05.04.2022

Ich bin in Berlin, ich war sogar draußen, außer einem ausgelaufenen Shampoo in einer selbstgenähten Stofftasche ist nichts Schlimmes passiert, so gesehen: Es gibt nichts zu berichten.

Die Leute, die immer sagen „Berlin ist wie Stadt X, hier ist nur alles größer“ waren sicherlich noch nie im Drogeriemarkt im Prenzlauer Berg. Ich habe noch nie einen so kleinen Rossmann gesehen, der war einer Hauptstadt nicht würdig. Auch habe ich heute einen Hund zu Besuch gehabt, ähnliches Phänomen. Winzig klein. Was mich elegant überleiten lässt, ich schulde Ihnen noch Informationen über die neuesten Entwicklungen rund um das neue, angestrebte Hobby des Kindes, und Eltern: Hier kann man jetzt was lernen.

Manchmal entgleitet mir eine pädagogische Aufgabe, zum Beispiel das Wegdiskutieren eines Aquariums, wenn man bereits einen Labrador und so einen Kater hat, um die sich gekümmert wird und auf Elternseite keinerlei Interesse an Fischen oder Aquariumspflege besteht. Wochenlang wirkte ich auf das Kind ein, bot Leitplanken bezüglich Größe des Gefäßes und Besiedelung, etc., und immer, wirklich immer, wenn ich dachte, wir hätten einen Konsens erreicht, wurde der am nächsten Tag zunichte gemacht. Beispiel: Wir einigen uns darauf, dass das Aquarium allerhöchstens 90 Liter fassen darf und – da es Ona mehr um Pflanzen als um Fische geht – keine Fische/Garnelen/Axolotls darin, und dann sagt das Kind „Ja, ist okay, machen wir so“, fährt am nächsten Tag in einen Aquaristiknerdladen und kommt freudestrahlend wieder mit dem Satz: „Ich habe jetzt genau gefunden, was ich haben möchte, hier, 180 Liter, und dann Kugelfische mit Lebendfutter, toll, ne, findet Papi auch.“ Und dann steht man da. Nach etwa 10 Runden dieser Art ging ich zum Gegenangriff über und tat Folgendes.

Letzte Woche Mittwoch kam das Kind aus der Schule, wir saßen zu dritt in der Küche, und ich sagte: „Ich hab mir das jetzt überlegt. Ich möchte ja keine weiteren Tiere, und ich möchte schon ganz bestimmt kein Aquarium haben, aber wenn du das so gerne möchtest, dann doch wenigstens Tiere, die hier zufrieden sind und von denen wir auch was Gutes haben. Ich hab mir überlegt: Wir sollten Hühner halten.“ Dann präsentierte ich den komplett unbegeisterten Herren das neue Gartenkonzept, zeigte einen beheizten Hühnerstall, den wir ja in den Garten bauen könnten, schwärmte von täglich frischen Eiern, blätterte durch die verschiedenen Rassen, die ich für die Gartenhaltung für geeignet hielt, und: Gewann.

Okay, ich habe schwer auf Lücke gespielt. Wenn es wirklich schlecht gelaufen wäre, hätte ich jetzt Hühner, und das wäre überhaupt nicht in meinem Sinne gewesen. Andererseits wollte ich auch mal einen Beitrag zu der Aquariumsdebatte beibringen, der vollkommen irrational und absurd ist, und ich weiß nicht, ob Mann und Kind die versteckte Botschaft sofort verstanden haben, aber: Nein. Sie wollen keine Hühner. Sie wollen auch keinen Hühnerstall aufbauen. Ona macht jetzt Florarien, oder ewige Terrarien, und zwar am Band. Jeder Mensch, den er kennt, kriegt jetzt ein sehr liebevoll und mühsam befülltes Glas mit einem „Wald in ganz klein“, und das ist für mich alles sehr gut ausgegangen.

6 Gedanken zu „05.04.2022“

  1. Genial!
    Meinen Respekt! Auf Huhn als Abschreckung muss man erst mal kommen.
    Diese geschlossenen Ökosysteme ohne Futterbedarf sind übrigens auch genial.
    Ich wollte mich ja nicht frühzeitig einmischen in eine so komplexe Familiendynamik, aber die gibt es auch mit Garnele. Bei Amazon. Sie heißen Ecosphere und sind für ein paar Jahre autark.

  2. Würden Sie mich bitte Ona vorstellen? Denn dann bin ich ein Mensch, den er kennt und vielleicht, ganz vielleicht käme ich in den Genuss eines Florariums? (Gibt es das Wort? Egal, ich hätte so gern eines.)

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