02.01.2024

Eingeweihte wissen ja: Unsere Heizung ist kaputt. An dieser Stelle geht jetzt familienintern ständig folgender Dialog los: „Unsere Heizung ist nicht kaputt, sie heizt ja gerade.“ „Doch. Unsere Heizung ist kaputt. Sie ist von 1985, verliert jeden Tag literweise Wasser, die Nachtabsenkung ist seit 5 Jahren kaputt, kein einziger Knopf lässt sich mehr bedienen und jetzt ist die Pumpe kaputt, die der Installateur provisorisch wieder angekriegt hat mit den Worten, die könne jederzeit wieder ausgehen, und dass sie jetzt gerade heizt, ist wirklich kompletter Zufall.“ „Aber kaputt ist sie JETZT GERADE nicht.“

Nun sind wir sicherlich nicht die einzige Familie auf der Welt, in der Tatendrang und Verdrängung auf unterschiedliche Personen verteilt ist, und im Prinzip ist das ja auch in Ordnung so, solange die Person mit dem Tatendrang sich irgendwann stärker einbringt, und heute war dann genau dieser Moment. Recherchiert und überlegt hatte ich schon mehrere Wochen, da wir leider genau die Leute sind, für die die obskure kommunale Wärmeplanung etwa 6 Jahre zu spät kommen wird und das Haus für eine smoothe Umstellung auf energieeffizientes Heizen etwa 120 Jahre zu früh gebaut worden ist. In Teilen ist alles gut, vorne raus ist alles schön wettergeschützt, die Holzfenster sind (zumindest in unserer Wahrnehmung) auch sehr gut und dicht, das Mauerwerk ist 60 cm dick, im Sommer wird es nicht warm, im Winter aber leider kalt, da wir keine an Nachbarn grenzende Wand haben, die mitgeheizt wird, das ist schlecht. Von unten ist es auch kalt, Frau N bat mich sogar, ihr Hausschuhe zu leihen, so kalt waren ihre hausschuhfremden Füße. Andererseits sind Schlafzimmer, Arbeitszimmer und Bad gut beheizbar trotz hoher Decken, da mache ich mir keine Sorgen.

Hinten raus ist es schon schwieriger. Wohnzimmer, Diele und Küche sind offen auf 75 Quadratmetern, mit hohen Decken und diversen Fenstern. Die Küche ist ein schlecht gedämmter Anbau, die wird schnell kalt, der an die Küche grenzende Wintergarten ist generell ein Witz, wobei wir im Sommer dort prima bei 50 Grad Wäsche trocknen können, im Winter haben wir dort bei 2 Grad das Gemüse gelagert. Für das Wohnklima wäre es besser, der Wintergarten hätte Wohntemperatur und die Küche wäre gedämmt. Außerdem ist durch die hohen Decken das Raumvolumen in dem Teil so groß, dass ich mir Sorgen mache, dass man das mit einem lauwarmen Heizkörper nicht warm kriegt, Fußbodenheizung möchte ich nicht, zumindest nicht in dieser Wohnung, dann müssten wir nämlich alle Böden rausmachen, und dafür müsste ich alle Möbel rausmachen, und allen bei dem Gedanken bekomme ich Augenzucken, Sie erinnern sich vielleicht an die riesigen Regale.

Am allerschlimmsten ist das Gartenhaus, die Teenagerhölle. Fenster müssen alle neu, eigentlich wollen wir sogar alle Fenster durch Schiebetüren ersetzen, das Flachdach muss gedämmt oder neu gemacht werden, und das Bad muss raus und ein neues rein. Das war für dieses Jahr geplant, allerdings lange, bevor wir plötzlich eine neue Heizung brauchten. Im Prinzip ist das natürlich gut, wir können uns jetzt einfach vorstellen, dass wir ein kleines Niedrigenergiehaus dort stehen hätten, wenn wir uns fragen, wie man dieses ganze Brimborium künftig noch beheizen soll. Wichtige Information an dieser Stelle ist noch, dass wir auch in der Vergangenheit immens hohen Gasverbrauch hatten, was zu allergrößten Teilen auf das Gartenhaus zurückzuführen ist. Warmwasser läuft übrigens über Durchlauferhitzer, und die sind alle neu, also hoffentlich okay.

Verkomplizierend kommt jetzt noch dazu, dass wir in einem Haus mit fünf Etagen, alle von den Eigentümern bewohnt, sind. Alle haben Gasetagenheizungen, und da wir als erste (aus der langjährigen Eigentümerfamilie des ganzen Hauses heraus) gekauft haben, wurde die Heizung noch nicht erneuert. In zwei Stockwerken wurden vor fünf Jahren die Heizungen getauscht, zwei sind noch aus den 80ern, eine ist so mittelalt. Das Dach muss übrigens auch neu gemacht werden, und wie das immer so ist, ist man sich im Haus nicht so einig, für was man Geld ausgeben möchte, Solar ist zum Beispiel so ein Thema, das zwei Parteien unbedingt wollen, zwei vielleicht und eine unbedingt nicht, und jetzt denken wir jahrelang nach. Dabei sind wir jedoch in der äußerst priviligierten Situation, dass wir als einzige Partei eigene Dachflächen im Sondereigentum haben, also können wir auch eine eigene PV-Anlage installieren, und zudem haben wir den Garten, in den wir eine Wärmepumpe stellen können, zur Not halt für uns alleine, wenn eine zentrale Lösung von den Parteien nicht gewünscht ist. Ich möchte das nicht weiter ausführen, aber ich antizipiere, dass in 2024 die Hausgemeinschaft nicht die Entscheidung treffen wird, dass wir eine Zentralheizung einbauen wollen, da wir aber auch exakt keinen Winter mehr warten können, müssen wir in dem Fall einen Alleingang machen, was natürlich rechtlich auch erst mal sondiert werden muss, ich möchte ungern 2024 eine Wärmepumpe kaufen und 2029 eine Zentralheizung. Aber auch dafür gibt es Menschen, die solche Fragen beruflich beantworten, und auch das muss diese Woche eingetütet werden.

Mein allererster Ansatz nach der Diagnose „Heizungstod“ war übrigens diese absurde Idee, die – wie wir heute im Fachhandel wieder bestätigt kriegten – viele Leute hatten, nämlich schnell noch vor der kommunalen Wärmeplanung eine neue Gasheizung zu installieren. Dagegen sprechen für mich drei Gründe: 1) CO2-Preis und Kosten für zusätzlich nötige Arbeiten für den Einbau eines Brennwertkessels, das amortisiert sich im Leben nicht, selbst dann nicht, wenn die initialen Kosten geringer sind, als für andere Lösungen. 2) Die Heizung wird nicht sehr lange in Betrieb sein, da mit dem Austauschen die Fünfjahresfrist im Haus beginnt. In den fünf Jahren muss die Eigentümergemeinschaft einen guten Plan haben, wie alle Wohneinheiten energieeffizient geheizt werden können, mit 65% erneuerbaren Energien. Leute, die glauben, dass das passieren wird, können jetzt eine Heizung, die „wasserstoff-ready“ (verhaltenes FDP Klatschen) ist, einbauen, ich denke jedoch nicht, dass auf Düsseldorfer Stadtgebiet jemals ein Privathaushalt mit Wasserstoff heizen wird, also können wir das auch sofort lassen. 3) Ich möchte nicht so ein Mensch sein, der sich jetzt noch schnell eine fossile Heizung einbauen lässt und auf irgendwelche Technologien hofft, die noch nicht mal am Horizont sind, zumindest nicht, solange es irgendwelche Alternativen gibt, die machbar sind.

Also recherchierte ich, guckte mir verschiedene Sachen genauer an und hatte irgendwann den Gedanken, dass man vielleicht einfach mehrere Sachen machen muss, an den Stellen, an denen es kritisch ist. Herr H, der zwischenzeitlich noch in dem Stadium „Die Heizung ist ja noch gar nicht kaputt“ festhing, recherchierte selbst nicht, weigerte sich aber immerhin nicht, mit mir heute in meine alte Heimat zu fahren und dort Firmen zu besuchen, die wissen, was wir machen können. Und das ist das derzeitige Ergebnis. Wir gehen davon aus, dass wir nur eine Lösung für Hauptwohnung und Gartenhaus brauchen, keine Zentralheizung, wobei auch die andere Lösung vom Energiemenschen durchdacht werden wird, damit wir das Ergebnis präsentieren können.

Die Sanierung des Gartenhauses war ja bereits geplant, jetzt ist sie alternativlos, und so Gott will und wir Handwerker finden, werden wir das ganze Ding im Frühling bis auf die Grundmauern runterbauen und dann als Energieeffizienzhaus wieder aufbauen. Ich hoffe, dass das nicht so schwierig sein wird, man kann ja alles neu machen. Das Ergebnis wird dann ein kleines Haus sein, das man gut heizen kann, hoffe ich, zum Beispiel mit einer Wärmepumpe. Die wird dann gebaut, ohne Loch in den Boden bohren, das will Herr H nicht, der musste im Examen hunderte von Löchern in den Boden bohren und ist noch heute voller Schuldgefühle dem Boden gegenüber. Die Wärmepumpe wird das Gartenhaus mit Fußbodenheizung versorgen, und unsere Wohnung über die bestehenden (überdimensionierten) Heizkörper, ansonsten wird da soweit erst einmal nicht sehr viel passiert, geht nicht alles gleichzeitig, das Projekt Wintergarten/Küche schaffen wir dieses Jahr nicht auch noch, das muss dann nächstes Jahr passieren. Für die Räume vorne raus, die vom Dom geschützt hinter 60 cm Backstein stehen, mache ich mir keine Sorgen, die kriegen wir mit den vorhandenen Heizkörpern auch mit niedrigerer Vorlauftemperatur voraussichtlich warm. Das Wohnzimmer ist das Sorgenkind, dafür sind wir zwei Firmen weiter gefahren, zum Kaminbauer meiner Kindheit, und haben uns einen wasserführenden Pellet-Kaminofen ausgesucht. Nein, das war NICHT mein Traum, optisch ist das auch NICHT mein Favorit, naja, schlimm ist es nicht, aber von den vier Kaminschächten im Wohnzimmer stünde er vermutlich dort, wo jetzt der Staubsaugerroboter steht, und da stört mich das sehr wenig. Das Ding speist zusätzlich zu der Wärme, das er abgibt (4 kw) heißes Wasser in das Heizungssystem (14 kw) und kann damit theoretisch 500 m3 Wohnung beheizen. Wir würden den als Backup nutzen, also immer dann, wenn die Wärmepumpe es nicht schafft, gegen die Kälte anzuheizen, würde er zugeschaltet, und theoretisch könnte man auch damit alleine heizen, da aber immer Pellets angekarrt werden müssen, ist das für uns keine gute Einzellösung, zu faul. Sollte die Wärmepumpe übrigens das Gartenhaus nicht kuschelig genug bekommen, gibt es als dortiges Backup eventuell noch eine Infrarot-Platte unter die Decke, die haben wir auch besichtigt und für gut befunden. Als die Heizung ausfiel, kaufte Herr H so ein Ding in sehr günstig im Baumarkt, das funktionierte überhaupt nicht, die, die wir uns im Fachhandel heute angesehen haben, überzeugten hingegen sehr. In Kombination mit PV wird das vielleicht alles am Ende doch sehr gut, da möchte ich der BILD heftig widersprechen, im Fachhandel war keine Rede von alle den schlimmen Horrorszenarien, die in den letzten Monaten, seit dem ersten Publikwerden des GEG, kursierten.

Und nun kann man natürlich noch dazu sagen, dass ein Argument, das man vorbringen kann, folgendes ist: Bis sich das alles amortisiert haben wird, bin ich cirka sehr alt, für das Geld könnte man doch auch einfach günstig eine neue Gasheizung einbauen und dann halt mit dem immer weiter steigenden CO2-Preis leben. Ja. Kann man. Aber der Punkt ist der: Am Ende von vielleicht 20 Jahren haben wir dann genau gleich viel Geld ausgegeben. Aber in Szenario 1 haben wir nach der Investition hoffentlich recht geringe Dauerkosten über viele Jahre, in Szenario 2 haben wir stetig steigende Kosten und produzieren zusätzlich die ganze Zeit CO2, wo es nicht nötig wäre. Und ich sag’s mal so. Das GEG hatte ja einen Grund, der häufig nicht mitkommuniziert wird von BILD und Co, und das ist, dass wir ja halt auch die Welt retten sollten. Und klar, man kann jetzt eine Ölheizung einbauen, wenn man will, vielleicht läuft es am Ende aufs Gleiche raus. Aber dann ist halt Scheiße.

Und jetzt drücken Sie uns mal die Daumen, dass der Schornsteinfeger und der Energieberater finden, dass ich das gut recherchiert habe und irgendwie alles Sinn ergibt.

6 Gedanken zu „02.01.2024“

  1. Bin kein Experte, aber vielleicht kommt als Zusatzheizung auch eine Luft-Luft-Wärmepumpe (vulgo Klimaanlage) für Wohnzimmer und Küche in Betracht. Günstig in Anschaffung und Installation, macht auch aus 1 kwh Strom 4-5 kwh Wärme und kann im Sommer als Bonus kühlen (mit dem dann im Überfluss vorhandenen PV-Strom).

  2. Sehr gut!
    Wärmepumpe for the world. Wir haben übrigens auch einen Grundofen mit Wassertasche, der den Heizungskreislauf puffern kann. Funktioniert super – jetzt, so 14 Jahre nach Anschaffung, habe ich allerdings kein gutes Gefühl mehr dabei. Da kann ich noch so sehr das Holz lokal und nachhaltig aus dem Gemeindewald beziehen, es bleibt halt eine Verbrennung. Zumal die Wärmepumpe das bei uns lockerst alleine schafft.
    Entsprechend selten wird er angeheizt.
    (Pellets sind übrigens gerne mal geschredderte boreale Nadelwälder – es macht Sinn, sich die Quelle genau anzuschauen)

  3. Ich: I think I’m in love with this blogger’s husband.
    Mein Mann: ?
    Ich: „… ohne Loch in den Boden bohren, das will Herr H nicht, der musste im Examen hunderte von Löchern in den Boden bohren und ist noch heute voller Schuldgefühle dem Boden gegenüber …“
    Mein Mann: You’re not in love with this guy, you ARE this guy.

    Nun ja.

  4. + 1 für das Argument, keinen Kaminofen einzubauen. Ist Verbrennung (also „böse“) und ineffizient in der Wärmeproduktion. Das Argument, eine zuschaltbare Luft-Luft-Wärmepumpe = Klimaanlage in die unterversorgten Räume zu setzen finde ich auch sehr überzeugend.
    Wärmepumpen sind technisch gesehen effizienter als alles andere (+ Dämmung).
    Nur Mut! Ich wünsche viel Erfolg! Tina

    • Abgesehen davon, dass man es sich damit auch leicht mit den Nachbarn verdirbt. Die Leute hier an der Ecke ahnen vermutlich nicht, wie sehr sie im Winter von allen Nachbarn gehasst werden, wenn man ihretwegen bei ungünstigem Wind nicht lüften kann.

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