01.02.2024

Wie Herr Buddenbohm sagen würde: Schon wieder so ein Monat. Nun gut, ist schon mal einer rum, das Jahr wird noch anstrengend genug. In den letzten Tagen habe ich mich so wenig dem Drama that is Energetische Sanierung beschäftigen können, sodass ich auf dem Gebiet schon wieder ganz entspannt bin, obwohl ich weiß, dass das ein Trugschluss ist. Übermorgen ist schon wieder Eigentümerversammlung, aber bis dahin verdränge ich noch weiter.

Ich habe jetzt nämlich zum Beispiel einen neuen Job, ich erwähnte es neulich schon kurz am Rande, und das Faszinierende daran ist, dass ich mein gesamtes Leben dafür umstrukturieren muss, ich führe dann beinahe so eins wie eine Arbeitnehmerin. In Zukunft muss ich nämlich werktäglich zwischen 8 und 9 Uhr morgens am Schreibtisch sitzen und etwas machen, spätestens 9.30 Uhr muss das fertig sein. Das ist einerseits inhaltlich wirklich super und kompensiert den Teil der Rentenlücke, den die Bayer-Aktie gerade reißt, aber als ich mich eben stark zusammenreißen musste, um mich zu erinnern, wann ich das letzte Mal täglich morgens um 8 Uhr mit der Arbeit begonnen habe, ließ ich rückwärts alle bisherigen Jobs Revue passieren und kam zu dem Ergebnis: 1995. 13. Klasse Gymnasium.

Danach Studium, das fing glücklicherweise nie vor 9 Uhr an, und das fand ich schon hart, dann Doktorandin, da kam ich gegen 11 in die Uni geschlendert, weil um 12 wieder alle in die Mensa gingen, das war der erste feste Termin, dann zurück nach Deutschland und da Professorin spielen, das begann auch nicht vor 9, und das auch nur an ausgewählten Tagen, und dann in die Wirtschaft in eine Branche, wo um 9 Uhr alle eintrudeln und sich bis 10 Uhr in der Regel in der Küche, nicht am Platz aufhalten. Seit 2019 mache ich sowieso, was ich will, und das findet in der Regel deutlich nach 8 Uhr statt. Sollten Sie jetzt einen gewissen Neid verspüren, kann ich Ihnen allerdings diesen nehmen: Die Anzahl von Nachtschichten, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, geht – ich zitiere meinen Vater – auf keine Kuhhaut. Ich habe immer insgesamt eher sehr viele als sehr wenige Stunden gearbeitet, hatte aber immer das Glück, dass ich mir fast komplett frei einteilen konnte, wann ich wo bin, solange am Ende alles läuft und fertig ist.

Daher wird das jetzt ein großer Schritt, aber wenn ich kurz einen kleinen Schritt von mir selber wegtrete und mich so von außen angucke, möchte ich mir selber zurufen: „Reiß dich mal zusammen, morgens um 8 Uhr im Schlafanzug am Schreibtisch sitzen und über etwas nachdenken, das ist nicht zuviel verlangt, außerdem ist die Aufgabe super und denk an die Rente.“ Wir werden mal gucken, wie ich dann den Rest des Jahres gelaunt sein werde.

3 Gedanken zu „01.02.2024“

  1. Müssen Sie um 8 Uhr schon mit jemandem reden oder müssen Sie nur Dinge tun?

    Ersteres empfinde ich persönlich als eher unerfreulich; mein Geist ist noch nicht angemessen leistungsfähig in der Verarbeitung zwischenmenschlicher Signale. Letzteres ist durchaus ein angenehm strukturierter Einstieg in den Tag.

    • Ich sehe es exakt so, ich muss nämlich nur jeden Morgen etwas nachgucken, dann denken, dann entscheiden, die Entscheidung schriftlich kommunizieren. Das wird alles mit einem Kaffee aus dem Sessel heraus passieren, und zwar im Schlafanzug. Danach habe ich von 9.30 bis 11 Uhr die Möglichkeit, den Übergang zu einem geduschten Menschen zu vollziehen, und ab 11 muss ich Rede und Antwort stehen. Es ist eine Chance, aus dem 2023 gestarteten Lotterleben (9 Uhr aufstehen, 9.30 Kaffee, langsam sortieren, irgendwann duschen, am besten, bevor das Kind aus der Schule kommt) wieder auszubrechen. Ich brauchte das Lotterjahr, aber jetzt kann ich auch mal wieder lernen, um 8 Uhr zumindest einen Text lesen zu können 😉

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