Flexibilität ist ja mit das Wichtigste im Leben, daher sehe ich heute von einem Songtitel als Überschrift ab. Mir fällt auch nichts ein, was sich in meinem Kopf mit Undeloh verbindet, also überkompensiere ich mit einem Reim.
Das Schreiben ist anstrengend, ich bin insgesamt körperlich angestrengt, linke Schulter, rechter Arm, viel zu viel Ball gespielt, damit der Hund auch was erlebt, irgendwas ist mit meinem linken Handgelenk, was ist allerdings ungeklärt, es wird vergehen, und dann habe ich Muskelkater in Beinen und Bauch. Sonst: Alles super, besser wäre es nur noch gewesen, wenn ich vor der Abreise mein Bett frisch bezogen hätte.
Ich bin sehr entspannt und hoffe, dass Frau Gebauer jetzt keinen Scheiß macht, ich möchte diese Entspannung bis in den April rüberretten. Meine kleine Reise begann ja leider – viele von Ihnen haben es sicherlich auf Twitter verfolgt und waren vielleicht sogar Teil der Problemlösung – äußerst anstrengend und nicht ganz unabenteuerlich. Ich hatte ja Dienstag und Mittwochmorgen noch geschäftliche Termine, und zu diesen brauchte es Montagabend noch ein paar Stunden Vorbereitungszeit. Etwa nach 300 Kilometern begann ich, den Rest des Tages zu prävisualisieren, packte mein Ladekabel, das ich auf dem letzten Drücker noch aus dem Gartenhaus geholt hatte, aus dem blauen Stoffbeutel, setzte mich in die Küche, schaltete mich mit dem Kollegen zusammen und baute weiter an der Präsentation für den nächsten Morgen. In Undeloh angekommen holte ich einen größeren Haufen Ladekabel aus dem Stoffbeutel, das für den Rechner war allerdings nicht dabei. Kurze Panikattacke, kurze Beratung, schnell gehandelt, Ladekabel in Hamburg bestellt, dann Schneesturm, intervenierender Bekannter, der freundlich beriet, ich müsse nach Lüneburg fahren, Kollege, der ein weiteres Ladekabel in Lüneburg bestellte, dann im dicksten Schneesturm bei Minusgraden und überfrierender Nässe vorsichtig losgefahren. Nächster Anruf des Kollegen, ich könne nicht nach Lüneburg fahren, die würden ja gleich zumachen, außerdem schien mir das auch zu gefährlich, da der Weg über Land führte und ich auf spiegelglatter Fläche unterwegs war. Also Hamburg, ich hatte 90 Minuten bis Ladenschluss.
Was Sie nicht wissen, ist, dass ich mit 18 eine Situation im Auto meines Vaters bei Schnee und überfrierender Nässe auf der Autobahn hatte. Heckantrieb, wenig Fahrpraxis, nachts, ich hatte ein sehr schlechtes Gefühl und fuhr schon nur 50, reichte aber, um mich mehrmals zu drehen und dann einen Abhang hochzurauschen, ja, zum Glück hoch, nicht runter. Das hat mir jedoch auf lange Zeit das Vertrauen in normale Fahrphysik bei Glätte genommen, und da ich ja im Rheinland wohne, hat sich in den darauffolgenden 26 Jahren auch nur noch sehr selten ergeben, dass es glatt war und ich fahren musste. Ich erinnere mich an kein einziges Mal.
So fuhr ich also im Schneckentempo alleine über Land Richtung Hamburg, Straße sah ich keine, da es sich ja um einen ernstzunehmenden Schneesturm handelte, hin und wieder machte ich zur eigenen Beruhigung einen kleinen Versuch, zu bremsen, klappte auch jedes Mal erstaunlich gut (meine Winterreifen sind intrapandemische 6 Wochen alt, also unbenutzt), aber beherzt fuhr ich nicht. Der Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich zwar laut Navi um 17.20h am Laden wäre, da das Navi allerdings nicht über den Schneesturm informiert war, rechnete ich mal grob eine halbe Stunde drauf, und dann geriet ich in Panik.
Seit langen Jahren rufen Frau N und ich uns ja gegenseitig an, wenn wir in Panik geraten, und die jeweils andere coacht einen durch die Situation. Das ist hervorragend, als ich ganz aufgelöst anrief und schluchzte, dass wörtlich meine gesamte Existenz von dem beschissenen Ladekabel abhängt, ich aber ja gar nicht bei Schnee autofahren kann, verstand Frau N sehr schnell, dass das ein 2 person job ist und sagte: „Warte, ich konferenze Frau C mit rein.“ Mit 4 Tagen Abstand ist es ja eigentlich wieder ganz lustig. Ich klammerte mich also ans Lenkrad und schlitterte durch die Lüneburger Pampa, Frau N briefte Frau C, und die beiden managten los. Mich navigieren (mein Navi kannte einiges Straßensperrungen nicht, bot mir aber auch keinen Umweg an), gleichzeitig versuchen, den Laden zu überzeugen, dass sie bitte statt um 18 Uhr um 18.10 Feierabend machen sollen, dann alle gastronomischen Betriebe ringsum den Laden anrufen in der Hoffnung, dass irgendjemand das Ladekabel für mich vor 18 Uhr abholen kann, twittern, ob irgendjemand aus der Hamburger Timeline weiterhelfen kann, dazwischen immer so Sätze wie „Du machst das sehr gut. Du bist genau auf dem richtigen Weg. Gleich musst du links fahren, dann wird alles gut.“ Zwischendurch immer wieder „Ich schalte mich mal eben stumm und rufe von der anderen Leitung XY an, ob die Z machen können“, (im Nachhinein erfuhr ich, dass Frau C sich sogar am Telefon meldete mit „Privatsekretariat Dr. Herzbruch“, was sicherlich ein lustiger Effekt gewesen wäre, wenn ebendiese Frau Dr. Herzbruch vollkommen aufgelöst und verschnieft dann ein Ladekabel im Schneesturm abholt…
Lange(r) Rede, kurzer Sinn: Der Laden hatte zu, als ich kam. Frau N fing den drohenden Nervenzusammenbruch ab mit einer schnellen Aktion bei EBay Kleinanzeigen, wo Finn ein Ladekabel ein paar Straßen weiter verkaufte, da wollte ich dann hinfahren, fuhr mich dann im fettesten Schneesturm in einer winzigkleinen Straße fest, die am Ende eine Schranke hatte und wollte an dem Punkt dann einfach aufgeben. Mit allem. Dann kam allerdings ein Anwohner und wies mich darauf hin, dass es ihm nicht geheuer sei, wenn ich da rückwärts wieder 300 Meter raus muss, die Schranke sei nur Deko, dann öffnete ich die einfach eigenmächtig, fuhr durch, und das war der Moment, in dem Frau N und Frau C fest davon überzeugt waren, dass diese Geschichte jetzt nur noch so enden kann, dass Finn der Mann fürs Leben ist und sie dann die Filmrechte für sich beanspruchen können. Finn war aber 20 und wollte nur ein Ladekabel verkaufen, und ich wollte im Schneesturm nur wieder nach Undeloh.
Um 22 Uhr war ich wieder da. 6 Stunden Odyssee. Dann arbeiten. Am nächsten Morgen dann Kundentermin, dann alles sehr gut.
Dienstag nachmittag hatte ich mich dann zum sozial distanzierten Spaziergang mit dem Kollegen Buddenbohm auf einer Hundewiese verabredet, und dort stellte ich mit großem Erstaunen fest, was sich dann Mittwoch, Donnerstag und Freitag auf Hamburgs Hundewiesen bestätigte: Hamburger Hunde hören nicht. Vier Tage Tiefenexploration, und ich habe keinen einzigen Hund gesehen, der auch nur annähernd normal gehört hätte. Inklusive Aaron, der 80 Kilo Dogge, über die ich noch immer nicht drüber komme, und dem Frettchen in Entenwerder, das mir meinen Mantel zerfleddert hat. Das hat mich sehr irritiert, ich hätte ja gedacht, so mitten in einer Stadt, wo man auf solche Dinge wie Hundewiesen angewiesen ist, hören alle besser als bei uns im Wald, wo der Hund zur Not 16 Kilometer vorlaufen kann, ohne dass was passiert. So kann man sich täuschen. Fiene war natürlich einfach sie selbst, mit einem mittelschweren Aussetzer am Mittwoch, wo ich mit einem Bekannten über einen Deich lief, sie einen Stock fand und danach komplett verweigerte, den zurückzulassen (der Stock war etwa 2 Meter lang und eigentlich ein Baum, insgesamt schwierig in eine Deich-Spaziersituation zu integrieren). Ich schimpfe ja nie mit dem Hund, habe aber so den ein oder anderen Trick, den ich aber sicher nicht bei einem lauschigen Deichspaziergang offenlege, also habe ich sie ganz am Ende in eine dunkle Ecke außer Sichtweite bugsiert, um da zu tun, was ich tue, wenn sie nicht hört: Anknurren. Das macht man nicht öffentlich. Also ließ sie den Stock zurück, war dann auch nur sehr kurz beleidigt, hat sich aber zur Strafe darauf festgelegt, dass der Bekannte der viel tollere Mensch ist als ich, aber ich bin ja nicht so eitel, damit habe ich bis gerade gut gelebt. Und jetzt ist sie wieder da, wo ihr Kind ist, und dann bin ich eh abgeschrieben. So ist es. Alle sind ersetzlich. Rest der Zeit ging extrem schnell um, aber mit Dingen außerhalb des Blogfokus. Morgen: Torte backen. Ich. Ist gewünscht. Denn Sonntag: 12!