Eventuell denken Sie in den letzten Tagen hin und wieder: „Bloggt eigentlich diese eine Frau nicht mehr?“, und die Antwort ist: Vorurlaubsrealität. Ich will jetzt gar nicht stöhnen und sagen, dass ich viel zu viel zu tun habe, das ist nicht so, ich hatte ja vor Weihnachten schon – und ich möchte sagen erstmals, seit ich in der freien Wirtschaft arbeite – demonstriert, dass ich inzwischen so gut organisiert und aufgestellt bin, dass ich einfach schon Tage vor Heiligabend andere Sachen machen konnte, Freizeit also, und so ist es jetzt schon wieder. Ich arbeite noch letzte Sachen weg, einen einzigen Termin werde ich vom Pool aus machen müssen, aber das stört mich nicht, dafür fahre ich halt oft in Urlaub. Aber so ist das gerade. Ich arbeite entspannt, koche jeden Tag eine frische Mahlzeit, kümmere mich um Dinge und organisiere den ersten der beiden Urlaube, den Ona und ich am Samstag antreten werden.
Dieses Mal mache ich alles richtig, ich bin schon sehr gespannt, wie es sich anfühlen wird. In den letzten beiden Jahren, also den Jahren, in denen ich so richtig touristisch Urlaub machte, etwas, was mir vor der Pandemie niemals eingefallen wäre, habe ich viel gelernt: Meine Theorie, dass nur so eine All-inclusive-Situation gewährleisten kann, dass mein Kind nicht verhungert, wurde bestätigt. Mithilfe von Frau Klugscheißer lernte ich den Unterschied zwischen Club und Club und beschloss entsprechend, dass ich nur noch über einer gewissen Komfortschwelle Cluburlaub machen möchte, Schweinebraten und prügelnde Herren am Pool fand ich sehr unansprechend, viele Menschen, die alle nur ihre Ruhe haben wollen, fand ich sehr gut, ich wollte ja meine Ruhe haben. Flugscham brachte mich davon ab, wieder in den Club auf Fuerteventura zu reisen, ich wollte weniger lang fliegen, also gleicher Club, dafür Djerba.
Was im letzten Sommer auch noch gelernt werden konnte, war, dass die Notausrüstung im Handgepäck etwas gepimpt werden sollte, wir fliegen am Samstag ab Düsseldorf, das machen bestimmt auch andere Menschen, also dieses Mal für beide Reisenden nicht nur Zahnbürste und Unterbuchse, sondern auch Kosmetika und Badekleidung. Dank niedrigem Stresslevel habe ich sogar daran gedacht, einen zweiten baugleichen Kabinentrolley zu bestellen, er kam heute an, es ist alles gut.
Auch habe ich ja gelernt, dass Schnorcheln nicht gut ist, wenn man ohne eigene Ausrüstung reist, also habe ich frühzeitig eigene Ausrüstung gekauft, Taucheranzüge, neue Brillen, Flossen, Schnorchel, alles da. Für mich habe ich einen 5 mm Anzug gekauft, letztes Jahr – Sie erinnern sich – erster Tag Schnorcheln, zack Blasenentzündung, dieses Jahr reise ich mit Winteranzug und Cranberry-Tabletten. Das ist also alles geregelt.
Kleider sind gewaschen, werden aber nicht gebügelt, und nein, Leinen knittert nicht edel, my ass, letztes Jahr hatte ich alles gebügelt und mich hinterher geärgert. Mach ich nicht mehr. Wir haben auch beide einen Reisepass, das ist auch schön, hab ich frühzeitig dran gedacht, die nächsten zehn Jahre haben wir also Ruhe.
Das mit dem Roaming ist natürlich doof, aber es wird WLAN geben, und das wird gut sein, sonst brennt da alles, ich muss ja auch eine Videokonferenz machen, und alles gucken, was ich gucken möchte. Damit ich das kann, habe ich seit gerade auch einen VPN-Tunnel, mal gucken, ob das klappt, wehe wenn nicht, siehe oben. Ich habe auch ein Buch gekauft und auf den Kindle geladen, es gab zudem ein neues Hörbuch von Madame le Commissaire, perfekt, dann habe ich sogar an neue Powerbanks gedacht, die verschwinden mit so einem Teenager ja erstaunlich schnell, jetzt habe ich so ganz verspielt-feminine gekauft, die sollte ich länger behalten dürfen, die Strandtasche ist auch gewaschen, Blasenpflaster habe ich schon gefunden, ich hatte noch welche und werde sie brauchen, ich habe mir ja passenderweise bereits gestern eine Blase in Birkenstocks gelaufen, ich bin vermutlich der einzige Mensch auf der Welt, der sich in Birkenstocks, die mich seit über 30 Jahren begleiten, im Frühling Blasen laufen kann, naja egal. Kofferanhänger hatte ich letztes Jahr bestellt und jetzt nicht mehr gefunden, also neue bestellt, kommen morgen, damit man ruhig unsere Koffer verlieren kann, ich habe keine Sorgen. Hamamtücher sind auch gewaschen, Badeanzüge sind fertig, Reiseunterlagen sind ausgedruckt, Devisenproblematik ist geklärt, man darf keine Dinar ein- oder ausführen, also muss ich mich erst kümmern, nachdem ich gelandet bin.
Sie sehen: Voll vor der Welle. Ich bin nur ein wenig beleidigt, dass ich erst am Samstag fahre. Ich wäre jetzt bereit.