren mit Wärmepumpe – man muss mich nicht von Wärmepumpen überzeugen. Aber die Antwort auf jegliche Heizungsfragen ist nicht „Wärmepumpe“. Fast jeder Heizbedarf lässt sich heute grundsätzlich per Wärmepumpe decken, aber viele Rechnungen dazu sind extrem geschönt. In vielen Szenarien kommt die Wärmepumpe in der Praxis deutlich teurer als die bisherige Gasheizung. Das muss man den Leuten ehrlich sagen und das ggf. durch Maßnahmen der Politik kompensieren. Ansonsten wird es keine breite Akzeptanz geben. Die meisten Menschen finden Klimaschutz abstrakt gut, aber wenn sich der Klimaschutz (unerwartet) negativ im eigenen Geldbeutel manifestiert, ist es mit der Akzeptanz vorbei.

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