Heute bin ich ein sehr zufriedener Mensch, und das sollten wir alle zusammen genießen, das kommt ja nicht so häufig vor. Ich habe heute viele Stunden Buchhaltung gemacht, was ich hasse, was aber am ehesten dazu führt, dass ich nachts nicht schlafen kann, wenig lässt mich so schlecht schlafen wie liegengebliebene Buchhaltung, eine große berufliche Transaktion steht an, und es ist sehr Vieles nicht in trockenen Tüchern, sehr viel kann schief gehen, das lässt mich schlecht schlafen, und heute habe ich zumindest mal wieder mit Betroffenen gesprochen, wo Gespräche in letzter Zeit schwierig waren, und vielleicht kann ich mal wieder sehr gut schlafen heute. Außerdem habe ich gerade einen mittelgesunden, immerhin mit Gemüse frisch selbst gemachten Burger mit Messer und Gabel gegessen, und ja, Sie dürfen mich jetzt auslachen, aber ich denke, es ist ein Zeichen der Reife, dass ich seit ein paar Monaten Burger mit Messer und Gabel esse, denn ich habe für mich erkannt, dass ich sehr ungern mit den Händen esse, insbesondere mag ich nicht, wenn dann so geschmolzener Käse und Ketchup aus dem Burger rauslaufen und ich dann so schlimm schmierige Hände habe, und da ich ja quasi nur zuhause Burger esse, ist es ja komplett egal, wenn ich den mit Messer und Gabel esse. Sieht keiner. Andererseits bin ich so überzeugt davon, dass das für mich der richtige Weg ist, dass ich mir sicher bin, dass ich auch in einem amerikanischen Burgerrestaurant gänzlich ohne Scham Messer und Gabel ordern würde.
Vielleicht ist das das wirkliche Zeichen, dass man erwachsen ist. Wenn man weiß, dass Sachen für einen gut oder schlecht sind, und die macht man dann, oder man lässt sie sein. Das erste Mal recht erwachsen fühlte ich mich auf einer Dienstreise, als ich nicht die kleinen Duschfläschchen mitgenommen habe. Ich hatte nach vielen Dienstreisen, wo man immer die complimentary Duschfläschchen, Bodylotions und schlimmer noch: Conditioners mitgenommen habe, um sie dann zuhause in die Complimentary Duschfläschchen Schublade zu legen. Eines Tages stand ich am Morgen der Abreise vor feinstem Olivenöl Duschgel und dachte: „Okay, was für die Schublade“, und dann ließ ich es liegen, und dann war ich erwachsen. So ging das.
Hier auch Team Duschfläschchen. Einmal bei mir aussortiert vor vier Jahren, seitdem im Hotelbad ignoriert. Jetzt greife ich aber gelegentlich zu den Seifen und wittere da eine Übersprunghandlung, die noch zu verifizieren ist.
Mein Trick für ungeliebte Arbeiten: es muss dringend was erledigt werden, das noch schlimmer ist als Steuererklärung. Wenn es nichts gibt, ist das die Jahreszeit, in der meine Fenster und Böden in neuem Glanz erstrahlen.