Für den Hund ist die Causa Babyschafe insgesamt sehr schlecht, weil die nämlich auf der Rennstrecke stehen. Normalerweise schrauben wir uns die 23 Stockwerke hoch und spielen oben Ball, die Segelflugwiese ist nämlich riesig, ich bin Ex-Handballerin und habe einen Wurfarm. Da kommen ordentlich Meter zusammen. Jetzt stehen die Schafe auf der Wiese, jeden Tag ist der Grundriss ihres abgesteckten Terrains verändert, die Restwiese wird immer kleiner. Seit gestern habe ich keine Lust mehr zu werfen, man kann ja auch rumstehen und Babyschafe angucken.
Bald weiß ich alles über Babyschafe. Eigentlich sogar über die ganze Herde. Es sind zwar sehr viele insgesamt, zu viele, um persönliche Freundschaften zu schließen, aber ich fühle mich ihnen sehr nah. Es gibt zwei Böcke auf – keine Ahnung, ich bin sehr schlecht im Schätzen – vielleicht 100 Schaffrauen, und vom Verhältnis her würde ich sagen, die allermeisten von denen haben ein Schafbaby. Die Damen stehen relativ unbeteiligt rum und grasen ein wenig. Die Herren stolzieren ununterbrochen durch die Reihen und machen Mäh. Ununterbrochen. Ich habe übrigens in den letzten Tagen nicht beobachten können, dass irgendeine Dame auch nur ansatzweise hochguckt. Rar machen, das wussten die alten Griechen schon, ist der bessere Weg. Man darf dabei nur nicht überreizen, schon gar nicht, wenn es noch einen Nebenbuhler gibt. Also machen sie Mäh. Die Kinder spielen. Wie man das präpandemisch von unseren Kindern auch kannte. Heute bin ich zufällig dazugestoßen, wie eine ganze Gruppe in 20 Iterationen „Hin und Herrennen“ spielte, und vor lauter Begeisterung über sich selber machten einige permanent Bocksprünge. Das finde ich jetzt etymologisch gerade interessant, bin aber zu erschöpft, den Kluge jetzt zu suchen, insbesondere wegen der 23 Stockwerke.
Als die Babyschafgang fertig war mit Rennen, fielen einige einfach um und schliefen ein, andere stellten sich direkt vor uns und betrachteten minutenlang den Hund. Wenn auch nur eines von denen bloggt, habe ich es genau vor Augen. „Nicht mehr lang, und ich weiß ALLES über Hundebesitzerinnen.“
Und dann kam mir ein Gedanke, der mich schon wieder sehr einschüchtert. In den drei Jahren mit Hund hatten wir ja noch nie Schafe auf dem Segelflugplatz. Irgendwann werden die also wieder gehen, es muss ja auch wieder gestartet und gelandet werden. Ich bin dafür nicht bereit. Ich kann nicht Pandemie UND Babyschafverlust bewältigen. Ich habe auf dem Abstieg grob kalkuliert, was es wohl kostet, eine Schafherde zu kaufen, einen Schäfer zu beschäftigen und der Stadt Düsseldorf einen Segelflugplatz abzukaufen. Ich habe allerdings die Befürchtung, dass das nach dem Katastrophenpandemiejahr keine realistische Option mehr ist. Drücken Sie mal die Daumen, dass die Babyschafe noch ein wenig da sind. Ich brauche die derzeit noch als emotionalen Rettungsanker. Und wehe, ich sehe zu Lockdown-Ostern auch nur einen Lammbraten auf Twitter.
Fußnote: Ich hätte ja absolutes Premium-Babyschaf-Belegmaterial. Aber Blogger speichert beharrlich meine quadratischen Bilder auf der Seite liegend ab und ich bin 23 Stockwerke hochgelaufen. Gucken Sie bei Twitter oder stellen Sie sich einfach sehr niedliche Babyschafe vor. Danke.
I said sheep, not creep