Als Jonathan klein war, liebte er den Duck Song, müssen Sie sich auf YouTube selber erarbeiten, sonst habe ich wieder wochenlang einen Ohrwurm, das ist mir nicht recht. Jedenfalls ist ja morgen der Abend vor Reinfeiern, und da hätte ich natürlich durchaus Lust, für Frau N und meine Familie zu kochen, konnte mir aber nichts vorstellen, worauf ich Appetit hätte, also befragte Frau N in bewährter Manier das Internet. Von den Vorschlägen, die einliefen, interessierte mich am allermeisten Entenbrust mit Honig-Balsamicoschalotten, zudem hatten wir über Ottolenghipilze gesprochen, und wenn ich über Ottolenghipilze spreche, mache ich sofort auch reflexartig Süßkartoffeln mit Feigen. Das erschien mir alles theoretisch lecker, also beschlossen wir, das in der Praxis zu kaufen und von mir morgen zubereiten zu lassen, mit einer recht großen theoretischen Chance, das letztendlich auch essen zu wollen.
Frau N hatte eigentlich überhaupt nicht geplant, das Haus zu verlassen und musste wählen zwischen selber nach Düsseldorf fahren oder kurz in den Supermarkt, entschied an der Stelle aber schlau. Sie ist eine sehr gute Beifahrerin, sehr kompetent. Wir betraten also den Supermarkt, eine junge Frau steuerte auf sie zu und fragte (Frau N wohlgemerkt, mich würde ja niemals jemand ansprechen): „Entschuldigung, was ist noch mal Lauch?“, und dann kam der allergrößte Hauptunterschied zwischen Frau N und mir zum Tragen. Während ich maximal, wenn überhaupt irgendetwas, gesagt hätte: „Entschuldigung, bitte gehen Sie weiter“, nicht, weil ich unfreundlich sein möchte, sondern weil es ein Reflex wäre, warf sich Frau N kopfüber in die Situation, sagte „Das ist Porree. Wie Frühlingszwiebeln, nur viel größer, so unten weiß, oben grün“. Vier Stationen weiter – es gab im ersten Supermarkt keine Entenbrust, im zweiten gab es nur noch eine Entenbrust und mein Gesicht auf den Vorschlag, ich könne ja selber Entenbrust essen, der Rest äße Steak signalisierte Frau N, dass sie besser einfach alle Supermärkte, die sie kennt, inventarisiert und wir sie der Reihe nach abfahren sollten, so lange, bis wir vier Entenbrüste haben, fanden wir dann also die restlichen drei Entenbrüste, und gegenüber war der Cremes und Oliven-Mann, dessen Cremes ich immer ganz hervorragend fand. Nun hatte ich zwar keinen Appetit auf Cremes, auf alle anderen Sachen aber auch nicht, dann kann eine auch Cremes essen. Also ging ich hin, bestellte ein halbes Töpfchen Pilze, er machte ein Töpfchen ganz voll, dann bestellte ich ein halbes Töpfchen Oliven, er machte es wieder voll, dieses Mal schritt ich ein und sagte „bitte etwas weniger“, er legte noch einen weiteren Löffel nach, ich gab auf und ließ ihn einfach machen, was er möchte, auch die Cremes Auswahl gelang ihm hervorragend, dann bezahlte ich und ging.
Zuhause angekommen fiel mir wieder ein, was ich an Frau N ganz besonders mag: Was ist die wichtigste erste Aktivität, wenn man vom Einkaufen kommt? Richtig. Füße hoch.