Frohes Neues! Neues Jahr, neues Glück, mal gucken, wie viele Kriege und Katastrophen dieses Jahr neu dazukommen oder weggehen wie von Geisterhand, vielleicht mal wieder eine Pandemie, oder ein abgesoffener Keller, ich bin für alles bereit, den offensichtlich bin ich ausreichend rekuperiert.
Wir wollten nämlich nicht schreien. Silvester 2020 hatten Frau N und ich eine schöne Tradition installiert, nämlich dass wir um Mitternacht vor dem Kirchenportal der Kirche vor meinem Schlafzimmer, die um genau 0 Uhr sehr laut Radau macht, stehen, mit einem Glas Sekt, und dann etwas eine Minute lang so laut schreien, wie wir können, und wir sind beide gesanglich geschult, wir schreien laut, aber die Kirche ja auch, und die Nachbar:innen hatten sich schnell gewöhnt und alternativ etwas Abstand eingenommen, oder einfach mitgebrüllt. Anlässe gab es genug, Pandemie, Pandemie, dann ein persönlicher Verlust und berufliche Überanspruchung, irgendwas ist ja immer, also schrien wir uns alles von der Seele, in der Hoffnung auf ein viel besseres neues Jahr.
Offensichtlich hat das 2022 gut geklappt, gestern gingen wir nämlich um kurz vor Mitternacht vor die Kirche, dort stand überraschenderweise bereits meine Mutter mit ihrem neuen babyblauen Sportrollator und einer Flasche Sekt, ich hatte ihr gesagt, dass sie gerne auch zu uns kommen könne, oder Mitternacht vor die Kirche, aber mit 83 ist man ja immer ausgelastet, also lehnte sie ab, um dann doch dort zu stehen, wie schön. Also bimmelte die Kirche dann los, ich drückte und prostete meine Mutter, mein Kind, meinen Mann, meine Freund:innen, dann erzählte Mama H von ihren Tagesplänen morgen (Hase kommt), und dann dachte ich plötzlich „oh, wir müssen ja noch schreien“, dann überlegte ich, meine Mutter kurz in das Ritual einzuweihen, nicht, dass sie denkt, dass ich jetzt doch final verrückt geworden bin, und dann kam Frau N zu uns und erinnerte mich, dass wir eigentlich jetzt schreien müssten, und dann glichen wir kurz ab, dass das Bedürfnis nicht da ist, also ließen wir es sein und erzählten uns dann etwa 15 Minuten lang, wieso wir gar nicht schreien müssen, in beiden Fällen ist es so, dass die Weltsituation natürlich katastrophal ist, die persönliche und berufliche allerdings durchweg schön war im letzten Jahr, und dass wir wohl einen guten Weg gefunden haben, uns auf das persönliche Glück zu konzentrieren statt auf das Elend in der Welt. Vielleicht ist das egoistisch. Andererseits ändern wir Dinge im Kleinen da, wo wir können, und zwar an diversen Stellen, um die Welt hoffentlich zu einem etwas besseren Ort zu machen, und eventuell ist damit mehr geholfen, als damit, dass ich mich täglich bis zum Erbrechen über irgendwelche Sachen von irgendwelchen Markussen und Friedrichs aufrege. Die hören ja trotzdem nicht damit auf, Unsinn zu reden.
Ich bin gespannt, wie 2024 nun verläuft. Eigentlich ist bis Jahresende schon wieder alles geregelt, Arbeit ist geklärt und geplant, vermutlich werde ich auch dieses Jahr keine weiteren Sachen über die Pläne hinaus machen, es sei denn, ich möchte unbedingt, das ist dieses Jahr jedoch nicht passiert, und solange es nicht unbedingt nötig ist, mache ich nichts, was ich nicht unbedingt machen möchte. Dann bin ich Schöffin, eben fiel mir ein, dass mein erster Einsatz ausgerechnet auf den Tag fällt, an dem wir Tageskarten für die Handball-EM habe, aber ich hoffe, dass das zeitlich gut ausgeht, der Termin ist um 10, das erste der drei Spiele ist um 15 Uhr in Köln, wenn ich erst zum zweiten dort bin, ist das auch okay. Urlaube sind größtenteils gebucht und bezahlt, müssen also nur noch angetreten werden, auch ein schöner Gedanke.
Und dann gab es natürlich noch eine fulminante Silvesterparty, die sich dieses Jahr insbesondere dadurch auszeichnete, dass wir von den gebotenen Möglichkeiten fast nichts nutzten, ich hatte viel zu viel Essen aufgefahren, ich hatte viel zu viele Flaschen Sekt, aber der Plan, von 19 bis 6 Uhr durchgehend immer wieder ans Buffet zu gehen und ein Gläschen Erdbeerbowle mitzubringen, scheiterte daran, dass wir uns durchgehend so gut amüsiert haben, dass außer Ona und Frau N alle vergaßen, das Angebot abzurufen. Krimidinner, Kirchenportal, 90er-Jahre-Quiz, da stand Essen nicht im Vordergrund. 5:30 Uhr dann ins Bett, 13 Uhr aufgestanden, Frühstück, dann brauchte ich dringend eine andere Position als halbliegend auf dem Sofa, Frau N wollte aber in den eigenen Sessel, also reiste ich mit Hund nach Bonn, um dort mit Stedtenhopp und Familie Pausanias einmal am Rhein zu lüften. Hochwasser für so einen gutgelaunten Labrador übrigens das Schönste, was es gibt. Auf der einen Seite Wasser, auf der anderen Seite Treibholz. Besser geht’s nicht!
Frohes Neues! Die eigenen Erfolge und Schönheiten festzuhalten, finde ich absolut in Ordnung und nachahmenswert. Weitermachen. Bitte 🙂
Ditto!