Wohnzimmer, bei Herzbruch zuhause. Mit pinken Finger- und Fußnägeln komme ich aus – tadaaa – dem Kino. Dann folgender Dialog: „Hansi Flick muss jetzt gehen!“ „Wer ist Hansi Flick?“ „Fußballtrainer.“ (langer Monolog) „Du, ein Tipp. Wenn jemand fragt, wer die Person ist, musst du im nächsten Schritt erst mal fragen, ob du zu einem minutenlangen Monolog über die Person anheben darfst.“ „Okay. Darf ich?“ „Nein. Ich hab Barbie geguckt. Soll ich einen minutenlangen Monolog halten?“ „Nein.“
Ich habe ja gar kein Interesse an Filmen, grundsätzlich schon nicht, in einem Kino noch viel weniger. Warum sollte ich ins Kino gehen mit Menschen, mit denen ich etwas machen möchte, ich mache dann ja nichts, sondern ich sitze in einem riesigen Saal und gucke einen Film, ich gucke ja selbst zuhause nur in absoluten Ausnahmefällen einen Film. So erklärt sich auch, dass ich das letzte Mal 2013 im Kino war, und zwar in Planes, das war, naja, dann auch erledigt. Davor, das fiel uns eben ein, war ich 2010 im Kino, mit meiner Sandkastenfreundin, was lustig ist, weil wir seit 1982 befreundet sind, und ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie wir nach 28 gemeinsamen Jahren irgendwann denken konnten: Hey, vielleicht sind wir Menschen, die ins Kino gehen. Black Swan endete jedenfalls so, dass wir aus irgendeinem komischen Grund in der ersten Reihe saßen, vermutlich war das Kino ausverkauft, und dann drehte sich die Tänzerin die ganze Zeit, dann wurde mir schlecht, dann wurde mir noch viel schlechter, dann rannte ich raus und schaffte es noch bis zum Klo, aber nicht mehr ins Klo, und dann kotzte ich vorm Klo auf den Teppich und irgendwie ist das alles nix mit mir und Kino.
Heute jedenfalls Barbie, nicht etwa, weil ich endlich mal wieder ins Kino wollte, sondern weil ich irgendwie das Gefühl hatte, dass man als Frau halt 2023 Barbie geguckt haben sollte, es gab ja Besprechungen, die ein großes feministisch-solidarisches Erlebnis versprachen, und ich sag’s mal so: Colin Firth wurde kurz eingeblendet, wie er in Pride and Prejudice Lizzy Bennet seine Liebe gesteht, und das rettet ja so einen ganzen Abend.
Ansonsten war das Beeindruckendste, wie gleich man nach über 40 Jahren tickt, es war nämlich natürlich 30 Grad bei Ankunft am Kino, und wir trugen beide langärmlige Kleidung, und zwar beide aus dem gleichen Grund, nämlich dass man sich beim Anziehen überlegt hatte, dass so Polstersessel ja auch nix Anderes sind als Hotelteppiche, und auf denen läuft man ja auch nicht mit nackten Füßen, also möchte man auch nicht mit nackten Beinen und Armen in Kinosesseln sitzen.
Das Kino war übrigens nahezu leer, und ich überlegte kurz, ob das Geschäftsmodell Kino überhaupt eines ist, welches bewahrenswert ist. Für mich hatte das in jungen Jahren eigentlich nur eine einzige Funktion: Wenn man mit männlicher Begleitung ins Kino geht und es kommt nicht irgendwann der Arm, der sich unschuldig um die Schultern legt, naja, dann war es das vielleicht doch nicht. Jetzt bin ich aber natürlich alt und in einer sehr anderen Lebensphase, ich brauche das für mich also nicht mehr, und alle anderen haben ja Netflix oder so und müssen sich selber überlegen, wie sie den Arm um die Schultern kriegen. Ich hoffe nur, dass bei einer kompletten Neukonzeption noch mal überdacht wird, welche Lebensmittel konsumiert werden. Es kann ja nicht sein, dass 5 Leute Barbie gucken in einem riesigen Saal und man dennoch fast nix mitkriegt, weil alle so laut essen. Das tut für mich auch nix.