09.12.2022

Manchmal denke ich, ich sei vielleicht ein Medium. Ich denke plötzlich an Sachen und zack, passieren sie in der echten Welt, oder was wir dafür halten.

Ach Moment. Ich bin natürlich gar kein Mensch, der an solche Zusammenhänge glaubt, ich glaube vielleicht ein wenig an eine Art Gesamtgefüge im Universum, welches nach Balance strebt, aber das ist wirklich nicht vergleichbar. Also noch mal von vorne:

Manchmal gibt es wirklich verrückte Zufälle. Neulich lag ich mit Grippe im Bett und wollte mich vielleicht ein bisschen so fühlen, wie man sich erkältet als Kind gefühlt hat, wenn die Mutter eine heiße Zitrone ans Bett brachte und die Bettdecke, die ausnahmsweise mit aufs Sofa genommen wurde, einmal um die Füße schlug. Ich lag also da und dachte an „früher“, und dann dachte ich plötzlich: „Jetzt würden wir vermutlich die Guldenburgs gucken.“ Eine Stunde später las ich dann die Meldung, dass Christiane Hörbiger tot ist, das ist schade, ich mochte sie gern, andererseits betrifft mich das nicht, ich bin nicht mehr die Zielgruppe für Fernsehen. Ich entschied mich damals dann dagegen, die Guldenburgs zu gucken und dachte weiter nach, und dann fiel mir eine amerikanische Serie ein, die ich auch einst mal geguckt habe, um dann festzustellen, dass sie einfach irgendwann mittendrin eingestellt wurde. Ich kenne das ja von allen möglichen Dingen, mein persönlicher Geschmack ist auf so vielen Ebenen abseits des Mainstreams, dass alles, was ich gut finde, sofort aus dem Programm genommen wird. Shampoo, Gesichtscreme, alles weg, dann sogar die Serie. Ich könnte daraus vielleicht ein Geschäftsmodell kreieren. Als Einfrau-Marktforschungsangebot, quasi eine Fokusgruppe mit mir selbst. Zeigt mir ein Produkt oder eine Serie oder was auch immer, und wenn ich es gut finde und voll in Flammen stehe, stampft es sofort wieder ein, es hat keine Chance am Markt.

Die Serie jedenfalls heißt „Designated Survivor“, und sie ist (auf den ersten Blick) vollkommen unrealistisch, aber doch irgendwie nett. Also für mich. Exklusiv. Kiefer Sutherland wird, nachdem jemand das Capitol mit voller Besetzung in die Luft jagt, aus Versehen Präsident der Vereinigten Staaten und macht den Job vollkommen unpolitisch und normal denkend mit Herz, also so, wie das wahrscheinlich niemals funktionieren würde, wie wir alle uns aber vorstellen, wie wir das machen würden, wenn wir Kanzlerin würden, naja, und dann muss er rausfinden, wer alle anderen getötet hat. Ich will jetzt nicht allzu viel spoilern, aber als ich dann neulich im fiebrigen Kopf las, dass wir jetzt in Deutschland so einen Prinzen haben, der einen Putsch plante, die Regierung stürzen wollte und eine rechtsextreme Terrorzelle aus hohen Funktionären befehligte, naja, da hatte ich schon Schwierigkeiten, Realität und Serie auseinanderzuhalten.

Ansonsten waren wir heute beim Arzt, weil es ja nicht unüblich ist, dass mein Immunsystem immer alles durchwinkt und mich umhaut, aber dass das Kind 12 Tage liegt, ist selbst für einen wachsenden Teenager unüblich, und dass Herr H auch noch liegt, naja, das gab es ja noch nie. Wir hatten kurz Sorge, dass das noch einmal irgendwas aus dem Themenkomplex Pfeiffersches Drüsenfieber ist, das hatten Ona und ich ja 2016 schon mal, und da waren wir ähnlich ausgeknockt, allerdings kann man sich ja nur einmal infizieren, es kann jedoch theoretisch reaktiviert werden, egal, langer Rede, kurzer Sinn: Ist es nicht, Arzt tippt auf Influenza. Nun gut, das dachten wir uns ja schon, aber eine Info fand ich noch informativ. Onas Kinderarztpraxis ist so eine sehr sehr große, und als wir sagten, dass es unüblich ist, dass er so lange flachliegt, sonst sei er immer sehr schnell wieder fit, sagte die Ärztin: Sie beobachten das seit Wochen. Die Kinder, die in den letzten sechs Monaten COVID gehabt hätten, kommen sehr schlecht wieder auf die Beine, wenn sie einen neuen Infekt hätten.

Nun denn. Immerhin haben wir eine Erklärung, wenn das Kind, das Scharlach in 90 Minuten durchleidet, plötzlich 12 Tage lang nicht mehr aufsteht, ist man ja auf der Suche nach Einordnung. Wir haben jetzt alles eingekauft, Oma hat Möhren untereinander gekocht, und jetzt liegen wir noch mal bis Montagmorgen und gucken, was dann passiert.