Weekender

Hoch die Hände, Wochenende (strenger Blick in Richtung Norden, Herr Buddenbohm, auch für Sie!). Ich habe diese Woche operativ sehr zielstrebig Sachen abgearbeitet, alles „Terminsachen“, und nebenher emotional sehr anstrengende berufliche Entscheidungen vorangetrieben, das wird eventuell noch sehr, sehr schlimm, jetzt ist aber erst mal alles unschlimm, und wie das hier ja immer ist: Am Ende wird alles sehr gut ausgehen, und jetzt ist ja wie gesagt erst mal Wochenende.

Also sitze ich auf dem Sofa und mache Freizeit, zusammen mit meinem Kind. Wir gucken zusammen Fernsehen, jede*r mit mindestens zwei Endgeräten. Erst haben wir den Presseclub von Sonntag geguckt, dann das Phoenix Gespräch mit Bärbel Bas, und jetzt noch fix die Bundespressekonferenz von vorgestern, und dann habe ich so viel Entertainment erlebt, dass ich schlafen gehen kann.

Sie werden sich fragen, wieso ein Dreizehnjähriger mit seiner Mutter Presseclub, Interview mit der Bundestagspräsidentin und die Bundespressekonferenz guckt, und die Antwort ist einfach: Weil er es kann. Mein totaler Geheimtipp für zukünftige Eltern: Schaffen Sie bitte sofort den Fernseher ab, dann wird Ihnen viel Leid erspart. Natürlich guckt Ona all das, was ich gar nicht sinnvoll finde, auf einem IPad in seinem Zimmer, er ist vollständig informiert über alle Gangsterrapper der Welt, es ist alles in Ordnung, keine Entwicklungsauffälligkeiten. Da er aber das System „die Familie schaut fern“ nie kennenlernen durfte und wie so ein ganz normales Kind immer davon träumte, macht er das jetzt natürlich mit großer Begeisterung. Und da meine Begeisterung für alles Disney exakt Null ist und er auch gelernt hat, dass ich ungern Dinge gegen meinen Willen tue, haben wir uns still und unausgesprochen darauf geeinigt, dass es eine kleine, wirklich kleine Schnittmenge an Dingen gibt, die wir wirklich zusammen gucken können, dazu gehört an Weihnachtsfeiertagen zum Beispiel das Traumschiff, aber nur mit dem alten Kapitän, oder heute abend, da gucken wir zusammen den Polizeiruf 110 vom letzten Sonntag, da der neue Kommissar, Andre Kaczmarczyk, ja unser gemeinsamer Lieblingsdarsteller vom Schauspielhaus ist (den Sandmann haben wir neulich coronabedingt abgesagt, Künstlers, mit denen wir hingegangen wären, haben den vorher schon zweimal gesehen und fanden ihn noch besser als Das Rheingold, was natürlich eigentlich nicht sein kann, aber bitte, ich hätte mich überzeugt und will mal ganz schwer hoffen, dass unter den 12 Leser*innen dieses Blogs auch jemand vom Düsseldorfer Schauspielhaus ist, und sollte das so sein: Ona und ich wollen den Sandmann noch sehen, es wäre wirklich praktisch, wenn der zum Beispiel im Sommer noch mal aufgeführt würde, danke), naja, jedenfalls: Wenn wir zusammen fernsehen wollen, dann wäre es mir sehr recht, wenn wir die Bundespressekonferenz gucken, und da das Kind ja eh Fifa spielt, ist das eigentlich auch sowieso egal. Wenn er sich Extraaufbleibezeit erschleichen möchte, sagt er: „Mama, sollen wir zusammen Tagesthemen gucken?“ Meine Prognose für 2041: Ona wird Bundeskanzler, und sein erster Satz nach der Wahl wird sein: „Yo Digger, was geht?“

Hin und wieder – er hört natürlich dennoch zu – kommen dann Fragen, wenn man zusammen fernsieht, und obwohl ich heute eigentlich einen bösen Blogeintrag zum Thema Medienkritik in mir aufkeimen fühlte, möchte ich lieber kurz diese einmal inventarisieren:

1) Haben die nen Arsch auf?

Die anderen Fragen habe ich doch zensiert. Und die Alternative zur BPK ist ja das Dschungelcamp. Da muss man ehrlich mit umgehen.

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