18.11.22

Wäre ich ein Mensch, der für eine manisch-depressive Stimmungslage zur Verfügung steht, dann wäre ich heute leichtes Opfer gewesen. Die Stimmungstiefs sind eigentlich eher aus der Rubrik „Das nervt“ als echte schlimme Themen, aber im Gegenzug sind halt auch ein paar wirklich schöne Sachen passiert. Zum Beispiel ist meine Mutter heute nach Hause gekommen, sogar mehr oder weniger auf ihren eigenen Beinen. Das ist einerseits für sie natürlich schön, für mich aber mindestens genau so schön, es gab zwischenzeitlich Strecken der häuslichen Pflege einer komplett immobilen Person, die ich mir mit Herrn H und Ona aufgeteilt habe, was aber mit unseren eigentlichen Leben wirklich sehr schlecht kombinierbar war, und das ist jetzt vorbei, ein Glück. Ist nicht alles gut ausgegangen, aber immerhin kann sie mit ein paar Umbaumaßnahmen doch noch ein wenig länger alleine leben, und das ist das Beste, was es zu erreichen gab.

Zukünftig gehen wir jetzt also einmal die Woche zusammen einkaufen, das war schon lange so geplant, jetzt ist es allerdings die einzige denkbare Variante, und nach unserem ersten Auftritt in meinem neuen Lieblingssupermarkt, in dem ja auch ohne uns schon etwa 90 Prozent Best Agers und Silver Surfers sind, bekomme ich langsam ein Gefühl dafür, wie anstrengend es sein wird, nicht nur um die ganzen Senioren, die sich während meiner Arbeitszeit quer im Gang stehend zwischen zwei Äpfeln entscheiden müssen, herumlaufen zu müssen, sondern eine halbmobile Seniorin *um die anderen Senioren herum* bugsieren zu müssen und darauf zu warten, dass sie sich zwischen zwei Äpfeln entscheidet. Ich habe mir jetzt mal überlegt, dass ich es so sehe: Meine Mutter war eine wirklich ganz großartige Mutter, die ihre Kinder sehr geliebt hat und alles für sie getan und sich immer und in allen Belangen ihnen untergeordnet hat. Now it’s my time. Immerhin ist das eigene Kind ja schon quasi groß.

Und dann kam ich soeben nach Hause, es gab zwei Tage lang eine Baustelle vorm Haus, die ich nicht verstanden hatte. Und dann wurde das Wunder wahr. Jemand hatte mir eine Ladesäule vors Haus gebaut. Wie praktisch, fahre ich doch das einzige E-Auto in der (kleinen) Straße. Ich bin begeistert, besser geht’s ja nicht. Ich glaube, sie ist noch nicht in Betrieb, aber wenn das demnächst mal der Fall sein wird, bin ich sehr interessiert daran, wie dann mit den Leuten verfahren wird, die die immer zuparken. Denn ich sag’s mal so. Was ich am allerdringendsten brauchte für elegante Logistik, war die Ladesäule vorm Haus. Die werde ich jetzt auch nutzen wollen. (Schade an dieser Stelle nur, Alena Buyx hatte es neulich schon irgendwo erwähnt, dass ich jetzt schon wieder neu überlegen muss. Januar 2024 muss ich mein Auto ja zurückgeben, auf das ich ab Bestellung 11 Monate gewartet hatte. Also hatte ich mir überlegt, dass ich mich im Januar 2023 mal langsam um das Anschlussfahrzeug kümmere, gar kein eigenes Auto mehr wäre tatsächlich eine Option gewesen, die jetzt mit der immobilien Mutter nebenan vorerst wieder wegfällt, und dann hatte ich hin und her überlegt und kam zu dem Entschluss, dass ich hinter der Welle herschwimme und auf komplett elektrisch umsteige, allerdings mit der nötigen Reichweite, damit ich auch bis ans Meer komme, also fiel die Wahl auf so ein Auto eines amerikanischen Herstellers, der dann aber vollkommen verrückt wurde, und damit ist das Auto für mich unkaufbar, und jetzt muss ich halt weiterdenken.) Immerhin ist die Ladesäule da, hurra, und jetzt lasse ich demnächst jeden Tag irgendeinen Diesel von irgendeinem Nachbarn abschleppen, und dann lerne ich nach 7 Jahren endlich auch mal mein Umfeld kennen.

1 Gedanke zu „18.11.22“

  1. (ich möchte den Impuls da lassen, bei der Reichweite des e-Autos nicht vom Maximaleventualbedarf auszugehen, sondern vom Alltag. A) muss Fine eh alle 300 km pinkeln und b) geht das schnelle Aufladen auf 75 % fixer als Anstehen für den Kaffee wie der langstreckenurlaubende Kollege im Sommer etwas konsterniert feststellte.)

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