Olaf

Im Themenumfeld Immobilie hört man ja oft „Lage Lage Lage“, ich möchte sagen: Alles Quatsch, wenngleich ich meine sicherlich nach Lage ausgesucht habe. Viel wichtiger ist nämlich „Nachbarn Nachbarn Nachbarn“. So sitze ich nämlich zum Beispiel gerade im Sessel und darf bloggen, was so aussieht wie arbeiten, und auf dem Sofa sitzen alle anderen, die hier wohnen mit den Nachbarn, die oben drüber wohnen, man aß Kuchen und spielt jetzt Mario Party.

Ich hasse Mario Party, bis ich üblicherweise verstanden habe, welches Püppchen auf dem Fernseher ich bin, ist das Spiel vorbei, und dann lachen mich alle aus. Da sitze ich doch lieber und blogge.

Im Wald sind wir heute mit eben diesen Nachbarn mal ganz andere Strecken gelaufen, als die, die wir normalerweise laufen, und das war ein wenig erschütternd, da wir sehr viele neue Baumstümpfe entdeckten. Fienes Pekip-Wiese, auf die wir die ersten 1,5 Jahre ihres Lebens täglich gingen, um dort Sachen zu üben, Ballspielen zum Beispiel, oder lieb Kommen, ist komplett gerodet. Der große Baum, gegen die Fiene einst als Baby volle Möhre gerannt ist, weil sie auf direktem Wege den Ball holen wollte, ist weg. Und da mein Hund nicht nachtragend ist, hat sie sich nicht triumphierend darauf gesetzt, sondern ein wenig geknickt.

Der Förster hatte das ja neulich schon mal erklärt, vermutlich hatte ich einfach verdrängt, woran es liegt, ich muss mich ja tagtäglich viele viele Stunden mit Corona beschäftigen, da habe ich wenig Ressourcen frei für Klimawandel. Immer nur eine Krise, bitte.

Am Wochenende ist der Wald vor meiner Haustüre ja eine echte Zumutung, voller Outdoordüsseldorfer, so nenne ich seit Jahren die Leute, die am Wochenende in Lederschuhen und Kaschmirmänteln mit ihren Chihuahuas durch den Wald laufen, völlig überfordert, weil der Hund nicht hört und völlig aufgeregt ist, weil er Bäume sieht, und die bei jeder Pfütze, durch die die Hunde laufen, in Panik verfallen, weil in ihrer Loftwohnung in Oberkassel der weiße und spiegelglatte Betonboden vermutlich später Flecken haben wird. Um den Outdoordüsseldorfern auszuweichen, liefen wir Waldleute heute nur auf den versteckten Wegen, ganz alleine bis hoch zur Ballwiese, und da waren sie wieder, all die Outdoordüsseldorfer.

Dort dann ein bisschen Drachensteigen und Ballspielen, und dann zurück nach Hause zum Kuchen. Und dann war ich kurz nicht auf Zack: Mein Hund ist ja ganz herzzerreißend lieb, bis zu dem Moment, an dem sie große Stöcke, und mit groß meine ich die Dicke Ihres Oberarms und die Länge meines Mannes, findet, dann trägt sie große Stöcke, und das nervt einfach wahnsinnig, wir nennen das auch „Senioren Mähen“. Heute hatte ich keine Lust darauf, auch nicht auf den einsamen Wegen, und dann fiel mir etwas ein, was mir erstaunliche vier Jahre nicht eingefallen war: Ich gab dem Hund ihren Ball und sagte, sie müsse den tragen. Das macht sie ungern, aber noch ungerner lässt sie einen Ball alleine zurück, also trug sie, wenn auch widerwillig. Nach etwa einem Kilometer wollte sie einen Stock tragen, dann sortierte sie etwa 10 Minuten Dinge in ihrem Maul, dann suchte sie sich einen viel kleineren Stock, und dann trug sie den Rest des Hinweges Ball und Stock, und alle waren zufrieden, niemand wurde gemäht.

Auf dem Rückweg hatte ich meinen neuen Supertrick leider schon wieder vergessen, also suchte sie sich einen sehr großen Stock, und dann kam Olaf. Olaf sah aus wie ein Labradormischling, lief auf sie zu, biss in das andere Ende des Stocks, Fiene wurde ganz groß und grün und knurrte sehr gefährlich, ich sagte kurz Olafs Haltern, dass sie lieb ist aber ungern teilt, und dann ging Olaf mit dem Stock. So einfach war das. Er ging einfach. Mein Hund musste weinen und Olaf hatte richtig was erlebt. Unsere Wege kreuzten sich noch zweimal, Olaf trug seinen Stock wie eine Trophäe, Fiene fand das alles wirklich sehr gemein. Sehr gemein. Zuhause gab es ein Rinderohr mit Muschel und Fell und dies:

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