Heute morgen habe ich für einen kurzen Moment so getan, als würde ich auch To Do Listen machen. Mache ich nur in absoluten Ausnahmefällen, und auch nur dann, wenn das vorgegebene Timing es nicht mehr ermöglicht, dass ich nachdenke. Ich habe mir vor einem Jahr, da habe ich mich beruflich von einer Position mit Assistenz wegverändert, ein Filofax gekauft, welches jetzt in erster Linie die Funktion erfüllt, dass Menschen erstaunt gucken, wenn ich es raushole. Es ist hellblau und wunderschön, ganz ordentlich, ohne Fingerflecken oder durcheinandergeratene Einlagen. Benutzen würde ich das nicht, wenngleich es mir sehr praktisch vorkommt, ich fürchte nur, dass ich zu alt bin, um mich hin zu einem Menschen mit einem sinnvoll geführten Filofax zu entwickeln. Ich blicke neidisch auf Menschen, die ganz zerfledderte Terminer mit sich rumtragen, aus denen am besten noch verschiedenfarbige Post Its oben rausgucken. Ich bin wirklich gut in Ordnungssysteme kaufen, aber ich habe noch nie eins benutzt.
Heute morgen schrieb ich auf meine To Do Liste, dass meine Tagesordnungspunkte Duschen, Sex, Saufen und Rauchen seien, und mal davon abgesehen, dass ich ja kein Erotikblogger bin und auch keiner werden möchte, hoffe ich ja sehr darauf, dass das ein willkürlicher Sonntag in meinem Leben Ü70 ist. Dann muss ich nämlich a) nix mehr machen (wenn jetzt die aktuelle Situation nicht noch weiter aus dem Ruder läuft, sonst wird es das Konzept „Rente“ eh nicht mehr geben) und b) mich auch nicht mehr fit halten für irgendwelche Nachkommen. Seit genau 30 Monaten rauche ich nicht mehr, aber der Punkt, an dem ich mich als Nichtraucher bezeichnen würde, ist noch nicht gekommen. Ich halte natürlich erstmal durch, keine Frage, zum 2. Mal wieder anfangen nach langer Pause wäre ja auch wirklich irre, aber ich halte mir im Geiste die Möglichkeit offen, dass ich mich mit 70 in die Rente verabschiede, also komplett, und dann einfach nur noch das tue, was ich möchte. Die Immobilie dafür ist ausgesucht, an der niederländischen Nordseeküste, Wohnung, groß, Blick aufs Meer mit Dachterrasse. Groß, weil ich natürlich einen Grund brauche, aus dem Ona mich regelmäßig besucht, und die Appartements liegen in den Ferien bei mindestens 1200 Euro die Woche. Wenn Oma da wohnt, kommt man notgedrungen vorbei. Und wenn er gerade nicht vorbeikommt, dann hätte ich ja mein riesiges Panoramafenster mit Blick aufs Meer, davor stünde ein sehr hübscher aber dennoch bequemer Sessel, und in dem säße ich und rauchte und rauchte, natürlich mit einem Handschuh, gelbe Finger stoßen mich ab. Ich hätte auch die anderen Tagesordnungspunkte nach Belieben organisiert, und die Welt wäre sehr schön. Mit der Aussicht fällt das temporäre Nichtrauchen nicht so schwer. Also schon. Aber was will man machen. Hätte ich drei Wünsche frei, wären Zigaretten Medizinalprodukte, Alkohol würde nicht dick machen, und Frau N. und ich hätten uns nicht auseinandergelebt.
On the beach (schlimmes Lied, passt aber)