Ich fragte eben Frau N., worüber ich denn mal schreiben könnte, ich bin nämlich im Prinzip dem Bloggen nicht abgeneigt, allerdings fällt mir nix ein, ich möchte nicht allzu offensichtliche Dinge über total offensichtliche Zusammenhänge schreiben, na gut, wenn ich über irgendwas wütend bin, Jens Spahn oder so, mache ich das ja gelegentlich, aber Jens Spahn ist ja jetzt – oh, jetzt musste ich wirklich kurz nachdenken – ich denke Wirtschaftsexperte, und weil er in der Opposition ist, sieht man ihn nicht mehr jeden Tag, also ich kann schon sagen, dass mein Leben seit der Pandemie, die ja jetzt vorbei ist, ich huste übrigens immer noch wie blöd, nur mal so am Rande, deutlich besser geworden ist. Jetzt sieht man immer Frau Strack-Zimmermann, nun gut, immerhin mal eine Frau, ich verbinde sie immer mit irgendeinem Wahlkampf vor ein paar Jahren, wo sie sich als Silberrückin plakatieren ließ und zu Wahlkampfauftritten ihr E-Auto mit einem Laster bis ums Eck gefahren wurde, damit sie dann schwungvoll vorfahren kann, aber gut, das hat mich damals nicht berührt, ich war nicht in Versuchung, die FDP zu wählen. Jetzt spricht sie an jeder Stelle über Krieg, gestern Ukraine, heute Israel, es gibt ja viel zu besprechen.
Jedenfalls sagte Frau N, ich solle über Pferde schreiben. Ich kann das nicht gut einordnen, sie hat mich noch nie nach Pferden gefragt, im Nachgang gab sie auch zu, dass sie eigentlich gar nix über Pferde lesen möchte, aber gut, bestellt ist bestellt.
Pferde waren viele viele Jahre ein sehr großer Teil meines Lebens, ich wollte schon als kleines Kind nichts lieber auf der Welt machen, als irgendwas mit Pferden, und dann war ich ein paar Jahre traurig, mit sechs Jahren erlaubten meine Eltern mir, dass ich Reitstunden nehme, und ich erinnere mich noch genau daran, wie toll ich mir vorkam, wenn ich mit Reitkappe auf dem Kopf und Stiefeln an mit dem Rad zum Reitstall fuhr. Dort lernte ich meine Sandkastenfreundin kennen, das war vielleicht das Nachhaltigste aus dieser Lebensphase, ich war sechs, sie war sieben und eine von den cool Kids, sie hatte nämlich ein eigenes Pony, und dann stand ich da ein bisschen schüchtern in der Stallgasse, und sie fragte: „Hey, was hast du da“, und ich antwortete „Eine Muschel“. Ja genau. So eine Leckmuschel, die man früher für 10 Pfennig am Büdchen kaufen konnte. Wir schenken uns auch mit 47/48 noch regelmäßig Leckmuscheln, so hab ich mich damals zum Affen gemacht.
Dann habe ich halt Reitstunden genommen, dann hatte ich irgendwelche Reitbeteiligungen, und mit 12 wurde der ewige Traum wahr und ich bekam ein Pferd. Dann habe ich versucht, als Dressurreiterin Karriere zu machen, bin damit krachend gescheitert, wobei es am Biss nicht mangelte, aber als ich dann zum Abi mein Pferd in die sportliche Rente schickte und mit nach Holland auf einen Bauernhof nahm, um nur noch tagein tagaus durch die Pampa zu reiten, war das sicherlich die richtige Entscheidung. Bis zu dem Zeitpunkt musste ich übrigens eher unfreiwillig noch Handball spielen, da meinem Vater, der den ganzen Quatsch widerwillig finanzierte, fand, dass Dutt, Zylinder und Plastron kein Zeichen für „Sport“ seien, daher sollte ich einen „Ausgleichssport“ machen, also bin ich von 6 bis 18 parallel geritten und habe Handball gespielt. Das führte zu nicht weniger als 7 Tagen Sport in der Woche, und ich habe ja beides ernsthaft betrieben, ich führe das auf das fehlende Internet zurück, das macht heute niemand mehr. Aber gut. Das Ende der Pferdegeschichte ist jedenfalls traurig, 1996 verunfallte mein Pferd in meinem Beisein, musste auf der Stelle eingeschläfert werden, ich brach mein Studium ab, ging zurück nach Deutschland und habe seitdem nie mehr auf einem Pferd gesessen. Eigentlich erstaunlich, habe ich doch mit viel weniger Inbrunst Handball gespielt. Aber der begleitet mich immer noch.
Lustig, ich habe das Reiten auch mit 18 aufgegeben. Allerdings ist meine Reit-Sozialisation sehr anders verlaufen: die Großelterngeneration meiner Familie bestand nämlich aus Leuten, die auf irgendeine Weise mit Vieh und Pferden zu tun hatte, und mich auf einen Pferderücken gesetzt, kaum, dass ich laufen konnte. Später, in städtischen Reitschulen bescheinigte man mir, ich hätte zwar weder Talent zur Dressur noch zum Springen, aber eine gute ruhige Hand mit schwierigen Pferden. (Die schwierigen Charaktere mag ich bei Menschen und bei Pferden ohnehin lieber, warum auch immer.)
Schwierige Menschen sind 2 Schritte vor. Alles andere ist ein Schritt zurück :))