Laundry day

Das Internet ist langsam. Es ist Samstag vor 8 Uhr morgens, und das Internet ist langsam. Samstags vor 8 bin ich meist auch noch ein bisschen langsam, was dazu führt, dass ich noch viel wütender werde, wenn irgendetwas anderes noch dazu beiträgt, dass meine Prozesse noch träger werden. Wie jetzt das Internet. Ich hasse das Internet. Und an dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen: I’m playing fast and loose mit dem Wort „Hass“. Es gibt vereinzelt Momente, in denen ich aus Gründen der Überspitzung, das ist künstlerische Freiheit, maßlos übertreibe. Das habe ich schon immer gemacht, ich finde das lustig und umgebe mich auch gern mit Menschen, die das auch lustig finden. So wie Frau N zum Beispiel, die regelmäßig Dinge und Menschen nicht hasst, sondern verachtet (und jetzt müssen Sie sich einen ganz furchtbar verächtlichen Tonfall dazu vorstellen.) Sagen wir es so. Wenn ich etwas hasse oder Frau N etwas verachtet, so ist das Ausdruck, dass wir etwas gerade nicht gut finden. Mehr ist da nicht. Wenn ich also zum Beispiel Bienen hasse, so ist das Ausdruck, dass ich Bienen gerade nicht gut finde, zum Beispiel, weil sie soeben fast die eine große Liebe meines Lebens getötet haben. Dem Hund geht es übrigens hervorragend, danke der Nachfrage. Insgesamt bin ich fast uneingeschränkt *für* die Biene, kenne ihre Relevanz und habe über Jahre einen Garten mitten in der Stadt geschaffen, der ein einziges Bienennährgehölz ist und den nur Irre ohne Schutzkleidung jemals betreten würden. Wegen der Wespen (Irre = Übertreibung, langsam verstehen Sie das Konzept).

So sitze ich nun also im Wohnzimmer, starre auf ein Problem, welches Herr H sich selber eingebrockt hat, und denke: Egal. So kam das Kind nämlich am Dienstag mit der Trikottasche vom Training, wir sollten bitte die Trikots aufbewahren, gerne vorher waschen. Da musste ich dann SEHR LAUT werden, denn es ist so: Ich bewahre in diesem Leben nichts mehr auf, nicht für mich, und schon gar nicht für andere. Ich könnte ja sehr viele Dinge im Souterrain aufbewahren, aber da ist dank Starkregen jetzt eine 85 m2 große Ruine, und wenn ich ehrlich sein soll, kämpfe ich seit sechs Jahren wie eine Löwin dagegen an, dort Sachen aufzubewahren. Wir bewahren im Gartenhaus bereits 12 Laptops für den Verein auf, und jedes Mal, wenn ich dort reinkomme, möchte ich vor Wut schreien. ICH MÖCHTE NICHTS AUFBEWAHREN.

Und schon gar nicht möchte ich Trikots waschen. Jetzt können Sie sagen, dass das ja nun mal dazu gehört, wenn so ein Kindelein in einem Verein engagiert ist. Wir haben uns allerdings direkt auf zwei Wegen davon freigekauft – jawohl – Trikots zu waschen. Ich möchte noch kurz einschieben, dass ich jeden einzelnen Tag meines Lebens weinen muss, weil ich dem Wäscheberg nicht Herr werde. Das ist sehr traurig. Ich brauche dafür keine Trikottasche. Egal, jedenfalls ist es so, dass ich einmal im Jahr eine beeindruckende Summe an den Förderverein der Nachwuchsmannschaften spende, um nicht die Trikots waschen zu müssen, ja, so eine bin ich, und – und das ist das bessere Argument – Herr H. hat in den letzten 5 Jahren jedes einzelne ihm angetragene Amt im Verein übernommen (bis auf Schiri, das wäre eher mein Job, aber ich habe ja Siehe oben), bewahrt IN MEINEM WOHNRAUM die IT aller Jugendmannschaften auf, ist Zeitnehmer auch für Auswärtsspiele, an denen sein Kind gar nicht teilnimmt, den kann man ja immer gut Sonntags um 7 Uhr anrufen mit einer Spezialaufgabe, er organisiert diesen Bereich und verantwortet die IT für die gesamte Handballabteilung (ja, ich habe *so* gelacht, Sie hören richtig. Unvergessen der Tag, als er 10 neue IPads einrichten sollte für die Trainer und erst einmal mich fragen musste, wie man so ein IPad wohl einschaltet, aber gut, er macht es halt gerne.) Dafür, dass es gleich zwei D-Jugend Mannschaften gibt, ist es zumindest erstaunlich, dass alle doofen Jobs bei einer Spielerfamilie gebündelt sind, aber Herr H macht das alles ja gerne.

Langer Rede, kurzer Sinn. Was wir nicht gerne machen, ist Trikottasche aufbewahren. Jetzt ist gleich Saisoneröffnung, der Trainer bat Herrn H gestern morgen darum, die Ersatztrikots mitzubringen, gestern abend spät wusch dieser die also, und jetzt sind die Torwarthosen natürlich nass, wir haben den Trockner entsorgt und das alles ist gar nicht mein Problem, aber vermutlich werden heute mittag zwei D-Jugend Torwarte mit nacktem Hintern zur Saisoneröffnung auflaufen. Da ich ja reflexartig Probleme löse, wenn ich sie sehe, habe ich Herrn H soeben geweckt und ihm vorgeschlagen, doch einfach mal aufzustehen und sich darum zu kümmern, dass er irgendjemanden findet, der einen Trockner hat und ihm die Torwarthosen trocknet. Und heute mittag werde ich dem Trainer ganz wertschätzend sagen, dass ich das logistisch und räumlich bis zu Jonathans Eintritt in die 1. Herren nicht abbilden kann, Ersatztrikots (dazu sei gesagt: Jedes Kind hat das Trikot immer bei sich, alle Eltern waschen selber, es gibt also nur einen einzigen Extra-Waschjob für 30 Familien) zu waschen oder in meinem Wohnraum aufzubewahren, da das neben den X Stunden, die Herr H schon von seinem wöchentlichen Haushaltskontingent abzieht, um IT durch die Gegend zu fahren oder Zeitnehmer auszubilden, einfach für uns als vollzeitberufstätige Menschen mit verschimmelter Kellerruine derzeit nicht leistbar ist, zumal ich ja entschleunige, nicht wasche… aber wenn das nicht anders zu lösen sei, würden wir uns leider nach einem Verein umsehen müssen, der Verständnis für die Gesamtsituation hat und der eine andere Lösung anbietet. Jeden anderen Kackjob würde Herr H natürlich in gewohnter Qualität weiterhin annehmen. Und dann wird der Trainer verstehen, dass ich für den lustigen Effekt übertrieben habe, und dann ist das Thema mit den Trikots für die Saison 2021/22 ja auch schon wieder erledigt.

Consent Management Platform von Real Cookie Banner