Wir sitzen in Afrika oder in Europa, das ist ja auch egal jetzt, starren auf einen grün illuminierten Pool und Palmen, links von uns steht eine Band mit einer deutschen Sängerin, die die Superhits aus den 80ern und 90ern singt, als wir ankamen, sang sie extra für uns ‚Let me entertain you‘, wir zuckten kurz zusammen, die ehemalige Berufsmusikerin und die ehemalige Hobbymusikerin tauschten einen tiefen Blick, dann stießen sie mit dem Aperol an und der Rest wird hoffentlich Geschichte sein. Gleich kommt irgendwann ein frisch geduschter Teenager, der in die Disco möchte, allerdings aus exakt einem Grund: Hoffnung auf ein Mitternachtsbuffet, und insgesamt ist es alles sehr schön. Wir stiegen aus dem Transferbus, man empfing uns mit einem Glas Sekt, holte die Koffer aus dem Wagen und sagte: „Trinken Sie ruhig, wir bringen das Gepäck aufs Zimmer.“ Dann mussten wir vor dem Einchecken zum Buffet, da es spät war, und spätestens da wusste auch Ona, dass dieser Ort uns komplett verstanden hat.
Aber zu den Rahmenbedingungen. Fuerteventura sieht aus wie Mordor, wir haben uns in den 90 Minuten Transfer kaputtgelacht.
Kurze Unterbrechung, weil die drei betrunkenen Männer, einer davon mindestens durchschnittlich attraktiv, am Nebentisch kurz rüberkamen, um uns zu fragen, was wir hier schreiben, ich nehme an, die nächste Frage wäre gewesen, ob wir noch sexuell aktiv sind, dann kam aber, ich wurde gerade etwas barscher, das Kind und gab mir einen Kuss und nannte mich Mama, und dann lächelte ich nett und winkte, und jetzt sind sie wieder an ihrem Tisch und wir können weiter bloggen. Wenn sie relevantere Informationen über den Urlaub wünschen, lesen Sie bitte dort, hier kommt vermutlich nur Quatsch.
Naja, wir waren bei Mordor, ich musste schon letztes Jahr, als ich mit 45 das erste Mal in meinem Leben in einem touristischen Hotel an einem Ort ohne Uni oder Kongresscenter war, auf Kos nämlich, feststellen, dass ich ja sehr grün geprägt bin, auch optisch. 85 Kilometer Vulkangestein finde ich optisch schwierig, und die Frage, wie sinnvoll es ist, nach Afrika oder Europa zu fliegen, das müssen wir noch klären, um dann da zu finden, dass die Umgebung sich eigentlich wie Mordor anfühlt, um dann in einen Club zu fahren, wo alles wieder ganz hervorragend ist, und grün, weil man wie irre wässert wahrscheinlich, und hübsch und komfortabel, das ist vielleicht nicht sinnvoll, es gibt ja auch Robinsons, Aldianas und Co in etwas direkterer Umgebung. Ich habe soeben beschlossen, dass ich nächstes Jahr – ja. Ich sag es jetzt laut. – wieder fliegen werde, und wieder zur eigenen Erholung, und vielleicht mache ich nächstes Jahr mal das, was alle 46Jährigen in Deutschland mal gemacht haben: Ich reise nach Mallorca. Bitte seien Sie so nett, mir Hinweise für das exakte Gegenteil von Mordor und dem Ballermann zu geben, ich mag keine Menschen und viel Grün und möchte schwimmen. Danke.
Bis dahin bin ich hier, und wenn man Mordor hinter sich gelassen hat, kann ich sagen: Es ist hervorragend. Nun gut, ich habe bislang nur alles im Dunklen gesehen, aber nach der sehr durchwachsenen ersten Tourismuserfahrung im letzten Jahr sehe ich jetzt schon, dass alles sehr, sehr viel besser sein wird. Und das nicht zuletzt wegen einer ganz hervorragenden Situation: Wir befinden uns ORIGINAL in dem Catskills-Ambiente der Hausmanns in Dirty Dancing. Es stimmt alles, es gibt sogar so eine Treppe, auf der man vor- und zurücktrippeln kann, wir können Wassermelonen tragen, und wenn jetzt noch ein Tanzlehrer mit so einer engen Hose kommt, dann müssen wir Ona noch mal umbriefen. Nach 60 Minuten alleinreisende Frauen an der Poolbar haben wir für die nächsten 7 Tage verabredet: Wir sind seine Mütter. Das könnte klappen.
Auf Mallorca können Sie nach Palma ins Hotel Sant Jaume. Pool auf dem Dach, Pool im Keller.