Ich erwähnte ja neulich mal, dass ich mich eventuell noch zu schlechter IT einlassen möchte, dann war der Groll von irgendwelchen anderen Dingen überlagert, und dann, ja, dann hat IT meine Kollegin und mich gestern final kaputtgespielt.
Eventuell kann ich mir den gesamten Post schenken, für die allgemeine Hetze und Stimmungsmache reicht es sicherlich (zumindest bei Betroffenen, und das sind sicherlich nicht wenige von Ihnen), wenn ich das Thema ankündige.
Umstellung von Microsoft TEAMS auf Microsoft New TEAMS.
Dazu müssen Sie natürlich wissen, sehr alte, ups, Leser:innen wissen es noch von früher, vielleicht, dass ich ja gelernte Computerkommunistin bin. Ich habe es auf wundersame Weise geschafft, bis 2019 kommerzielle Produkte mehr oder weniger weiträumig zu umfahren, und dann brach ich ein, bis letzten Monat hatte ich es auch nicht bereut. Mein erster Jobrechner war eine Solaris Sun Station, das kennen Sie nicht, in Filmen aus den 80ern, in denen technischer Fortschritt abgebildet werden soll, sahen Rechner aus, wie eine Solaris Sun Station. Keine nennenswerte grafische Oberfläche, brauchten wir aber auch nicht, wir haben sehr schnell sehr gut gelernt, alle wichtigen Sachen auf der Shell zu machen, und wenn man das einmal verstanden hat, ist alles immer schön, vor allem für Kontrollfreaks, die gerne bei jedem Prozess genau wissen wollen, was jetzt passiert, und bei jeder Datei zu jedem Zeitpunkt wissen wollen, wo die jetzt wohl liegt. Texte geschrieben haben wir in LaTeX, kein WYSIWIG, aber auch da war ich mir immer darüber im Klaren, dass sich der schmerzhafte Einstieg sehr gelohnt hat, spätestens beim Verfassen der Diss mit unzählbaren AVMs (so seitengroße Klammerstrukturen) und Fußnoten hätte es mich in Word aus der Kurve getragen, da bin ich mir sicher. Privat hatte ich immer irgendwelche Dinge, auf denen Linux lief. Und zwar schon zu den Zeiten, als man noch alle Abhängigkeiten manuell auflösen musste und so eine Einrichtung mindestens zwei Tage dauerte, was dann dadurch belohnt wurde, dass anschließend immer alles einfach funktionierte.
2004 ging ich in das nächste Land in den nächsten Job, und da war Linux verboten, die offizielle Begründung war, dass – ich hatte argumentiert, dass ich große Teile meiner Arbeit nicht machen könne, wenn ich keine Shell hätte, weil ich dann nicht weiß, wie – die Funktionalitäten, die ich als notwendig ins Feld geführt hatte, üblicherweise nur bei illegalen Datamining-Prozessen benutzt würden, das könne man als staatliche Institution nicht unterstützen. Lustigerweise war das die Zeit, wo Apple Macs neuerdings auf UNIX basierte, und Apple durfte man bestellen, also bestellte ich einen PowerMac G5 und machte legales Datamining darauf.
Bei Apple blieb ich dann hängen, und das nun seit 2004 mit großer Überzeugung. War noch nie etwas kaputt, sieht immer alles schön aus, ist im Gegensatz zu Ubuntu oder Suse Linux auch darauf ausgerichtet, dass man sich um gar nichts kümmern möchte (wobei ich nicht weiß, ob das bei Linux heute nicht viel viel besser ist, ich gehe davon aus, bin aber ja 20 Jahre ohne Information), und alle Geräte kommunizieren ständig gut miteinander. Schade nur, wenn man – wie ich letztes Jahr – ein neues Handy kauft und dann in der Verlängerung auch ein neues Macbook kaufen muss, damit alles wieder gut kommuniziert, aber gut, ich gönne es ihnen, die Geräte halten (bei mir) ewig.
2019 habe ich dann ein Unternehmen gegründet und für alle Mitarbeiter:innen Apples gekauft, damit man nix warten muss. Das hat sehr gut funktioniert. Keine bezahlte Werbung. Wo man Daten speichert und wie die dort gesichert sind, spielt in meiner Branche eine recht große Rolle, also fragte ich einerseits bei Kunden ab, was die denken, und bei befreundeten Unternehmen, wie die das gelöst haben. Antwort war immer gleich: Microsoft TEAMS. Nun bin ich ja keine Prinzipienreiterin, ließ mir also erklären, dass das auch auf den Macs gut funktioniert, und dann kaufte ich Microsoft-365-Lizenzen, und eigentlich war dann alles schön. Hat wirklich gut funktioniert, alle Kunden hatten auch TEAMS, man mache gemeinsame Laufwerke, einmal haben wir die letzten Stunden vor einem Abgabetermin mit 9 Leuten gleichzeitig eine Datei bearbeitet, Versionenkontrolle funktionierte hervorragend, ich war überzeugt. Ein paar kleine Dinge hatte man schnell verstanden: Wenn ich z.B. eine Datei gelöscht und eine andere unter dem gleichen Namen wieder hochgeladen habe, sah hin und wieder der Kunde beim Zugriff Tage später die ursprünglich gelöschte, aber gut, da kann man sich ja ein Benennungsprinzip ausdenken, das das verhindert, und schon funktioniert wieder alles.
Und dann kam die Ankündigung, dass jetzt „das neue, bessere TEAMS“ kommt. Ich bin ja erwachsen und habe viel erlebt. Dass irgendwas, das gut ist, neu und besser ausgerollt wird und dann besser ist als das Alte, das schon sehr gut war, das kenne ich bei Microsoft eher nicht, auch nicht aus der Perspektive der Zuschauerin. Und so war es dann alles von jetzt auf gleich sehr, sehr schlecht. Ich benutze zum Beispiel derzeit das neue und das alte TEAMS nebeneinander, um alle Funktionalitäten abrufen zu können. Im neuen Teams funktionieren manche Formatvorlagen nicht mehr, und – und da kommt jetzt das Problem der Computerkommunistin – ich habe ja ÜBERHAUPT nicht verstanden, wie die Programme funktionieren, welche Dateien es dazu gibt, wo die liegen, etc., ist mir alles unklar. Also kann ich auch nix reparieren, wenn etwas nicht funktioniert. Nichts ist befriedigender, als mehrere Stunden im Emacs eine TeX-Datei zu schreiben, dann das Dokument zu kompilieren, dann sieht irgendwas komisch aus, man sucht dann in der Datei, wo man vergessen hat, eine Klammer zu schließen, findet die offene Klammer, kompiliert noch mal, und dann ist alles perfekt. So ist TEAMS nicht. Meine Kamera funktioniert auch nur im alten TEAMS, nicht im neuen TEAMS. Der Bildschirm hat eine eingebaute Kamera, die mein Gesicht immer genau in der Mitte des Bildes hält, wenn ich zur Seite rolle, fährt sie mit. Das ist jetzt nicht mehr so, sie ist nur noch eine sehr schlecht eingestellte Kamera. Für Videokonferenzen also immer das alte TEAMS, okay. Auf manche Laufwerke auf Kundenseite kann ich wiederum nur noch mit dem neuen TEAMS zugreifen, weil da irgendwelche Sicherheitsdinge zwischen sind, da geht mit dem alten nix mehr. Aber gut, das könnte ich mir alles merken. Gestern aber war es so, dass ich ein Word-Dokument für einen Kunden schrieb, in einer einst in mühevollster Kleinarbeit (nicht von mir) erstellten, sehr schönen Formatvorlage, mit sehr schönem Header und eigenen Auflistungszeichen, die man extra erfunden und bunt gemacht hatte. Ich schrieb also das Dokument, die Kollegin griff dann darauf zu und lektorierte es, als es fertig war öffnete ich es wieder, und zack, alle (sehr häufig benutzten) Auflistungszeichen waren schwarze Punkte. Das sah nicht nur hässlich aus, es war auch sehr schlecht, da das Dokument anschließend sehr groß vom Kunden zirkuliert werden sollte, an Menschen, die an bunte Auflistungszeichen gewöhnt sind. Ich probierte mehrere Dinge, ohne Erfolg, fand dann heraus, dass die selbst definierte Formatvorlage in der von der Kollegin bearbeiteten Datei überschrieben waren, dort standen jetzt schwarze Punkte. Ich kopierte also alles in ein neues Dokument, und dann war alles wieder da.
In diesem Moment stellten wir uns zeitgleich die Frage, ob wir eigentlich jemals nachvollzogen hatten, wie das aussieht, was der Kunde sich dann vom Laufwerk fischt und bei sich öffnet. Nein, hatten wir nicht. Also schickte ich das Dokument mit einem Screenshot der korrekten Version und der Bitte, uns doch einmal zurückzuschicken, wie es wohl auf der anderen Seite aussah. Was zurückkam, war erschütternd, ich musste mich legen. Schwarze Punkte als Auflistungszeichen, und der Header fehlte komplett. Das alles aber zum Glück nur, wenn man in TEAMS öffnete, in der Desktop-App sah alles angeblich richtig aus. Und dann – und das ist auch wieder eine Situation, die man nicht nacherzählen kann – kam eine Mailschlacht, weil alle drei Beteiligten ständig nicht mehr genau wussten, wie was aussehen sollte, welche Öffnungsvariante zu welchem Ergebnis führte, jede Mail begann mit „Habe ich dich jetzt richtig verstanden, dass der erste Screenshot ist, was du siehst, wenn blablabla“, bis die Kollegin (die auch in Kommunistentagen schon meine Kollegin eine Sun Station weiter war) – als alle Fragen beantwortet waren – das Gespräch beendete mit: „Und ich dachte immer, WYSIWYG heißt „What you see is what you get“… Dabei ist es wohl eher WYSIWYTYGBIRTMLCD („What you see is what you think you get, but in reality things might look completely different“). Ist halt nicht ganz so griffig…“. Comic relief, so wichtig.
Kunde hasst das neue TEAMS übrigens auch. Die Welt ist noch ein Stück schlechter geworden.
Ich hatte letztens mein Teams aufgemacht, hatte eine Meldung erhalten das ginge nicht mehr und alles würde jetzt besser. (Ich habe es dann wieder geschlossen)
Nun gut, aus Gründen, die niemand mehr nachvollziehen konnte weil man ja nirgends rein gucken kann hieß mein Account so wie der einer Kundin meiner Kundin, die mich zu Pandemie-Beginn das erste Mal zu Teams eingeladen hatte – also könnte zumindest etwas besser sein, aber ich habe trotzdem jetzt nicht weniger Angst.
WYGIWOHYMS What you get is whta others hoped you might see.
Das! Alles das: die Kamera, komische Funktionen, bewährte funktionieren nicht. Es ist furchtbar und bei uns kommt dazu, dass JEDESMAL, wenn wir Teams öffnen, die Frage kommt, ob man nicht das neue Teams nutzen wolle… also jedes verd… Mal… es ist sooo nervig.
Die Online-Version (nicht-Desktop-Version) sollte verboten werden, wenn man mit Formatvorlagen arbeitet. Sie zeigt nicht nur seltsam an, sondern zerschiesst diese Formatierungen nachhaltig. Gerade die Woche wieder gehört: wer mit der Online-Version arbeitet, verspeist auch kleine Kinder zum Frühstück,…