A walk in the park

Das finde ich ganz reizend, ich möchte nur dringend hinzufügen: Bitte übernehmen Sie nicht all meine Schimpfwörter. Wir Deutschen sagen nicht die ganze Zeit „Scheiße“, ich bin da vermutlich ein Sonderfall. Ansonsten möchte ich sagen: Schön, dich kennenzulernen, Jasmine. Mein Exfreund John ist in Austin, vielleicht kennst Du ihn.

Ansonsten habe ich heute deutlich weniger gearbeitet, als mir recht war (und ich hätte machen wollen, Menschen riefen an, aber ich war „not available“). Wenn der berühmteste Düsseldorfer Künstler zum konspirativen Date auf die Babyschafwiese lädt, kann man ja schlecht nein sagen, also traten das Kind, der Hund und ich den Aufstieg in den 23. Stock an, um dort einen Künstler in Gummistiefeln zu treffen. Und weil meine Baumarktkunst in der Küche so schlecht ist und ich neulich noch erwähnte, dass ich sein Werk „Remmidemmi Männerrocknroll“ leider anlässlich der Beerdigung meines Vaters von der Wand nahm, um es dann auch postwendend im Haus verlieren zu lassen, schwups, wurde mir zwischen Schafbabys und pfeifendem Wind ein Remmidemmi Litho Exemplar überreicht. Ich bin ein sehr glücklicher Mensch. Vermutlich besitze ich jetzt sogar zwei davon.

Dann rannten wir durch den Wald wie Verrückte, zwischendurch verloren wir meinen Hund, der ja so toll hört, es sei denn, er wird von seinem Kind getrennt, das nach 5 Kilometern laufen erst mal wieder ausgiebig liegen muss und deshalb schon mal nach Hause geht. In dem Fall wird nämlich eine Viertelstunde an der Leine jämmerlich geweint, und als wir so weit voneinander entfernt waren, dass ich mich traute – okay, es war ein wenig riskant – Fiene loszulassen, blieb sie noch etwa 5 Sekunden bei mir, stürzte sich dann Fullspeed und ohne Nachzudenken die Böschung runter (wir liefen auf einem Höhenweg, das Kind war runter gelaufen) und war weg. Ich habe nicht mal mehr gepfiffen, es war klar, dass sie jetzt zum Kind geht. Nach 30 Sekunden ohne Hund am Horizont setzte ich ein optimistisches Gesicht auf, sagte, dass ich hoffe, dass sie Ona noch vor dem Waldausgang einholt, und pfiff noch zweimal, eher, um den Künstler zu beruhigen als mich, mich konnte nichts mehr beruhigen, mein Hund war noch nie weiter als 20 Meter von uns entfernt und rannte jetzt fullspeed querfeldein durch Düsseldorf. Das war nicht optimal. Jedenfalls pfiff ich so, wie ich noch nie gepfiffen habe. Unser Komm-Pfiff ist kurz-kurz, wenn ich sehr viel Nachdruck auf die allgemeine und besondere Dringlichkeit lege kurz-lang. Ich pfiff zweimal. Kurz-ultralang. Und ultralaut, und mit immensem Nachdruck. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn alle Jagdhunde des Niederrheins gekommen wären, so habe ich gepfiffen.

Ich pfiff, pfiff noch mal, zuckte mit den Schultern und lief mit dem geknickten Künstler weiter. Und dann plötzlich überholte uns, vielleicht mit 30 Sekunden Zeitverzögerung, der Hund. Von hinten, völlig unerwartet. Naive Menschen würden jetzt sagen, dass sie wohl doch auf den Pfiff gehört hat. Meinen Hund kennend sage ich, dass sie Ona nicht gefunden hat, dann nicht mehr weiterwusste, weil sie ja nicht gut ist in sich-Sachen-Ausdenken, und dann kam der rettende Pfiff, sonst würde sie jetzt noch immer irgendwo im Wald an einer Kreuzung stehen.

Den Rest des Weges hat sie ausnehmend gut gehört, ganz hervorragend, wir konnten den schlechten Eindruck gut wieder wettmachen.
A walk in the park

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