Ich war heute den gesamten Tag alleine. Also nicht ganz, ich hatte Besuch, aber ich bin alleine zuhause, also nicht ganz, es sind noch sehr gelangweilte Tiere da, aber diese Tiere sind ja sehr unkompliziert im Zusammenleben, bis vielleicht auf den Kater, der sich ein neues Sommerdomizil in meinem Schlafzimmer einrichtet, was mir insgesamt nicht recht ist. Wäre er etwas klüger, würde er bald verstanden haben, dass man bei solchen Push-to-open-Schranktüren (Komposita knallhart durchkoppeln, vielen Dank für die Information, beim Bloggen lernt man zum Glück nie aus) gar nicht stundenlang eine Schranktür anstarren muss in der Hoffnung, dass vielleicht irgendjemand, zur Not der doofe Hund, mal eine öffnet, im besten Fall die mit den Kaschmirpullis, nein, man muss nur einmal mit dem Kopf oder dem Hintern dagegenstupsen und schon wäre man drin. Da ich aber das große Glück habe, sehr nette aber sehr dumme Tiere an meiner Seite zu haben, wird er das niemals rausfinden, und so lange muss er sich halt mit dem Platz auf mir im Bett begnügen.
Ich bin jedenfalls heute allein zuhause, da heute morgen in aller Herrgottsfrühe Herr und Teenager H. mit dem Bruder von Herrn H und seinen vielen Kindern ins Fort Fun gefahren sind, Wasserbahn fahren. In keiner denkbaren Realität hatte ich mir vorstellen können, mich da zu vergnügen, schon die Anreise in dem Multifamilienvan-Gefährt des Schwagers stellte ich mir schlimm vor, wie auch das jahrzehntelange Anstehen an irgendwelchen Attraktionen, die ich gar nicht besuchen möchte, da ich ja Höhenangst habe und meine Herausforderungen auf ganz anderen Gebieten im Leben suche. Zudem stellte ich es mir ganz hervorragend vor, wenn einfach mal nur Männer und Teenager in so einen Amüsierpark fahren, und so verkaufte ich das auch, man muss ja auch mal was mit seiner Familie machen. Ich habe dann was mit der von mir selber vor 40 Jahren ausgesuchten Familie was gemacht, nämlich auf dem Sofa gesessen, und das war auch schön. Irgendwann kam dann die Information, man sei jetzt in Mettmann beim Bruder zuhause und gleich käme irgendwas mit Fußball, das wollte man gucken und dann übernachten, ob ich auch kommen wolle, Fußball gucken und auf der Luftmatratze schlafen.
Den Rest können Sie selber ergänzen.
Ein einziges Mal bin ich Achterbahn gefahren im Leben. Anschließend ging ich dazu über die Handtaschen aller Fahrwilligen einzusammeln und zu beaufsichtigen. Das mache ich im Prinzip heute noch. Das Phantasialand ist ja das Traumziel der Schülerschaft. So begleitet ich gerne, sitze aber mittlerweile im Café Heino und lese. Der Kuchen ist sehr gut da. Und man findet mich, falls man Schrammen hat oder sonstwie Bedarf nach Zuwendung.
Luftmatratze? Ich bitte Sie, das ist doch nicht Ihre Kampfklasse. Das nehmen Sie bitte nicht an, das ist fürchterlich.
Das kommt auf die Luftmatratze an (wobei ich auch nur mit einigen Schwierigkeiten Frau H. idarauf vorstellen kann), auch hier gab es technologischen Fortschritt (selfinflating, extra cushioned etc). Weiß ich seit dem letzten Besuch beim Kind, das in einer Kleinstwohnung lebt.
Also, ich kann mich mir ja ganz hervorragend auf einer Luftmatratze vorstellen, (ich kann mir das flüssige Aufstehen am nächsten Morgen vielleicht etwas schlechter vorstellen, aber auch das ist modellabhängig), aber in diesem speziellen Fall war die Abwägung ja, ob ich in der Landeshauptstadt in meinem komplett neu gestalteten, wunderschönen Schlafzimmer mit einem lustigen Kater und einem dicken Hund liegen und The Good Wife gucken möchte, oder in Mettmann mit vielen Teenagern und Schwiegers auf einer Luftmatratzen-Bettenburg Fußball, und wirklich, das war ein No-Brainer.