Hilflosigkeit ist ja so ein Gefühl, mit dem ich sehr schlecht umgehen kann. Ich funktioniere ja vollkommen anders. Wenn irgendwas ganz furchtbar schlecht ist und Menschen sich nur noch unter eine gemütliche Decke legen wollen, rise ich to the occasion und überlege, was ich machen kann, und dann mache ich was, manchmal hilft es, manchmal hilft es nicht, aber immerhin hab ich was gemacht und war in der Zeit, in der manch andere*r grübelt, schwer beschäftigt. Das funktioniert – für mich zumindest – gut, und alles andere wäre auch gar nicht mein Ansatz. Nix machen ist nie eine Option.
Krieg ist da ja schwierig. Seit dem 24. Februar habe ich jeden Tag gespendet. Für etwa 2 Minuten hilft das dem eigenen Grauen, gibt mir ein gutes Gefühl, das bis zur nächsten Horrormeldung hilft, mir zu versichern, dass ich selbstwirksam bin. Was soll ich auch sonst machen? Ich habe keine Waffen, die ich bringen könnte, ich habe ein Einliegerappartement, das sich im Rohbaustadium befindet, seit es neulich mit Brackwasser vollgelaufen ist, ich kann also auch nicht mal eben 5 Leute beherbergen (wobei ich am Wochenende, und ich nutze diesen Post, um mich beim gemeinsamen Autozertrümmern abzumelden, es tut mir leid, aber ich kriege das zeitlich nicht hin, da ich sehr viele Dinge tun muss, die sich nicht aufschieben lassen, eine Sache davon ist, dass ich in einem Hauruck Verfahren einen Übergangsfußboden in den vorderen Raum bringen möchte, und meine Schlafzimmermöbel drohen zu kommen, es muss also die ganz große Rochade her, und das geht nur am Wochenende, ich bitte um Verständnis.) Wo war ich? Ach so. Ich habe also bislang Geld und Damenhygieneartikel zur neuen Gesamtsituation beigetragen, doch das Sich-Besserfühlen hält immer kurz an. Beruflich sitze ich an einem ganz langen Hebel, und auch den habe ich gezogen, da kann man jetzt mal ein paar Daumen drücken, dass mein Vorschlag durchgeht.
Heute erreichte mich eine Sprachnachricht, wie kann man hier eigentlich so Augenrollemojis einbinden, meiner Sandkastenfreundin, Sie kennen sie aus Erzählungen. Ihre Mutter, Bekannte von Schnecke, näht seit 2003 Dinge. Es fing an mit Bären, dann kam Kinderschnickschnack, dann eskalierte das und viele Menschen wollten Bären und Kinderschnickschnack. Sie hat inzwischen eine treue Followerschaft auf Whatsapp, und wenn ich das Geschäftsmodell, naja, es ist ein Hobbymodell, richtig verstanden habe, näht sie etwas, dann postet sie ein Foto in den Whatsapp Status, und dann sagen Leute, dass sie das haben wollen. Das neueste It-Piece ist ein Bettdrache, den kann man in sein Bett legen, oder in das Bett von Kindern, und dann hat man einen Bettdrachen. Ich kannte die bislang nicht, aber ich verstehe, dass man einen Bettdrachen insbesondere für den Nachwuchs gerne hätte. Getrieben von dem Wunsch, auch etwas zu tun, hat sie einen Bettdrachen in den Farben der ukrainischen Flagge genäht, und den möchte sie jetzt versteigern. Und damit ich das teilen kann, hat sie ein Foto auf Instagram gepostet, und zwar hier. Mit einem Mindestbetrag von 80 Euro können Sie per DM bis Donnerstag ein Angebot abgeben, und das höchste Gebot bekommt den Zuschlag. Der Erlös wird vollumfänglich gespendet, und wenn es jetzt nicht so wäre, dass ich plötzlich mitten in Düsseldorf keinen Handyempfang mehr hätte und nicht anrufen kann, hätte ich bestimmt auch noch sagen können, wohin, aber das reiche ich 1.) nach und 2.) kenne ich die durchführende Person seit 40 Jahren und lege meine Hand ins Feuer, dass kein Schindluder mit dem Geld betrieben wird. Da bin ich mir sehr sicher.
Wenn Sie also sowieso vor hatten, eine Summe jenseits der 80 Euro für humanitäre Hilfe im Ukrainekrieg zu spenden und eigentlich gerne einen Bettdrachen hätten, dann schreiben Sie gerne eine DM auf dem Instagram Kanal an @nettibaer2020 mit einem Angebot. Vielleicht haben Sie Glück! Und ich würde mich freuen.
Nachtrag: PayPal ist möglich, es gibt weitere Fotos, und der Erlös wird dem Aktionsbündnis Katastrophenhilfe gespendet.
Ist der toll!!
Ein Prachtdrache und eine tolle Idee.
In meinem Heimatdialekt gibt es einen Ausspruch „alle baate hälpe“ (oder so ähnlich geschrieben, leider nur mündliche Überlieferung), der frei übersetzt bedeutet, dass alles hilft.
Ich kann auch niemanden aufnehmen, nirgendwo hinfahren jemanden aufsammeln, mangels Zeit nicht ehrenamtlich tätig sein usw.
Also tue ich das, was geht … eben Geld spenden, damit andere damit direkt helfen können.
Große Sorge habe ich, wenn die noch überwältigende Hilfsbereitschaft abebbt.