Das Lolitafoto ist noch gar nicht so alt, und als ich es erstmals sah, war ich vollkommen begeistert, es erinnerte mich nämlich an den Trick, den meine Mutter irgendwann für sich entdeckt hatte, nachdem Margarethe Schreinemakers den mal in einer Talkshow verraten hatte: Wenn man sich morgens für eine kurze Weile mit einem Handspiegel auf dem Rücken liegend betrachtet, fühlt man sich den Rest des Tages ganz hervorragend und hübsch, da die Erdanziehungskraft ja dafür sorgt, dass alles sich schön nach hinten wegsortiert. Auf dem Rücken liegend. Ich persönlich finde es ja sehr riskant, dann an normalen Spiegeln vorbeizulaufen, da dann im Zweifelsfall alles sofort wieder kaputt ist, da die Erdanziehungskraft noch da ist, aber die resultierende Gesichtsform weniger jugendlich. Aber ein Versuch ist es Wert, ich finde das Lolitafoto extrem überzeugend.
Ich habe ja wie das Kaninchen vor der Schlange zu jedem Zeitpunkt mein heutiges Gesicht auf mich zukommen sehen. Meine älteste Schwester ist 17 Jahre älter als ich, meine Mutter ist 19 Jahre älter als sie, und wir haben alle irgendwie das gleiche Gesicht. Die Schwester meiner Mutter ist zwei Jahre älter und fällt in das gleiche Raster, von ihr konnten wir lernen, dass man nicht unter die Sonnenbank gehen soll. Ist bei meinem väterlicherseits zugewiesenen Hauttypen auch nicht nötig. Somit weiß ich also immer schon, wie es in 17 bzw 36 Jahren um mich stehen wird, und es war immer klar, dass das Attribut „hohe Wangenknochen“ irgendwann mutiert zu „tiefe Wangen“. Das ist dann jetzt so. Ich suche noch immer nach einer Möglichkeit, Herren ausschließlich im Liegen zu treffen, bin da aber leider noch nicht weiter gekommen und wünsche auch keine Tipps, danke.
Das war das neue Thema, jetzt kommt kurz das unwichtige, das haben wir aber schnell abgehakt, genau genommen ist es nämlich nur eine Frage: Wo sind denn diese verdammten al bronzo Nudeln jetzt hin? Ich habe ja mit 43 eine neue Herstellungsform von Spaghetti entdeckt, eben diese al bronzo, und habe direkt beschlossen, nie mehr andere essen zu wollen. Insgesamt fand ich das sehr erstaunlich, dass man mit 43 noch neue Seiten an Nudeln entdeckt, insbesondere, wenn man so lange studiert hat wie ich und über viele Jahre nichts anderes essen konnte. Jedenfalls gab es die erst von dieser blauen Standardmarke, dann gab es al bronzo Spaghetti von ganz vielen Marken, und dann gab es die sogar von Handelsmarken, und jetzt sind sie weg. Heute Real und Rewe angefahren. Keine Spaghetti al bronzo. Ist das Corona oder einfach das Schicksal, das mich mein ganzes Leben schon verfolgt: Sobald ich denke, ich hätte für den Rest meines Lebens ein Produkt gefunden, wird es vom Markt genommen.
Aber eigentlich wollte und sollte ich ja über Frau Giffey schreiben, dazu habe ich ja sehr viel Meinung. Ich habe jetzt nicht recherchiert, was ich in der Vergangenheit an dieser Stelle zu den diversen Politikerdissertationen gebloggt habe, aber ich weiß natürlich, was ich dazu denke. Ich erinnere mich, dass ich in meinem Gästebett bei Frau N. das Gutachten zur Guttenberg Dissertation gelesen habe und wie sehr ich mich totgelacht habe. Und ich habe mich mit Frau Schavans Doktorarbeit beschäftigt, fand das Urteil in dem Fall allerdings zu hart. Aber wir können das natürlich diskutieren.
Als jemand, der den Großteil der akademischen Ausbildung im ernstzunehmenden Ausland absolviert hat, sehe ich das ja alles mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Der Deutsche“ ist halt so gepolt, dass man so gerne was vor seinem Namen hat, wenn man später so richtig beruflich durchstarten möchte. Ich sag da jetzt mal nix zu, ich habe schon genug Ärger mit den Lehrern, aber dass niedergelassene Ärzte und Anwälte promovieren, bringt die Wissenschaft eventuell nur sehr bedingt weiter. Okay, man kann sich hinterher super im Restaurant einen Tisch bestellen, und wenn der Gegner einen Doktor als Anwalt hat, braucht man selber auch einen Doktor als Anwalt, ich gebe aber zu bedenken, dass dieses Vorgehen eventuell den Wert des Grades (!) leicht nach unten zieht. In den beiden Ländern, in denen ich gearbeitet habe, ist das unterschiedlich geregelt. In den Niederlanden promoviert man einfach nur dann, wenn man wissenschaftlich arbeitet und auch eine wissenschaftliche Karriere anstrebt. Hausärzte und Anwälte werden nicht promoviert. Und wenn keiner Doktor ist, ist ja auch wieder alles gut, denn alle sind gleich. In den USA geht man in beiden Disziplinen einen anderen Weg und beendet jeweils das Studium mit einem „Berufsdoktor“, JD für Recht, MD für Medizin. Das ist doch toll. Man studiert, macht Examen, und dann ist man Berufsdoktor und kann den vor sich hertragen. Das finde ich schön.
Ich möchte für Deutschlands Politiker zwei alternative Szenarien vorschlagen, und ja, ich weiß, ich bin nicht Bundesbildungsministerin geworden, aber ich musste ja auch dringend raus aus dem Öffentlichen Dienst, ich ging ja ein wie eine Primel, würde Frau N. jetzt sagen. Szenario 1 sieht so aus: Generelles Doktorführverbot für höhere politische Ämter. Ich würde da auch eventuell schon vor dem Minister eingreifen wollen, bei der Staatssekretärin zum Beispiel. Der Doktortitel muss faktisch hinderlich sein beim Erlangen eines sexy Amtes. Eine einzige Ausnahme darf es geben: Der Namenszusatz darf getragen werden, wenn man mindestens 10 Jahre Berufserfahrung in dem doktorrelevanten Fach hat. Das wären ja zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, würde ich mir insgesamt ja wünschen, dass Politiker kein Beruf ist sondern etwas, was man eventuell irgendwann macht, weil man es gut kann mit all der Erfahrung, die man hat. Von der Uni in den Bundestag finde ich einen sehr schlechten Lebenslauf. Kennen Sie noch Kristina Schröder? Das war die Irre, die jetzt als Ex-Familienministerin Demos gegen Masken in Schulen unterstützt. DAS kommt dann nämlich, wenn man in seinem Leben nix gearbeitet hat.
Die zweite Variante finde ich noch schöner, weil die nämlich den deutschen Universitäten helfen würde, das letzte kleine bisschen Ruf, das man im Ausland noch so hat, zu bewahren und nicht durch upsi-da-hamwer-wohl-nicht-aufgepasst Dissertationen zum laughing stock der internationalen Wissenschaft zu verkommen (also nicht noch mehr als eh schon). Obacht, Vorschlag, und wenn das einst eingeführt wird, möchte ich die erste zitierfähige Quelle sein, also die Urmutter:
Ich propagiere den PD. Den Politikerdoktor. Wenn ich irgendwas halbherzig studiert habe und dann noch schnell einen Titel brauche, um als Bundestagsabgeordnete:r ganz besonders kompetent zu wirken, kann ich an jeder Universität in Deutschland einen PD machen. Das ist kein wissenschaftlicher Grad, sondern so ein Berufsdoktor wie der JD und der MD, und dann weiß jeder: Wenn ich jetzt ein bisschen Geld investiere (natürlich kann man den PD kaufen), dann steht meiner Karriere als Bundeskanzlerin nix mehr im Wege, denn die normalen Doktoren müssen den ja vorher ablegen (siehe oben), und so ein Doktor, der macht ja extrem wählbar.
Denken Sie mal drüber nach, Frau Hotelfachfrau Karliczek.
The Wall