Was für ein schrecklicher Tag, was für ein wundervoller Abend. Dann ist ja in der Gesamtbilanz alles wieder gut.
Der Tag begann mit einer reingerutschten Deadline, was dazu führte, dass ich zum zigsten Mal in Folge einen Geburtstagskaffee absagen musste, an dieser Stelle noch mal herzlichen Glückwunsch an Frau Kreide, aber wenngleich ich mich nicht mehr so überarbeite wie in den letzten Jahren, muss ich final feststellen: In der Woche bin ich mit Arbeit und moderatem Kind-Management mehr als ausgelastet, vor 19 Uhr bin ich an den Schreibtisch oder an das Momtaxi gefesselt. Wenn man das einmal so verinnerlicht hat, kann man zukünftig Termine besser planen. Ich merke mir also: Montag bis Freitag zwischen 9 und 19 Uhr bin ich nicht verfügbar.
Dann sollte also die Deadline abgearbeitet werden, was im Prinzip erst mal sehr gut funktionierte, bis Herr H. das Thema „Drucker“ eröffnete. Längerwährende Leser – okay, das ist kein Ausdruck, aber Sie wissen, was ich meine – wissen natürlich, dass ich vor etwa genau einem Jahr ein wirklich sehr schönes Arbeitszimmer gebaut habe, in dem ich jetzt immer sitzen und arbeiten kann. Der große Drucker aus dem Büro hätte mich optisch sehr gestört, außerdem hätte er eingeschickt werden müssen, man konnte nur noch sehr schlierig drucken, also hätte man die Ergebnisse nie seriös wegschicken können, also erhielt ich einen Tip aus dem Internet für einen kleinen, optisch okayen und in das wohlüberlegte Ambiente des Arbeitszimmer passenden Drucker/Scanner, ich kaufte ihn, und dann war alles schön. Dann ging die Waschmaschine kaputt, ich kaufte eine neue, sehr modern, die man remote vom Handy steuern kann und die das Waschmittel schon eingebaut hat, und für einen kurzen Moment war alles sehr schön, optisch wie praktisch. Dann funktionierte irgendwann der Drucker nicht mehr, und dann ließ sich irgendwann die Waschmaschine nicht mehr remote steuern. Gut, die hat ja ein Bedienfeld, der Schmerz war also nur mittel, drucken muss ich selten, weil mein Büro komplett papierlos ist, scannen muss ich schon mal öfter, aber dann kann man ja auch zur Not ein Foto machen, also schob ich das Thema erst mal vor mir her. Nicht ohne Trauer, habe ich doch so viel Energie darauf verpulvert, meine Wohn- und Arbeitsumgebung so zu gestalten, dass ich alles ausnahmslos super finde, und nicht-funktionierende Geräte sind da schon ein kleiner Dorn im Gesamtbild.
Dann bestellte ich – also damals, als ich noch Dinge bestellte – Dinge, die mir nicht passten, tja, so geht’s manchmal, und dann wollte ich die zurückschicken und brauchte – was für eine Zumutung – einen Drucker für das Retourenlabel. Das sollte sowieso verboten werden, Packstationen können hervorragend selbstklebende Labels drucken, die Ökobilanz ist schlecht, wenn ich das selber machen muss, und meine Laune auch. Ich ließ die Pakete also erst einmal hinterm Sofa liegen, da lagen sie dann, dann fielen sie mir wieder ein, dann wurde der Druck zu groß, es war Geld im Spiel, das ich gerne wieder hätte, und dann beschloss ich irgendwann mittags um 12, dass ich heute mal das mit dem Drucker regele. Nun ist es so, dass der Drucker davon ausgeht, dass man alles über ein WLAN regeln kann, und ich fand den Fehler bis 18 Uhr nicht, WLAN war top, Drucker war top, dennoch konnte ich nicht drucken, also machte ich Feierabend und kümmerte mich nicht weiter. Dann verging wieder viel Zeit, für die Pakete hinter dem Sofa hat einst jemand das Wort „dräuend“ erfunden, und dann kam die Woche, wo Herr H Urlaub und Kind H Handballcamp hatte, also bat ich ihn, ob er noch mal mit frischem Kopf gucken könne, ich hätte 6 Stunden lang alles probiert, ohne Ergebnis.
Gestern morgen fing er an. Gestern mittag war er keinen Schritt weiter, der Wohnzimmertisch, wo inzwischen der Drucker verarztet wurde, sah aus wie ein Schlachtfeld, und mir schwante, dass ich demnächst die Retouren nicht mehr schicken können würde, und dann hätte ich unterm Strich besser fünf Drucker gekauft, das war nicht die Lösung. Auch Steuererklärung ohne Scanner – kein Denken dran. Also bestellte ich den gleichen Drucker noch einmal, heute mittag wurde er geliefert. Herr H war seit 8 Uhr damit beschäftigt, das Problem zu lösen, um 13 Uhr packte ich den neuen Drucker aus. Dann kamen ein paar dunkle Stunden, der neue Drucker funktionierte auch nicht, in der Fritzbox konnten wir auch nichts finden, was dazu hätte führen können, natürlich hatten wir auch schon 5 Mal alles überprüft, dann musste Herr H zum Arzt, ich musste das Kind chauffieren, und dann fasste ich den Entschluss, die Fritzbox zu resetten. Dazu muss man wissen, dass das natürlich dazu führt, das original nichts mehr in diesem Haushalt funktioniert, aber das war mir egal, ich konnte ja nicht drucken, dann brauch ich auch keinen Fernseher.
Ich kürze jetzt ab, ich langweile mich beim Schreiben. Ich habe resettet, dann habe ich noch den neuen Drucker resettet, dann funktionierte noch eine Stunde nichts, dann wurde ich aggressiv und drückte erratisch auf alle Tasten, die es gab (also EINE), und irgendwann ging es plötzlich, und dann dauerte es nur noch eine weitere Stunde, in den Leerlaufzeiten, wenn ich auf ein sich drehendes Rad guckte, baute ich weiter an der Excel, die ich dann irgendwann abgeben konnte, als das Internet wieder lief und alle Geräte mehr oder weniger wieder verbunden waren, und dann konnte ich eine Testseite drucken, und das war das erhebendste Gefühl, das ich jemals erlebt habe. Beseelt von zwei ausgedruckten Retourenlabels resettete ich sofort noch die Waschmaschine, und ich sag’s mal so: Der Unterschied zwischen HP und Miele ist halt sehr viel emotionaler Komfort. Der Drucker nötigte mir einen emotional support-Germknödel ab, die Waschmaschinen-Verbindung mit dem Heimnetzwerk lief einfach nach einem kleinen Knopfdruck nebenher.
Als dann beide Geräte wieder liefen und mein Zuhause endlich wieder hergestellt war, fragte Herr H., ob wir Onas Kinonacht nutzen wollten, um israelisch essen zu gehen. Wir müssen das nicht diskutieren, aber ich wollte nicht. Ich begebe mich ungern in Situationen, in denen ich eine minimale Restchance sehe, dass sie doof enden, also schlug ich vor, dass wir israelisches Essen abholen. Und so haben wir es gemacht. Wir haben telefonisch bestellt, sind dann hingefahren, haben an der Theke noch einen Aperol und ein Bier getrunken, und dann ging es nach Hause, da aßen wir den besten Hummus, an den ich mich erinnern kann, und Blumenkohl in Tahini-Soße, und Pulpo, okay, kein traditionell israelisches Gericht, aber sehr lecker. Dabei tranken wir Huxelrebe und guckten Handball. Besser könnte ein Tag nicht enden.
Falls mal Langeweile herrscht: Wenn jemand auf die Idee kommt, das WLAN-Passwort zu ändern, hat das ähnliche Folgen … Das ändere ich in diesem Leben nicht freiwillig nochmal.
Ohne ein ständig schmartes schmunzeln sind deine erfrischenden und etwas frotzeligen Beiträge nicht lesbar.
Dann müsst ihr leider schmunzeln. Sorry 😉