24.08.2024

Bedrückende Nachrichten überall, drückende Temperaturen, da fällt es schwer, nicht betrübt zu werden. Als ich dann ein klassisches 31-Grad-Essen kochte, vegane Linsensuppe, fiel mir plötzlich wieder ein, dass eines der größten Probleme meines restlichen Lebens erfolgreich gelöst wurde. Das ist doch auch mal was.

Sie erinnern sich vielleicht, dass ich in den letzten Jahren immer mal wieder jammerte, dass ich irgendwann keine Kartoffeln mehr essen kann, weil ich den einzigen Kartoffelschäler, mit dem ich das vernünftig kann, nun seit 1995 besitze und er damals 1 Euro an einem Marktstand gekostet hatte, und dass er zwar noch exakt gleich gut Kartoffeln schält, aber ich mache mir keine Illusionen, dass ich ihn vielleicht überleben könnte. Ich teilte Bilder, niemand kannte das Produkt, ich kaufte Alternativen, die die gleiche Funktion versprachen, billige, nicht so billige, mit keiner einzigen konnte ich Kartoffeln schälen. Puristen würden jetzt vorschlagen, dass ich einfach ein kleines Messer (in dem Haushalt, in dem ich aufgewachsen bin, unter dem Namen „Kartoffelmesser“ bekannt) benutze, aber nein, hab ich probiert, kann ich nicht.

Also benutzte ich stets betrübt den alten Schäler weiter, nahm ihn sogar mit nach Spanien und Frankreich, wo ein Speisefön ist, sind auch Fönkartoffeln, und wenngleich wir die meist mit Schale essen, gibt es Varianten, die ich lieber schäle. So stand ich also mit Frau N in einer normannischen Küche und schälte Kartoffeln, erzählte traurig davon, dass ich irgendwann keine Kartoffeln mehr essen kann, weil der Schäler nicht mehr schälen wird, dann machte Frau N sich die Mühe, auf dem Gerät zu recherchieren, wer der Hersteller ist, und 2 Minuten später hatte ich für 15 Euro fünf exakt gleiche Schäler auf der Herstellerseite bestellt.

Es ist ja nicht so, dass ich sonst vollkommen unbeholfen bin, aber auf die Idee, dass es einen Plastikschäler, den meine Mutter 1995 für 1 Euro an einem Marktstand gekauft hat, 2024 noch exakt baugleich gibt, darauf wäre ich ja nie gekommen, ich hatte schon den ersten Schritt, nämlich nachsehen, ob vielleicht ein Hersteller draufsteht, nicht in Erwägung gezogen. Egal, jetzt habe ich also sechs, drei in der Küchenschublade und drei in der Wohnzimmer-Besteckschublade, und jetzt muss ich nur noch das mit der Rente gut hinkriegen, und dann kann ich 100 werden.

Das war das eine Schöne, das mir heute einfiel, und das andere Schöne ist, dass ich mich wie verrückt auf den nächsten Wahlkampf freue. Der ist natürlich genaugenommen schon dran, aber ich erwarte ganz, ganz Großes! Wie ich las, war nämlich Lars Klingbeil auf der DNC in Chicago, um sich dort Inspirationen für den SPD-Wahlkampf zu holen. Wenn Sie jetzt noch keine Tränen in den Augen haben – sei es vor Lachen oder vor Weinen – können wir uns das kurz ein bisschen gemeinsam vorstellen, ich ziehe daraus viel Freude: Ein vier Tage dauerndes Fest, auf dem die bekanntesten Sozialdemokraten ihren Olaf feiern. Große Reden der Vorgänger, Moment, da ist ja nur noch einer, Gerd Schröder. Nun gut, dann er, klar, schön und persönlich ist es, wenn dessen Frau auch noch spricht, also ruhig auch mal einen Slot für So-yeon reservieren. Ich sehe auch Steinmeier mit einer mitreißenden Rede zum Zustand der Demokratie in Deutschland. Ach nein, das macht der ja nicht, schade. Große Chance verpasst. Britta Ernst kann eine rührende Rede halten, wie sie sich kennengelernt haben, das möchte jede:r wissen. Und dann natürlich die Vertreter aus dem Gegenlager, die dafür plädieren, nicht Friedrich Merz zu wählen, vielleicht Ruprecht Polenz, das könnte ich mir gut vorstellen. Und am Ende kommt unser Kanzler und hält eine alle Herzen brechende Rede, in der er nicht nur menschlich, sondern auch stark und nahbar gleichzeitig wirkt, und dann kommen alle Nichten und Neffen und haben ihn lieb und am Ende gibt’s Ballons. Ja. Das will ich sehen, ich bin schon ganz aufgeregt!