03.02.2024

Ich schreibe ja nicht auf Bestellung, aber in diesem Fall muss ich eine Ausnahme von der Regel machen, denn wenn ich ablehne, wird Frau N sich eine Geschichte ausdenken, wie wir uns kennengelernt haben, und gestern wurde angekündigt, dass sie mich für obdachlos gehalten haben könnte, oder vielleicht irgendwas mit Ladendiebstahl, und das ist mir alles zu heikel. Also schreibe ich jetzt ein weiteres Mal die Geschichte auf, wie wir uns kennengelernt haben.

Im Prinzip kann ich persönlich das nicht genau sagen, ich begann 2008, ins Internet zu schreiben, und irgendwann begannen Menschen, das ab und zu zu lesen, darunter Frau N, die natürlich immer zu allem ihren Senf dazu geben muss, also kommentierte sie bei mir, ich kommentierte bei ihr, Twitter war meines Erachtens zumindest bei mir noch nicht am Horizont. So blieb es dann einige Zeit, 2009 wurde Jonathan geboren, da war Kind N schon 4, und wir fanden in irgendeinem Kontext heraus, dass Frau N gebürtig aus Düsseldorf kommt und dort hin und wieder ist, und dass ich lustigerweise direkt an der U-Bahn Station in Richtung aller Düsseldorfer Ns wohnte, neben der schönen Amasia, wo Frau N in jungen Jahren mal verhaftet worden war. Eventuell ist das jetzt nicht ganz richtig, aber irgendwas war auf jeden Fall, was mich schwer beeindruckt hatte. Vielleicht war es auch einfach nur die Information, dass sie jemals in der schönen Amasia war. Jedenfalls war Jonathan irgendwann 4 Monate alt, Kind N war 4 Jahre alt, Kind H. brauchte immer so Windeln, Frau N hatte damals anscheinend noch ihren Aussortiertick und hatte noch ein Paket 4 Jahre alte Windeln im Schrank, und so kam es, dass wir uns verabredeten, gemeinsam bei uns nebenan essen zu gehen, in ein portugiesisches Fischrestaurant. Wir saßen draußen, ich aß Dorade in Salzkruste, was die anderen Menschen aßen, weiß ich nicht mehr, also Herr N, ich glaube, Kind N war nicht dabei, Frau N trank Bier, ich trank Cola Light, unterm Tisch saß der Mops, wir aßen Fisch, transferierten das Windelpaket, und dann zog ich bei ihr ein.

Das ist zumindest die Version, die wir üblicherweise für den lustigen Effekt erzählen. Die Langversion lautete: Ich bekam dann eine Stelle nahe dem Wohnort von Frau N, was mich zwang, drei Tage in der Woche nicht in Düsseldorf, sondern dort zu wohnen, Frau N bat mir ihr Gästezimmer an, ich fand das sehr nett, aber total abwegig, man kann ja nicht einfach bei wildfremden Leuten aus dem Internet einziehen, also begab ich mich auf Wohnungssuche, und dann wurde ich fündig in einer WG, der Vermieter war ein Künstler, der mir erklärte, dass in meinem Zimmer auch Kunst sei und er manchmal auch nachts Führungen durch eben dieses Zimmer machen würde, das wäre ja bestimmt kein Problem, ich war verzweifelt und hatte mindestens ein kleines Problem, allerdings sah ich wenig Optionen, dann bloggte ich über die Gesamtsituation, woraufhin Frau N mir eine Email schrieb, die ich sogar gerade wiedergefunden habe, der Betreff, das hatte ich vergessen, lautete Phalluskunst, ich gehe also davon aus, dass der Künstler sich auf Genitaldarstellungen konzentrierte, das habe ich jedoch vergessen, jedenfalls stand in der Email, dass ich lieber bei ihr wohnen soll als da, und dann zog ich ein und wohnte dann drei Jahre lang drei Tage die Woche in Frau Ns Gästezimmer, und das war sehr lustig.

Und so haben wir uns kennengelernt, bitte jetzt merken, wir fragen das ab!

2 Gedanken zu „03.02.2024“

    • Das war eine sehr dubiose Kneipe an der nächsten Ecke, über die wir schon lange Witzchen gemacht hatten. Dass eine Person, die wir kennen, jemals da reingehen würden, hat uns sehr beeindruckt.

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