Meine Sonntage haben nicht an Qualität gewonnen, seit ich jede Woche durch die halbe Republik fahre, mit einem Auto voll mit schlechtgelaunten Teenagern, die dann irgendwo in eine Abrissreifen Sporthalle eines Vereins, der irgendwo in der Bundesliga rumdümpelt und trotzdem nicht die Kohle zusammenkriegt, um die Anlagen in Schuss zu halten, und dann endet es momentan immer gleich, drei Teenager im Fond, die auf der Hinfahrt nicht sprechen, weil sie angespannt sind (wir hörten heute Lage der Nation, dann lernen sie wenigstens noch was), dann Niederlage, die mal schlimmer, mal weniger schlimm ist, dann Rückfahrt, alle Teenager schweigen, weil sie schlecht gelaunt sind, wir hörten die Podcast von Sarah Bosetti, der ist ja immer ganz unterhaltsam, dann ist die Strecke auch schneller absolviert.
Ein Gedanke, den ich heute hatte, war, dass ich wirklich genau den richtigen Riecher hatte, als ich 2008 zu Herrn H. sagte, dass ich mich eventuell dazu durchringen könnte, nach Deutschland zurückzukehren, seinen damaligen Wohnort (Duisburg) sowie seinen Arbeitsort (Essen) kategorisch ausschloss. Ich hatte als einzige Auswahlmöglichkeit Düsseldorf angegeben, und ich sag’s mal so: Die Stadt ist so viel besser, als ihr Ruf, ich möchte mir noch immer ständig auf die Schulter klopfen für diese weise Entscheidung.
Mal abgesehen davon, dass es hier alles gibt und man alles machen kann und eines der tollsten Schauspielhäuser hier steht, ist es ja nun so, dass Düsseldorf eine reiche Stadt ist, und es ist – unabhängig von eigenen wirtschaftlichen Faktoren – in meiner Beobachtung eben so, dass die Stadt alle Probleme, die man mit Geld lösen kann, gefühlt nicht hat. Im Gegenteil: Viele Dinge, die in anderen Städten kostenpflichtig sind, gibt es hier frei Haus, die Gebäude sind in Schuss, die Schulen haben Fenster, in die es nicht reinregnet und funktionierende Toiletten, gut, auf der Montessori-Grundschule mussten die Eltern ständig selber putzen, das hat mich sehr gestört, aber vielleicht ist das wie bei so Elterninitiativkindergärten, wo man darauf setzt, dass Eltern sich gerne engagieren. Ich engagiere mich nicht so gerne für Daueraufgaben, von denen ich finde, dass das eigentlich die Aufgabe anderer Menschen oder Institutionen ist, die Reinigung eines Schulgebäudes vielleicht, aber ich sehe in der Rückbetrachtung, dass ich mit den Jahren milder werde und die Erinnerung an die Grundschulzeit, von der mir immer klar war, dass es vermutlich nie mehr schrecklicher werden wird, an Schrecken verliert. Vielleicht bin ich jetzt soweit, zu sagen, dass das schon alles ganz in Ordnung war.
Jedenfalls, und das wollte ich ja nur kurz erzählen, ist es wirklich erschreckend, wie die Hallen in manchen mittelgroßen Städten aussehen. Unser Verein hat Nutzungsrecht für insgesamt vier Hallen in Düsseldorf, eine eigene und drei, in denen wir trainieren und Heimspiele austragen, und meine Güte, sind die alle top in Schuss. Aber gut. So geht das in Düsseldorf. Wenn etwas nicht mehr gut in Schuss ist, dann baut man es halt neu. Und das sollte ich mir immer vor Augen halten. Wie richtig die Entscheidung war, nur in diese Stadt zu ziehen, wenn ich schon irgendwo in der Region wohnen soll, und wie schön der Gedanke ist, dass ich das auch nie mehr ändern muss.
Diese Meinung über Düsseldorf habe ich schon öfter gehört. Es muss nicht immer München sein!!!
Es sollte überall in Deutschland so sein, finden Sie nicht?
Sondervermögen Bildung und Infrastruktur, das wäre doch nötig und sinnvoll, oder?
Natürlich sollte es überall so sein.
Gebongt. Ich ziehe nach Düsseldorf (und nicht nach Köln). Das im Beitrag beschriebene Gefühl hatte ich nämlich auch.
Ich möchte an dieser Stelle aber hinzufügen, dass man (ich) auch gerne mal 7 Jahre sucht, bis man ein gutes Dach überm Kopf hat 🥴. Aber dann!
Ja gut, in welcher (west-)deutschen Mittel- bis Großstadt ist das nicht so?
Und natürlich das entsprechende Gehalt…