22.11.2024

Wenn in der ganzen Welt alles schlecht ist – und gefühlt befinden wir uns ja seit einigen Jahren in dieser Situation, jetzt, mit Merz und Trump aber echt – muss man auch mal die schönen Dinge im Leben erzählen.

Vor einiger Zeit habe ich Sie gebeten, wenn Sie ein kleines Interesse an Teenageraquarien haben – meinem Kind auf Instagram zu folgen, und gar nicht wenige haben das getan. Danke dafür, you are highly appreciated. Es gab zwei Ziele: Einerseits wollte er gerne seine Aquarien teilen, und andererseits wollte er an einem Wettbewerb teilnehmen, der wie folgt aussieht: Aquarianer:innen mit Instagram Account bewerben sich, 10 der Bewerber:innen werden ausgewählt und bekommen ein Cube Aquarium mit kompletter Technik und Pflanzengutschein gesponsort, richten das Becken ein und posten wöchentlich den Fortschritt, und nach drei Monaten wird abgestimmt, wer das tollste Becken hat, da komme ich gerne noch einmal auf Sie zu. Long story short: Jonathan wurde nicht ausgewählt, und das war für ihn ein bisschen traurig, aber es ist immer gut, früh zu lernen, dass man auch mal etwas nicht schafft und nicht gewinnt.

Wohl teilnehmen darf die Community „Aqua Grill and Chill“, das sind die – und ich sage das sehr liebevoll – Fischnerds aus Düsseldorf und Umgebung, die sich regelmäßig bei Jonathans preferred supplier Zoo und Co treffen. Das ist übrigens unbezahlte Werbung wegen großer Liebe. Dort gibt es eine große und von hoch kompetenten Leuten geführte Aquaristikabteilung, und sehr früh hat Ona begonnen, dort rumzulungern, bis er irgendwann Teil der Einrichtung war. Als liebende Mutter sehe ich es so: Es ist mir viel lieber, wenn mein Teenager mit Biologen in der Fischabteilung rumhängt, als nach der Schule auf der Königsallee, um Lamborghinis zu fotografieren. Oder Schlimmeres, ich bin ja naiv, ich weiß zum Glück gar nicht, was andere Kinder mit 15 machen. Irgendwann wurde er jedenfalls zum ersten Mal zum Quartalsgrillen von Aqua Grill and Chill eingeladen, das war gefühlt der wichtigste Termin seines Lebens, und seitdem ist er Teil der Gruppe, übrigens der einzige wirklich junge Mensch, meine Beobachtung ist, dass Aquaristiker in Düsseldorf in der Regel zwischen 30 und 40 sind und sehr viel über Pflanzen reden, Ona fügt sich da sehr gut ein.

Wie kam ich drauf? Einer der Gründungsväter (ja, Boys only Gruppe, fast!) hatte sich im Namen der Gruppe auch um die Teilnahme an dem Wettbewerb beworben – und wurde ausgewählt. Jetzt spulen wir vor.

Drei Tage nach der Verkündung bekam ich über Instagram eine Sprachnachricht von einem der Mitarbeiter von Zoo und Co mit der Bitte, die nicht abzuhören, wenn Ona in der Nähe ist. Es sei so, dass man in der Gruppe überlegt hätte, wer jetzt das Becken macht, und dann sei man zu dem Entschluss gekommen, dass sie ja alle erwachsen und berufstätig sind und ganz viele Becken haben oder sich eins kaufen, wenn sie ein neues wollen, und deshalb hatten sie sich überlegt, dass derjenige in der Community, der sich am meisten freuen würde (500 Euro für Becken und Zubehör, sehr viel Geld für einen Schüler!) ja nun Jonathan wäre, und sie bräuchten meine Mithilfe, weil sie ihn überraschen wollten.

Und dann haben wir ein bisschen hinterrücks organisiert, es ist mir tatsächlich gelungen, dass Ona um 17 Uhr zuhause und sein Zimmer aufgeräumt war, und dann standen drei Fischnerds mit Becken und Technik vor der Tür. Ein kurzer Anruf im Gartenhaus, dann kam er in die Küche, sah die Leute im Wohnzimmer stehen mit den vielen Kartons, und dann – nun gut, das Alter – kamen etwa 2 Minuten nur noch positiv gemeinte Schimpfwörter aus seinem Mund.

Es war sehr, sehr rührend. Nun pflegt er das Community Becken (und darf es hinterher behalten), die Mitglieder der Gruppe steuern Ableger von ihren Raritätenpflanzen bei, ein Fischnerd hat sehr coole seltene Garnelen, die kommen auch mit rein, und so entsteht dann etwas, wo jeder seine coolsten Sachen beisteuern kann. Ona darf das Becken nach Ende des Wettbewerbs behalten, was ihn wirklich sehr freut, und insgesamt ist er überglücklich, momentan aber noch an dem Punkt, wo das Gespräch bei „Heilige Scheiße“ verebbt.

Und weil ja nicht immer alles perfekt ist, wie wir alle wissen, ist es nun so, dass ich jetzt (temporär, Unterschrank wird vom Schreiner gebaut und dauert sechs Wochen) kein Schubladenelement mehr am Schreibtisch habe,

und zudem steht dann jetzt ein Aquarium in meinem Wohnzimmer. Aber gut. Irgendwo muss es ja stehen, und wenn Sie hier schon länger lesen, dann wissen Sie ja, wie sehr ich mir ein Aquarium im Wohnzimmer schon immer gewünscht habe.

Jetzt muss er sich sortieren natürlich, und dann wird hier demnächst ein Aquarium eingerichtet. Das können Sie natürlich auf Instagram verfolgen. Und wenn Sie zufällig in der Region Düsseldorf leben und entweder selber Aquarien gut finden oder sogar auch einen Teenager haben, der sich interessiert: Bei Zoo und Co sind Sie in den besten Händen. Die drei angestellten Fischnerds sind sehr hart vom Fach, wissen alles über Pflanzen und Fische und Technik, und wenn Sie einfach mal drei Stunden da stehen und fachsimpeln wollen: Das geht immer, viermal die Woche müssen Sie sich aber anstellen, weil vermutlich mein Kind bereits spricht.

18 Gedanken zu „22.11.2024“

  1. Wie cool 😎. Das ist mal ne schöne Aktion.
    Folge auch dank dem Hinweis, auch weil ich selbst ein Aquarium mit Garnelen habe. Seine Beiträge finde ich echt gut und interessant, tolles Becken! Hab auch grad wieder Nachwuchs 😀. Blaue. Ich finde das Hobby schön, es entspannt und man lernt viel. Könnte stundenlang davor sitzen.

  2. Die ganze Geschichte ist so schön. Ein 15jähriger, der sein Hobby jenseits von stumpfem Medienkonsum oder sehr dummen Flausen im Kopf gefunden hat (Sidenote: natürlich sind ihm in dem Alter auch Flausen und falsche Entscheidungen gestattet … kennen wir ja selber aus Erfahrung, weil … Omma erzählt vom Kriech … wir waren ja auch mal jung.)
    Große Jungs, die den Teenagerjung ernst nehmen und eine tolle Entscheidung treffen.
    Die Freude und Energie, die der Sohn für dieses Hobby aufbringt.
    Ich like immer „pflichtschuldig“ seine Beiträge, wobei das nur halbwahr ist. Die Fotos/Videos sind so schön, dass ich sie auch wirklich gerne anschaue. Verzichte aber lieber auf unqualifizierte Äußerungen, denn vermutlich möchte ein Fischnerd über seine akribische Arbeit nicht hören „Oh, wie schön bunt und putzige kleine Fische.“ :-))

  3. Danke fürs Teilen dieser Geschichte voller Zuwendung als Ausgleich zu den gruseligen Dingen, die um uns passieren.

    Als ich zu Hause ausgezogen bin, ist das Aquarium in meinem Zimmer geblieben. Meine Mutter, die nie Fan davon war, hatte sich daran gewöhnt, dass sie da zur Entspannung Fische gucken konnte. Gibt schlimmere Wohnzimmerdekorationsgegenstände, oder?

    • Meine Grenze verläuft irgendwo zwischen Wasserwechsel und nasser Holzboden. Aber das weiß er alles, daher ist bisher sein Plan, einfach nie auszuziehen. Wir warten mal ab.

  4. Herzlich Glückwunsch an den Sohn! Das ist ein wirklich tolles Ereignis und ich drücke die Daumen, dass er/die Gruppe den Contest gewinnt!
    (Kleiner Hinweis aus eigener Erfahrung: Falls ein Deckel auf den Cube kommt, bitte stabil abdecken. Katzen legen sich gerne auf Aquarien, bei denen die Lampen unter der Abdeckung sind. *Im Auftrag einer ehemals mitten in der Nacht sehr überraschend nass gewordenen Maine Coon-Katze gesendet*)

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